Der deutsche Biophysiker Jens Frahm hat heute in Paris,
Saint-Germain-en-Laye, den Europäischen Erfinderpreis 2018 in der
Kategorie „Forschung“ erhalten. Damit zeichnete das Europäische
Patentamt (EPA) den Max-Planck-Wissenschaftler für seine
bahnbrechenden Innovationen auf dem Gebiet der
Magnetresonanztomographie (MRT) aus: Die FLASH-Technik (Fast Low
Angle Shot), die der Erfinder 1985 entwickelte und welche die
Bildgebungszeiten von Minuten auf Sekunden reduzierte, ermöglichte
eine breite Anwendung der MRT in der klinischen Praxis. Mit seiner
Nachfolgeerfindung (FLASH2) werden heute sogar „MRT-Videos“ in
Echtzeit von der menschlichen Physiologie erstellt.
Erik Loopstra und Vadim Banine (http://ots.de/H9MAFZ) gewinnen den
Publikumspreis. Sie erhielten die meisten unter den Tausenden online
abgegebenen Stimmen. Das Erfinderteam entwickelte bei ASML und mit
dem deutschen Optikunternehmen ZEISS die Extrem UV-Lithografie (EUVL)
zur Herstellung schnellerer und leistungsstärkerer Chips.
Insgesamt wurden sechs Preisträger aus sieben Ländern
ausgezeichnet, darunter vier Erfinderinnen. Seit der erstmaligen
Vergabe im Jahr 2006 wurden noch nie so viele Frauen wie in diesem
Jahr geehrt.
Die Gewinner der einzelnen Kategorien: Agnès Poulbot und Jacques
Barraud (verstorben) (http://ots.de/yJ7peH) aus Frankreich gewannen
mit ihrer Entwicklung eines sich selbst erneuernden Reifenprofils für
Schwerlastfahrzeuge in der Kategorie „Industrie“. Die amerikanische
Chemieingenieurin Esther Sans Takeuchi (http://ots.de/dgS0Qe) wurde
für langlebige, kompakte Batterien in implantierbaren
Kardioverter-Defibrillatoren (ICDs) in der Kategorie
„Nicht-EPO-Staaten“ geehrt. Die irische Produktdesignerin Jane ní
Dhulchaointigh (http://ots.de/pl4pvp) und ihr Team erhielten die
Auszeichnung für die Erfindung eines Mehrzweckklebstoffes für die
Reparatur und Umgestaltung von Alltagsgegenständen in der Kategorie
„KMU (Kleine und mittlere Unternehmen)“.
Auch der Award für das Lebenswerk ging an eine Frau, an die
Schweizer Physikerin Ursula Keller (http://ots.de/oIKLDp) für ihre
Entwicklung der maßgeblichen Technologie für ultraschnelle Pulslaser
in zahlreichen industriellen und medizinischen Anwendungen.
„Der Erfindungsreichtum und die Kreativität der diesjährigen
Preisträger des Europäischen Erfinderpreises unterstreichen Europas
Attraktivität als Technologie-Spitzenregion für Wissenschaftler und
Erfinder aus der ganzen Welt“, sagte EPA-Präsident Benoît
Battistelli. „Die Erfindungen von Jens Frahm haben das diagnostische
Potenzial der Magnetresonanztomographie (MRT) für die öffentliche
Gesundheitsversorgung erschlossen. Sie haben der MRT den Weg geebnet
und sie als Standardtechnologie der modernen medizinischen Diagnostik
etabliert. So hat sie in den vergangenen Jahrzehnten Millionen von
Patienten geholfen. Ich freue mich besonders, dass in diesem Jahr der
große Beitrag, den Erfinderinnen in vielen traditionell von Männern
dominierten Bereichen leisten, Anerkennung findet.“
An der Preisverleihung im Théâtre Alexandre Dumas nahmen rund 600
Gäste aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, geistiges Eigentum und
Wissenschaft teil. Der Preis wird jährlich vom EPA verliehen, um
herausragende Erfinder aus Europa und der ganzen Welt zu würdigen,
die mit ihrer Erfindung einen maßgeblichen Beitrag zu
gesellschaftlicher Entwicklung, technologischem Fortschritt und
wirtschaftlichem Wachstum geleistet haben. Die Preisträger wurden von
einer unabhängigen, internationalen Jury
(http://www.epo.org/learning-events/european-inventor/jury_de.html)
unter mehr als 500 Erfindern und Erfinder-Teams für die diesjährige
Preisverleihung ausgewählt.
Der deutsche Preisträger des Europäischen Erfinderpreis 2018 in
der Kategorie Forschung: Jens Frahm – Schnellere MRT in Echtzeit
Anfang der 1980er Jahre untersuchte Jens Frahm innerhalb eines
Forschungsteams am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in
Göttingen die Grundlagen eines damals neuen Konzepts: der sogenannten
Kernspinresonanzspektroskopie (NMR), der Schlüsseltechnologie der
MRT. Zwar diagnostizierte die MRT im Vergleich zum Röntgen
Erkrankungen wie Gehirntumore und Herzfehler genauer, das Verfahren
erwies sich indes als zu langsam für die medizinische Praxis. Frahm
beschleunigte dieses Verfahren, indem er nur einen kleinen Teil des
MRT-Signals für jede der vielen individuellen Messungen verwendete.
So erhielt er innerhalb von Sekunden alle notwendigen Aufnahmen für
ein hochauflösendes MRT-Bild: „Mit der FLASH Technik haben wir die
Wartezeiten eliminiert. Und das hat im Grunde die gesamte moderne MRT
eingeleitet“, erklärt der Erfinder. Der Rest ist Geschichte: Führende
Hersteller übernahmen Frahms FLASH-Technik und
Magnetresonanztomographen wurden zu einem Standardinstrument in der
Medizin. Das MRT-Verfahren gehört zu den sichersten medizinischen
Diagnoseverfahren. Heute werden weltweit mehr als 100 Millionen
Untersuchungen pro Jahr in Krankenhäusern durchgeführt – jede
einzelne nutzt Frahms Technologie.
Jens Frahm brachte 25 Jahre damit zu, die nächste
Entwicklungsstufe des Bildgebungsverfahrens zu entwickeln: FLASH2 aus
dem Jahr 2010 nutzt moderne Computerbildrekonstruktion, um die
weltweit ersten MRT-Filme mit Aufzeichnungsgeschwindigkeiten von bis
zu 50 Bildern pro Sekunde zu erzeugen.
„Im Grunde verschieben wir die MRT von einem Zustand der
Fotografie zu einem Zustand des Films. Wir haben eine neue Methode
entwickelt, mit der man erstmals direkt beliebige physiologische
Vorgänge im Körper – jede Art von Körperfunktionen – abbilden bzw.
filmen kann“, sagt Jens Frahm. FLASH2 gibt Ärzten eine neue Methode
an die Hand, mit der sie schlagende Herzen, Gelenkbewegungen und
komplexe Prozesse wie Schlucken oder Sprechen beobachten und neue
diagnostische Erkenntnisse erlangen können. FLASH2 wird derzeit an
Universitäten in Deutschland, Großbritannien und den USA für den
klinischen Einsatz getestet.
Über vier Jahrzehnte engagierte Forschung
Jens Frahm ist heute Direktor der Biomedizinischen NMR Forschung
GmbH. Das Non-Profit-Unternehmen wurde 1993 am Göttinger MPI für
biophysikalische Chemie mit dem Ziel gegründet, die FLASH-Forschung
weiter auszubauen. Der Biophysiker koordiniert hier zahlreiche
Forscher, die an der diagnostischen Anwendung der Echtzeit-MRT-Bilder
arbeiten, die mittels FLASH2 erstellt wurden. Die FLASH-Plattform ist
derzeit das profitabelste Patent der Max-Planck-Gesellschaft. Als
herausragender Wissenschaftler erhielt Frahm die höchsten
Auszeichnungen im Bereich der medizinischen Bildgebung. 2016 wurde er
für seine Pionierarbeit in der MRT in die Hall of Fame der deutschen
Forschung aufgenommen – einer ausgewählten Gruppe, die nur aus 20
Forschern besteht. „Ich habe mein ganzes Leben lang an der MRT
gearbeitet. Für mich als Physiker ist dies eine wunderbare
Gelegenheit, etwas Nützliches, etwas Sinnvolles zu tun, von dem
Millionen von Menschen profitieren“, sagt der Erfinder.
Medienmaterial zu Jens Frahm
Kurzfilm über den Erfinder (YouTube)
(https://www.youtube.com/watch?v=lYQXsMWfJT4)
Download von Videos in Übertragungsqualität (HD): Deutsche
Synchronisation (http://ots.de/KofY8d), B-roll (http://ots.de/mbl6sp)
und cleanfeed (EPA-Media-Center / http://ots.de/ZN6A4X
Weiteres Foto- und Video-Material (http://ots.de/Vmi7SN)
Lesen Sie mehr über den Erfinder (http://ots.de/3bDOcP)
Ein Blick auf die Patente:
EP0191431 (http://ots.de/vQVI9d),
EP2699926 (http://ots.de/zOEKYV),
EP2550541 (http://ots.de/CFb3Rr)
Hinweis an die Redaktionen: Verfügbarkeit des Film- und
Fotomaterials am 7. Juni 2018
– Fotos von der Preisverleihung in Paris, Saint-Germain-en-Laye in
Druckqualität werden ab 11.30 Uhr MEZ fortlaufend auf der EPA
Mediathek (http://ots.de/EDJGe2) eingestellt.
– Das EPA bietet redaktionelles, lizenz- und kostenfreies
Bewegtbildmaterial von der Preisverleihung und über die
Preisträger in HD- und SD-Qualität in der EPA Mediathek
(http://ots.de/ozXcRJ) ab 15.30 Uhr MEZ an.
– Weitere Informationen (inklusive Video-, Foto- und Textmaterial)
über alle 15 Finalisten finden Sie in der EPA Mediathek
(http://ots.de/op5129).
– Die Preisverleihung kann live oder on-demand auf der EPA
Webseite (http://www.epo.org/index_de.html), der EPA
Facebook-Seite (https://www.facebook.com/europeanpatentoffice)
oder über die „Innovation TV“ Smart TV App des EPA
(https://www.youtube.com/watch?v=_wLJRE7MoMY&feature=youtu.be)
verfolgt werden.
Über den Europäischen Erfinderpreis
(http://www.epo.org/learning-events/european-inventor_de.html)
Über das Europäische Patentamt (EPA)
(http://www.epo.org/news-issues/press/background/epo_de.html)
Pressekontakt:
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Direktorin Externe Kommunikation
Rainer Osterwalder
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