Millionenaufträge des US-Militärs für deutsche Hochschulen

22 deutsche Hochschulen und Forschungsinstitute
haben in den vergangenen Jahren Förderung in Höhe von mehr als zehn
Millionen Dollar aus dem Haushalt des US-Verteidigungsministeriums
erhalten. Die Einrichtungen bestätigten entsprechende Recherchen des
Norddeutschen Rundfunks (NDR) und der Süddeutschen Zeitung. Bei den
Projekten handelt es sich sowohl um Grundlagenforschung als auch um
Rüstungsforschung, zum Beispiel an Sprengstoffen. Gelder des
US-Militärs flossen dabei auch an Universitäten, die sich durch eine
Zivilklausel zur friedlichen Forschung verpflichtet haben.

So erhielt die Ludwig-Maximilians-Universität München vom
US-Verteidigungsministerium 2012 mehr als 470.000 Dollar, um
militärische Sprengstoffe zu verbessern. Die Fraunhofer-Gesellschaft
forschte für die US-Armee an Panzerglas und an Sprengköpfen, die
Universität Marburg an Orientierungssystemen für Drohnen und
„präzisionsgelenkte Munition“. Andere Projekte beschäftigen sich mit
Grundlagenforschung sowie mit sogenannter Dual-Use-Forschung, die
zivil und militärisch genutzt werden kann. An die Wissenschaftler der
Universität des Saarlandes flossen im Januar 2013 über 120.000 Dollar
des „Army Research Laboratory“, um die mathematische Verarbeitung von
Sprachstrukturen zu erforschen. An der Universität Frankfurt am Main
finanzierte das „Department of the Air Force“ mit knapp 160.000
Dollar die Untersuchung von Erdbeben im Iran.

Seit dem Jahr 2000 waren mindestens 18 deutsche Hochschulen an
Forschungsprojekten beteiligt, die das Pentagon bezuschusst hat. Die
Verträge finden sich in einer öffentlichen US-Datenbank und haben ein
Gesamtvolumen von mehr als 9,4 Millionen Dollar. Ein
Max-Planck-Institut, die Fraunhofer-Gesellschaft, das
Alfred-Wegener-Institut und ein Leibniz-Institut erhielten Mittel des
US-Verteidigungsministeriums in Höhe von zusammen 1,1 Millionen
Dollar. Die Einrichtungen bestätigten die Datenbankeinträge. Die
Liste umfasst Vorhaben in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg,
Bremen, Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, im Saarland, in Sachsen
und Thüringen.

Nach Recherchen von NDR und Süddeutscher Zeitung förderte das
Pentagon auch Universitäten, die sich durch eine Zivilklausel auf
eine friedliche Forschung festgelegt haben. Einen Verstoß gegen diese
Vereinbarungen sehen die angesprochenen Hochschulen aber nicht. So
erklärte etwa die Universität Bremen, ein US-finanziertes
Satellitenforschungsprojekt diene der Grundlagenforschung und sei mit
der Zivilklausel vereinbar.

SPD, Grüne und Linke im Bundestag forderten im Radioprogramm NDR
Info, alle Kooperationen transparent zu machen. „Hochschulen sind
staatliche Einrichtungen“, sagte der hochschulpolitische Sprecher der
SPD, Swen Schulz. „Wenn sie Drittmittel einwerben und Kooperationen
eingehen, dann hat die Gesellschaft ein Recht zu erfahren, mit wem
sie kooperieren, was gemacht wird und wie viel Geld fließt?“

Der Norddeutsche Rundfunk und die Süddeutsche Zeitung berichten
seit dem 15.11. in der Serie „Geheimer Krieg“ darüber, wie das
US-Militär und amerikanische Geheimdienste den Kampf gegen den Terror
von Deutschland aus steuern. Die Ergebnisse der Recherche werden als
Artikelserie in der Süddeutschen Zeitung, in der ARD, bei NDR Info,
in dem Buch „Geheimer Krieg“ sowie im Internet auf
www.geheimerkrieg.de veröffentlicht. Dort findet sich auch eine Liste
mit allen bezuschussten Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen.
Am 28.11. sendet Das Erste einen Schwerpunkt zu dem Thema, der mit
einer monothematischen Ausgabe des Magazins „Panorama“ um 21:45 Uhr
beginnt.

Pressekontakt:
Norddeutscher Rundfunk
Presse und Information
Tel.: 040/41562300
presse@ndr.de

http://www.ndr.de
https://twitter.com/ndr

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