Im Rahmen des Symposiums „Metamorphose der Psychiatrie? Psychedelika in der Medizin 2022“ vergab die MIND Foundation ihre höchste Auszeichnung, den MIND Award für herausragende wissenschaftliche Leistungen in der psychedelischen Forschung und Therapie, an Roland Griffiths.
Der Preisträger leitete in den letzten zwei Jahrzehnten mit seinen Studien zu Psilocybin an der John Hopkins University die „psychedelische Renaissance“ ein.
Heidelberg, den 12.09.2022. Für sein Lebenswerk erhielt der Psilocybin-Forscher Roland Griffiths von der John-Hopkins-University den wichtigsten Award, den die MIND Foundation vergibt. Der Award ist mit 4,000 Euro dotiert. Der Preisträger konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht persönlich bei der Preisverleihung dabei sein. Der Empfänger des MIND Award wird vom Wissenschaftlichen Beirat der Organisation bestimmt. Das multidisziplinäre Gremium renommierter WissenschaftlerInnen aus aller Welt wählt eine Person aus, deren Lebenswerk über einen längeren Zeitraum einen bedeutenden und nachhaltigen Beitrag zum Fortschritt der psychedelischen Forschung geleistet hat. Dabei mag es sich um eine Reihe brillanter, einflussreicher theoretischer Veröffentlichungen oder um bahnbrechende empirische Entdeckungen in der Grundlagen- oder Durchbrüche in der klinischen Forschung wie die von Prof. Dr. Roland Griffiths handeln. Das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim führt zusammen mit der MIND Foundation und der Charité-Universitätsmedizin in Berlin mit der EPIsoDE-Studie eine der weltweit größten Forschungsstudien zur Behandlung von Depression mit Psilocybin durch.
Anlässlich der Preisverleihung gratulierten Dr. sc. hum Henrik Jungaberle (Executive Director der MIND Foundation), die Sprecherin des Wissenschaftlichen Beirates der MIND Foundation, Dr. Marta Nari Havenith (Max-Planck-Forschungsgruppenleiterin am Ernst-Strüngmann-Institut für Neurowissenschaften) sowie Prof. Dr. med. Gerhard Gründer (Leiter der Abteilung Molekulares Neuroimaging am ZI in Mannheim).
Statements:
Dr. Henrik Jungaberle: „Innovationen und Fortschritte in Wissenschaft und Therapie gibt es nur, wenn Menschen Neues wagen und mutig vorangehen – und Roland Griffiths ist einer dieser mutigen Pioniere. Nach vielen Jahren der Tabuisierung hat er den Wirkstoff Psilocybin aus der Schmuddel- und Drogenecke rausgeholt und das große therapeutische Potenzial dieser Substanz aus der Klasse ‚Psychedelika erforscht. Mit ihm beginnt das, was wir die psychedelische Renaissance nennen. Wir sind davon überzeugt, dass diese Renaissance für die Psychiatrie und Psychotherapie zu neuen Therapien führen wird. Roland Griffiths hat dafür die Grundlagen geschaffen.“
Dr. Martha Nari Havenith: „Roland Griffiths wissenschaftliche Arbeit war über Jahrzehnte hinweg bahnbrechend darin, schwer greifbare Phänomene und Auswirkungen bewusstseinsverändernder Substanzen der rigorosen Forschung zugänglich zu machen. Seine Studien dienen nicht nur als Wissensgrundlage für zukünftige Forschung in diesem Gebiet, sondern auch als Vorbild für mutige und prinzipientreue Wissenschaft. Der 25-köpfige wissenschaftliche Beirat der MIND Foundation hat deshalb einstimmig beschlossen, Roland Griffiths zum Preisträger zu ernennen.“ Prof.
Dr. Gerhard Gründer: „Wir gratulieren Roland Griffiths zum MIND Award für herausragende wissenschaftliche Leistungen – und sind stolz darauf, dass wir den Staffelstab aufgreifen und nach vielen Jahren des Stillstands sowie der Stigmatisierung psychedelischer Forschung seit zwei Jahren in Deutschland die Wissenschaft zur Behandlung mit Psilocybin fortsetzen können. Das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit hat vor zwei Jahren die Federführung bei der EPIsoDE-Studie übernommen, eine der weltweit größten Studien zur Behandlung von DepressionspatientInnen mit Psilocybin, dem Wirkstoff aus den sogenannten ‚Zauberpilzen . Roland Griffiths hat die Weichen für diese Forschung gestellt. Dafür sind wir ihm dankbar.“
Über den Preisträger Roland Griffiths
Roland Griffiths ist Professor in der Abteilung für Psychiatrie und Neurowissenschaften an der medizinischen Fakultät der Johns Hopkins University und Gründungsdirektor des Johns Hopkins Center on Psychedelic and Consciousness Research. Sein Hauptforschungsschwerpunkt sowohl in klinischen als auch in präklinischen Arbeiten liegt bei der Erforschung des Verhaltens und der subjektiven Auswirkungen von stimmungsverändernden Medikamenten. Er hat umfangreiche Forschungen mit Beruhigungsmitteln, Hypnotika, Koffein und neuartigen stimmungsverändernden Medikamenten durchgeführt.
Im Jahr 1999 initiierte er ein Forschungsprogramm zur Untersuchung der Auswirkungen des klassischen Psychedelikums Psilocybin, das Studien an gesunden Freiwilligen, an Anfängern und Langzeitmeditierenden sowie an religiösen Führungspersönlichkeiten umfasste. Therapeutische Studien mit Psilocybin schließen die Behandlung von psychischem Stress bei Krebspatienten, bei der Raucherentwöhnung und sowie bei schweren Depressionen. Bei weiteren Studien wurden die Auswirkungen von Salvinorin A, Dextromethorphan und Ketamin untersucht, die veränderte Bewusstseinszustände hervorrufen und gewisse Ähnlichkeiten mit Psilocybin aufweisen.
Einem breiten Publikum in den USA und Europa wurde der Wissenschaftler durch die Netflix-Serie „Verändere dein Bewusstsein“ nach dem gleichnamigen Buch von Michael Pollan bekannt. Die zweite von insgesamt vier Folgen beschäftigt sich mit dem Wirkstoff Psilocybin und berücksichtigt ausführlich die Forschungen von Roland Griffiths.