Nürnberg, 29. Oktober 2015 – Über ein Drittel des deutschen Bruttoinlandsprodukts wird durch Projekte erwirtschaftet, Tendenz steigend: Denn der Trend zu projekthaften Arbeitsformen nimmt weiter zu. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V. zur „Makroökonomischen Vermessung der Projekttätigkeit in Deutschland“. Im Jahr 2018, so prognostizieren die Studienautoren, wird die Bruttowertschöpfung durch Projekte bereits über 40 Prozent ausmachen.
Projektarbeit auf dem Vormarsch
Für die in Zusammenarbeit mit der EBS Universität für Wirtschaft und Recht entwickelte Studie wurde auf Basis einer repräsentativen Stichprobe von 500 Unternehmen der Anteil der Projektarbeit an der Gesamtarbeitszeit ermittelt. Mit der Auswertung liegt erstmals eine wissenschaftlich fundierte Querschnittsanalyse zur volkswirtschaftlichen Bedeutung der Projektwirtschaft in Deutschland vor. Zentrales Ergebnis: Gemessen an der Gesamtarbeitszeit betrug der Anteil der Projektarbeit in Deutschland im Jahr 2013 34,7 Prozent. Mit der Bruttowertschöpfung gleichgesetzt, entspricht dies einem Umfang von 877 Milliarden Euro. Damit ist der Anteil der Projektarbeit in der deutschen Wirtschaft im Untersuchungszeitraum von 2009 bis 2013 um knapp 20 Prozent gestiegen.
„Während lange Zeit ein stetiges unternehmerisches Handeln möglich und erfolgsversprechend war, erleben wir seit zwei Jahrzehnten, wie das Innovationstempo rasant steigt“, erklärt die Vorstandvorsitzende der GPM, Professor Yvonne Schoper. „Zahlreiche Aufgaben“, so Schoper weiter, „lassen sich inzwischen nur noch in Projekten abwickeln. Unsere Studie belegt die hohe strategische Bedeutung von Projekten für die Wettbewerbsfähigkeit klar mit Zahlen – und demonstriert letztlich, dass Projektarbeit Unternehmen erfolgreicher macht.“ Durchschnittlich knapp 45 Prozent der Arbeitszeit entfallen in Organisationen mit einem hohen Innovationserfolg auf Projekte, während Unternehmen mit einem geringen Innovationserfolg einen Anteil von rund 20 Prozent aufweisen.
Vermeintlich projektferne Wirtschaftszweige holen auf
Mit Blick auf die branchenspezifische Ausprägung stehen das Baugewerbe und Unternehmensdienstleister wie Beratungsunternehmen an der Spitze der Projektwirtschaft: Hier entfielen 80 bzw. 60 Prozent der Arbeitszeit auf Projekte. Während in diesen traditionell projektbasierten Branchen zukünftig keine oder nur geringe Steigerungsraten zu erwarten sind, identifiziert die Studie vermeintlich projektferne Branchen als entscheidende Wachstumstreiber. So war der stärkste Anstieg der Projektarbeit mit über 54 Prozent im Untersuchungszeitraum im Öffentlichen Dienst zu verzeichnen. Für die nächsten Jahre werden die höchsten Steigerungsraten in den Branchen Handel, Verkehr und Gastgewerbe erwartet. Dort hat die Projektarbeit zwischen 2009 und 2013 bereits um über 40 Prozent zugenommen. „Dieser Anstieg wird sich nahezu ungebremst bis ins Jahr 2019 fortsetzen, so dass dort bis zu 60 Prozent der Tätigkeiten über Projekte abgewickelt werden könnten“, kommentiert Schoper.
Projekte in Deutschland überdurchschnittlich erfolgreich
Über alle Branchen hinweg verlaufen Projekte in Unternehmen und Institutionen laut der Studie überdurchschnittlich erfolgreich. Mit einer Erfolgsrate von knapp 75 Prozent kann die überwiegende Mehrheit der Projekte nicht nur in der Ergebnisqualität überzeugen, sondern wird auch im Rahmen der gesetzten Termine und Kosten realisiert. „Die Studie bestätigt damit die These vom “Projektland Deutschland“. Die Erfolgsindikatoren verdeutlichen nicht nur, dass sich die Wirtschaft auf diese spezifische Form der temporären Organisation eingestellt hat. Sie zeigen auch, dass es sich für Unternehmen im Wortsinn auszahlt, Projektmanagement als Geschäftsprozess zu beherrschen“, lautet das Fazit der Vorstandsvorsitzenden.