Bundespräsident überreichte heute in Leipzig
höchstdotierten Umweltpreis Europas – DBU verleiht Auszeichnung
Der Deutsche Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)
ist zum 20. Male vergeben. Aus den Händen von Bundespräsident Joachim
Gauck nahmen heute im Leipziger Gewandhaus der Mitbegründer und
Aufsichtsratschef der SMA Solar Technology AG (Kassel), Günther
Cramer (59), sowie das Forscher-Unternehmer-Duo Dr. Andreas
Bett/Hansjörg Lerchenmüller (beide Freiburg) den mit 500.000 Euro
höchstdotierten Umweltpreis Europas in Empfang. Bett (50) ist
stellvertretender Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare
Energiesysteme ISE, Lerchenmüller (45) Geschäftsführer der Soitec
Solar GmbH. Der Bundespräsident würdigte die Preisträger als
Exponenten für etwas, was ihn auch stolz auf Deutschland mache:
Erfindungsreichtum und Unternehmergeist von Menschen, die das
Wünschenswerte in Machbares zu wandeln versuchten. „Es reicht ja
nicht aus, wenn wir große Worte wählen und politisch korrekt mehr
Nachhaltigkeit wünschen. Sie muss zwar politisch gewollt, aber
unternehmerisch gestaltet und dann gesellschaftlich akzeptiert
werden.“
Die Preisträger hätten mit ihren wegweisenden technischen
Entwicklungen und ihrem persönlichem Einsatz in der Photovoltaik
weltweit neue Maßstäbe gesetzt und sie damit global maßgeblich
vorangebracht, begründete die DBU ihre Auszeichnung. Cramer sei es
gelungen, durch konsequentes Fokussieren auf Forschung und
Entwicklung die SMA von einem kleinen Ingenieurbüro zum global
agierenden Technologie- und Marktführer aufzubauen. Sein Unternehmen
zeichne sich durch hochinnovative Solar-Wechselrichter aus, durch die
der in Photovoltaikanlagen produzierte Gleich- in netzkonformen
Wechselstrom umgewandelt wird.
Bett und Lerchenmüller seien der Prototyp für das erfolgreiche
Zusammenspiel von wissenschaftlicher Exzellenz und unternehmerischem
Mut, begründete die DBU weiter. Gemeinsam seien sie erfolgreich den
weiten Weg von der Vision zum industriellen Produkt gegangen. Mit
ihrer Konzentrator-Technologie, die Sonnenlicht mit hocheffizienten
Mehrfach-Solarzellen und speziellen Sammellinsen weitaus
wirkungsvoller nutzen könne als herkömmliche Silizium-Module, hätten
sie neue Maßstäbe in der Photovoltaik gesetzt. Im Ergebnis würden mit
dieser Technik Modulwirkungsgrade von derzeit etwa 30 Prozent
erreicht, womit die Energieausbeute rund doppelt so groß sei wie bei
der gängigen Technologie.
Dass der Weg zu diesem Erfolg durchaus steinig war, machten die
Preisträger während des Festaktes deutlich. Bett und Lerchenmüller
verwiesen in eingespielten Filmbeiträgen auf die Skepsis, die ihrer
technischen Entwicklung zunächst entgegengeschlagen sei: auf Dächern
montierbare Flachmodule gebe es doch schon. Erst als sie ihre Technik
vom Prototypen in die Praxis hätten umsetzen können, erst als sie
hätten demonstrieren können, dass sie die Funktionsfähigkeit
„komplett im Griff haben“, habe sich diese Skepsis gelegt. Ausgezahlt
habe sich schließlich, dass sie an ihrer Vision festgehalten hätten,
auch über Sonnenkraftwerke zu einer umweltverträglichen
Energieversorgung beizutragen und mit ihrer Technologie
kostengünstiger Energie zu erzeugen, als es die bisher vorhandene
Photovoltaik-Technologie leisten könne. Lerchenmüller: „Wir brauchen
eine Energiewende global. Und wir tragen direkt zur Energiewende bei,
indem wir Kraftwerke in Nordafrika mit unserer Technik installieren
und dieser Strom dann nach Europa transformiert wird. In 20 Jahren
werden wir Strom mit Modulwirkungsgraden über 40 Prozent definitiv
günstiger produzieren als mit allen konventionellen Stromerzeugern.“
Auch Cramer ging im Film auf seine Pionierarbeit ein, die „das
Schönste ist, was man überhaupt machen kann“. Geprägt von der
Auseinandersetzung um die Kernenergie habe er die klare Position
entwickelt, dass eine risikofreie Energieversorgung für Mensch und
Umwelt notwendig sei. Getrieben von dem Motto „Seien wir Realisten
und versuchen das Unmögliche“ habe er sich als begeisterter Ingenieur
der Entwicklung neuer Energieversorgungssysteme gewidmet. Cramer:
„Von konventionell auf erneuerbar umzustellen, das hat man sich
damals noch nicht wirklich zugetraut. Wir wollten demonstrieren, dass
es geht und wollten, dass es nachgeahmt wird von unseren Kollegen in
der Industrie.“ So sei es trotz aller Rückschläge gelungen, den
Wirkungsgrad von Wechselrichtern entscheidend zu erhöhen.
Für die Zukunft sei es nun wichtig, so Cramer, energetische
Insellösungen zu schaffen, über die die 1,3 Milliarden Menschen mit
elektrischer Energie versorgt werden könnten, die heute keinen Zugang
zu Strom und Wasser hätten. Die Technik, die er in den eigenen
SMA-Gebäuden anwende, funktioniere dafür als Modell. Sie könne auch
in abgelegenen Gebieten zum Einsatz kommen. Cramer: „In Zukunft
möchte ich mich gerne darauf konzentrieren, diese Systeme in diesen
armen Regionen in Einsatz zu bringen. Das ist deutlich komplizierter
als all das, was wir mit der Technik bisher gemacht haben. Aber ich
bin mir sicher, dass wir das schaffen werden. Denn es ist die
Voraussetzung, dass diese Menschen überhaupt aus ihrer Armutsspirale
herauskommen.“
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