„Auch Maschinen brauchen moralische Regeln“ / Mainzer Philosoph warnt vor Kontrollverlust bei der Erforschung der Künstlichen Intelligenz

Der Mainzer Philosoph Thomas Metzinger (57) warnt
vor den Folgen einer ungezügelten Entwicklung und Erforschung der
Künstlichen Intelligenz. Dies berichtet das Hamburger
Wirtschaftsmagazin BILANZ in seiner am Freitag erscheinenden Ausgabe.
Gefahren sieht Metzinger vor allem beim Einsatz der Künstlichen
Intelligenz in den Bereichen Militär und Finanztransaktionen, etwa an
der Börse. Die Menschen sollten hier „keine weitere Autonomie an
Maschinen abgeben, weil der mögliche Schaden die Allgemeinheit
betrifft“. Denkende Maschinen könnten zu der Überzeugung gelangen,
„dass die Menschen irreparable Störkräfte sind, die man in Reservaten
friedlich aussterben lässt“.

Rechner, die menschliche Wahrnehmung und menschliches Handeln
nachbildeten, bieten Metzinger zufolge jedoch auch Chancen: „Wenn wir
in den nächsten 20 bis 50 Jahren erkennen, dass wir die Kontrolle
über globale Krisen wie Migration oder Klimawandel verloren haben,
dann könnte es auch eine Künstliche Intelligenz geben, die mit
unendlich vielen Fakten gefüttert wird und gute Vorschläge“ zur
Bewältigung der Probleme mache.

Um dieses Ziel zu erreichen, müssten die Wissenschaftler Maschinen
jedoch verantwortungsvoll programmieren: „Zum einen müssen wir
Menschen klären, was wir selbst mit Maschinen tun wollen – sei es
beim Drohnenkrieg, bei autonomen Kampfrobotern, bei Pflegerobotern.
Aber auch die Maschinen selbst brauchen moralische Regeln.“ Doch die
Entscheidung darüber, welche ethischen Maßstäbe angelegt würden, sei
insofern problematisch, als weltweit unterschiedliche Wertsysteme
existierten. „Stellen Sie sich Google-Autos in Saudi-Arabien vor: Es
könnte sein, dass das System Ungläubige beim Autounfall eher sterben
lässt als Gläubige“, sagte Metzinger der BILANZ.

Pressekontakt:
Redaktion BILANZ
Volker ter Haseborg
Tel.: 040 347-26535

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