Mit einer auf mehrere Jahre angelegten
Bildungsinitiative will der Stifterverband für die Deutsche
Wissenschaft der Debatte um eine bessere Bildung in Deutschland mehr
Richtung und Substanz geben. Dazu hat er erstmals zentrale
Handlungsfelder identifiziert und messbare Bildungsziele für den
Hochschulbereich im Jahr 2020 formuliert. In den kommenden Jahren
wird der Stifterverband in einem jährlichen Hochschulbildungsreport
überprüfen, ob sich das Bildungssystem diesen Zielen annähert, und
Handlungsempfehlungen dazu abgeben. Er wird zudem eigene
Förderprogramme auflegen, die zur Zielerreichung beitragen sollen.
„Wir müssen Bildung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begreifen
und gemeinsame Bildungsziele definieren, an denen Hochschulen,
Politik, Unternehmen und Zivilgesellschaft zusammen arbeiten“, sagt
Andreas Schlüter, der Generalsekretär des Stifterverbandes: „Bildung
ist auf absehbare Zeit das wichtigste Thema. Entscheidend für die
Zukunftsfähigkeit unseres Landes wird es sein, ob wir es schaffen,
jedem Menschen die Chance zu geben, das Beste aus seinen Begabungen
zu machen, unabhängig von Herkunft oder Hintergrund. Dazu will der
Stifterverband jetzt einen noch größeren Beitrag leisten.“
Hintergrund für die Bildungsinitiative des Stifterverbandes ist
die demografische Entwicklung: Der Höchststand bei den
Studienanfängerzahlen ist erreicht. Bis 2020 werden die
Absolventenzahlen kontinuierlich sinken. Gleichzeitig erhöht sich die
Nachfrage nach gut ausgebildeten Akademikern, da geburtenstarke
Jahrgänge aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Um den
Arbeitskräftebedarf der Unternehmen langfristig decken zu können,
müssen Hochschulen neue Studierendengruppen erschließen und dauerhaft
hohe Ausbildungsleistungen erbringen. Berufliche und akademische
Bildung müssen stärker miteinander vernetzt werden, damit sich beide
Systeme auch in Zukunft ergänzen und nicht schwächen. Lebenslanges
Lernen muss zu einer Kernaufgabe der Hochschulen werden.
Um diese übergeordneten Ziele zu erreichen, wird der
Stifterverband mit seiner Bildungsinitiative unter dem Slogan
„Zukunft machen“ in den nächsten Jahren auf sechs Handlungsfeldern
aktiv werden:
1. Chancengerechte Bildung: Bildungschancen von Herkunft und
Hintergrund entkoppeln
2. Beruflich-akademische Bildung: Berufliche und akademische
Bildung durchlässig gestalten
3. Quartäre Bildung: Akademischer Weiterbildung den Weg ebnen
4. Internationale Bildung: Den Austausch mit der Welt befördern
5. Lehrer-Bildung: Qualität und Diversität in der Lehrerbildung
stärken
6. MINT-Bildung: MINT-Bedarf decken und Qualität der MINT-Bildung
erhöhen
Förderprogramme zur Bildungsinitiative
Mit einer Reihe von Förderprogrammen wird der Stifterverband in
den kommenden Jahren eigene Beiträge zur Zielerreichung in den
Handlungsfeldern leisten. 2013 startet er eine ganze Reihe von
Aktivitäten, mit denen er seinen Forderungen und Empfehlungen
Nachdruck verleiht:
Studienpioniere
Mit dem Programm „Studienpioniere“ will der Stifterverband
gemeinsam mit der Stiftung Mercator ungenutzte Bildungspotenziale
mobilisieren. Das Programm setzt den Fokus deshalb auf die
Bildungsbeteiligung von Migranten und von Kindern aus Elternhäusern
ohne akademische Tradition. Im Rahmen des Programms sollen zehn
Fachhochschulen gefördert werden, die sich durch vorbildliche
Konzepte zur Rekrutierung, Studienbegleitung und
Arbeitsmarktintegration der Zielgruppe auszeichnen. Ergänzt wird
dieses Programm durch die Finanzierung von 18 Deutschlandstipendien
für diese Zielgruppe an den ausgewählten Hochschulen.
Qualitätsnetzwerk Duales Studium
Mit dem Qualitätsnetzwerk Duales Studium startet der
Stifterverband eine Initiative, die das Modell des dualen Studiums
qualitativ steigern und quantitativ ausbauen will. Anhand des Modells
dualer Studiengänge sollen innovative Lösungen für die Schnittstelle
von akademischer und beruflicher Bildung in den Blick genommen und
weiterentwickelt werden. In drei Programmphasen werden die
Transparenz und Vielfalt der Angebotslandschaft untersucht, die
maßgeblichen Akteure zum Austausch angeregt und Empfehlungen für die
Weiterentwicklung des dualen Studiums und für zukunftsweisende
Kooperationen zwischen Berufsbildungs- und Hochschulwelt erarbeitet.
Hochschulbildung und das Web
Mit diesem Programm will der Stifterverband die Hochschulen dabei
unterstützen, die Möglichkeiten des Internets besser zu nutzen. Es
werden Gesamtstrategien zur nachhaltigen Nutzung des Webs und
digitaler Medien gefördert. Im Mittelpunkt stehen:
Innovationspotenziale für Lehre und Forschung; neue Möglichkeiten und
Formate für Kommunikation/ Vernetzung/ Internationalisierung;
Verbesserungen für Services; Effizienzgewinne für die governance. Das
Förderprogramm soll zugleich neue Ideen unter „Digital Natives“
generieren, wie die Hochschulen durch das Web weiterentwickelt werden
können. Zentrale Bestandteile sind der Wettbewerb „Wissenschaft goes
Youtube“ und die Studie „Studieren im Web 2.0“.
Bildungscluster
Bildungscluster sind Allianzen regionaler Partner zur besseren
Verzahnung von Bildungsangebot und Arbeitsmarktbedarf. In
erfolgreichen Bildungsclustern arbeiten Partner aus dem
bildungsnahen, dem arbeitsmarktnahen und dem kommunalen Umfeld
strategisch und verbindlich zusammen, um die Zukunftsfähigkeit ihrer
Region zu sichern. Der Stifterverband startet im Frühjahr 2013 einen
Wettbewerb der Ideen: Teilnehmen können regionale Allianzen, die
gemeinsam innovative und kooperative Ansätze der Nachwuchssicherung
realisieren. In der ersten Runde des Wettbewerbs geht es darum, mehr
internationale Studierende anzuziehen. Drei Regionen werden
ausgewählt und gefördert.
Qualitätszirkel Studienerfolg
Mit dem Qualitätszirkel Studienerfolg will der Stifterverband
gemeinsam mit ausgewählten Hochschulen Strategien und konkrete
Maßnahmen entwickeln, mit denen sich bessere Studienerfolge
generieren lassen. Hochschulen sind eingeladen, sich mit ihren
Konzepten zur Verbesserung des Studienerfolges an dem Qualitätszirkel
zu beteiligen. Im Bewerbungsverfahren werden mindestens sechs
Hochschulen ausgewählt, die ihre Konzepte im Qualitätszirkel
Studienerfolg gemeinsam vorantreiben und optimieren, Erfahrungen
austauschen sowie Maßnahmen und übertragbare Modelle für mehr
Studienerfolg weiterentwickeln.
Die Lehrer-Initiative
Mit einer neuen Förderinitiative wollen der Stifterverband und die
Heinz Nixdorf Stiftung die Lehrerbildung an den Hochschulen stärken
sowie die Attraktivität des Lehrerberufs steigern. Grundlegendes Ziel
ist es, die Lehrerbildung in die Mitte der Universitäten zu holen und
sie als wesentliches Element des jeweiligen Hochschulprofils
auszugestalten. Deshalb sollen drei Universitäten für strategische
Konzepte zur Weiterentwicklung der Lehrerbildung mit jeweils 500.000
Euro ausgestattet und über einen Zeitraum von drei Jahren begleitet
werden. Ein Drittel aller Hochschulen, die ein komplettes
Lehramtsstudium anbieten, hat sich bereits an der im vergangenen Jahr
gestarteten Ausschreibung beteiligt.
Mehr Informationen unter: www.stifterverband.de/bildungsinitiative
Pressekontakt:
Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
Moritz Kralemann
Tel.: (0 30) 32 29 82-5 27
E-Mail: moritz.kralemann@stifterverband.de