Viele Kinder klagen in Schleswig-Holstein über
Kopf-, Bauch- oder Rückenschmerzen. Die Folgen sind häufig
Arztbesuche und die Einnahme von Medikamenten. Wie diese künftig
reduziert werden können, zeigt das bundesweit einmalige
Forschungsprogramm ‚fit und stark plus‘, das in den vergangenen fünf
Jahren an Grundschulen in Schleswig-Holstein durchgeführt wurde. Das
Programm überzeugt in mehrfacher Hinsicht: „Es fördert das
Gesundheitsbewusstsein der Kinder, steigert ihr Wohlbefinden und
führt zu einer geringeren Medikamenteneinnahme sowie weniger
Arztbesuchen. Das sind gute Voraussetzungen für eine gesunde
Entwicklung unserer Kinder“, erklärt Dr. Dieter Paffrath,
stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK NORDWEST.
Kernstück des Projekts „fit und stark plus“ Programms ist die
Vermittlung von Selbstverantwortung für die eigene Gesundheit, und
zwar durch geschulte Lehrkräfte im Rahmen des regulären Unterrichts.
Auf spielerische Weise lernen die Kinder zum einen, sich mehr zu
bewegen und zu entspannen sowie gesünder zu essen. Zum anderen lernen
sie Möglichkeiten kennen, Probleme durch eigenes Handeln zu lösen.
Die Sympathie-Figur „Wohli“ begleitet die Kinder dabei. Einige von
den aufeinander abgestimmten Methoden sind Rollen- und
Bewegungsspiele, Fantasiereisen, Entspannungstechniken, das Probieren
gesunder Speisen und die beliebten Wohlfühlkonferenzen. Hierbei
lernen die Kinder, Probleme anzusprechen und gemeinsam Konflikte zu
lösen. Auch die Familien der Kinder werden eingebunden.
Am Programm „fit und stark plus“ nahmen insgesamt 386 Kinder an
Grundschulen in Lübeck und im Kreis Herzogtum Lauenburg teil. Sie
wurden verglichen mit 568 Kindern mit ausschließlichem
Regelschulunterricht und 482 Kindern, die an einem anderen
Präventionsprogramm teilgenommen haben. Diese Kinder kamen aus
Schulen aus ganz Schleswig-Holstein. Das Ergebnis: „Die „fit und
stark plus“-Kinder hatten mehr Handlungsideen, etwas für ihr
Wohlbefinden zu tun und nahmen weniger Medikamente ein als die Kinder
aus den Vergleichsgruppen“, erklärte Prof. Dr. Inke König von der
Universität zu Lübeck.
Bei der Befragung zum Abschluss des Programms berichteten etwa
22,5 % der Kinder mit Regelschulunterricht, dass sie in der letzten
Woche wegen Schmerzen Medikamente eingenommen haben. In der „fit und
stark plus“-Gruppe antworten dies nur 13 %. Außerdem gaben 10,4 % der
Kinder in der „fit und stark plus“-Gruppe an, in der letzten Woche
wegen Schmerzen einen Arzt aufgesucht zu haben. In der Kontrollgruppe
waren es hingegen 12,7 %. Weiter gaben 85,2 Prozent der befragten
„fit und stark plus“-Kinder an, dass sie täglich Sport benötigen, um
sich wohl zu fühlen. Zu Beginn des Projekts waren es lediglich 72,3
Prozent. „Die Kinder wissen mehr über einen gesunden Lebensstil und
haben mehr Ideen, wie sie ihr Wohlbefinden bewahren oder
wiederherstellen können“, sagt Projektleiterin Susanne Samelin, vom
Gemeinnützigen Institut für Prävention und Gesundheitsforschung.
Im Gegensatz zu vielen anderen Präventionsprogrammen wurden die
Selbstverantwortung für die eigene Gesundheit und Faktoren wie
gesunder Lebensstil, Bewegung, Entspannung und Schlaf in einem
Programm vereint und die Wirksamkeit wissenschaftlich untersucht. Das
Programm ‚fit und stark plus‘ ist mit geringem Aufwand in jeden
Grundschulunterricht integrierbar und hat auf die Kinder günstige
Wirkungen in vielen Präventionsbereichen. Das Programm kostet 300
Euro pro Klasse und Schuljahr. Mehr Infos dazu gibt es im Internet
unter www.fitundstarkplus.de oder bei Projektkoordinatorin Susanne
Samelin unter Telefon 0451-69 33 36 30.
Das gemeinnützige Institut für angewandte Prävention und
Gesundheitsforschung hat das Programm entwickelt, die
Forschungsgruppe Schmerzen der Universität Lübeck hat seine Wirkung
überprüft. Kooperationspartner sind die AOK NORDWEST und die
Possehl-Stiftung Lübeck, die das Programm im Rahmen einer
wissenschaftlichen Studie finanzieren.
Pressekontakt:
Jens Kuschel
AOK NORDWEST
Die Gesundheitskasse.
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