Auf einer Wissenschaftler-Tagung zum Thema „Big
Data in der Medizin“ hat das gastgebende Hasso-Plattner-Institut
(HPI) eine neue Lösung präsentiert, mit der in Minutenschnelle die
für einen Krebspatienten optimale Chemotherapie ermittelt werden
kann. Bislang dauerte es oft Wochen, bis Onkologen den weltweit
wachsenden Bestand an Daten über Untersuchungs- und Test-Ergebnisse
ausgewertet hatten. Zusammen mit dem Berliner Forschungspartner
Charité setzt das Potsdamer Institut eine von ihm entwickelte
Höchstgeschwindigkeits-Datenbank ein. Dadurch können Ärzte zum
Beispiel das Ansprechen von Tumoren auf bestimmte Medikamente besser
vorhersagen und die Wirkstoffmengen reduzieren.
„Krebsforscher versetzen wir außerdem in die Lage, Zusammenhänge
zwischen Varianten in den Erbanlagen von Patienten und der Wirkung
von Medikamenten bei diesen zu ermitteln“, erläuterte HPI-Direktor
Prof. Christoph Meinel auf dem Symposium, dessen Mitveranstalter die
Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina ist. Nach Meinels
Worten können Annahmen erstmals innerhalb von Minuten überprüft und
Indikatoren für die Auswahl von bestimmten Kombinations-Therapien
abgeleitet werden.
„Wir kombinieren Daten historischer Fälle, um bei der Auswahl der
passenden Behandlung für akute Patienten zu unterstützen“, sagte
HPI-Wissenschaftler Dr. Matthieu-P. Schapranow. Die Informationen
über Patienten, Tumore und Medikamentenwirkungen würden mit neusten
medizinischem Wissen aus aller Welt verknüpft. „Ein mathematisches
Modell bewertet die Daten verschiedener Patienten und ermöglicht so
eine Prognose der individuellen Ansprache eines einzelnen Patienten
auf ein spezifisches Medikament in Echtzeit“, unterstrich Schapranow.
Er verwies auf Untersuchungen amerikanischer Forscher aus dem Jahr
2012, nach denen drei von vier Chemo-Therapien nicht den gewünschten
Erfolg erzielten. Auf dem Kölner PerMediCon-Kongress zur persönlichen
Medizin waren die Potsdamer und Berliner Forscher für ihre Lösung
“Drug Response Analysis“ vergangene Woche mit dem ersten Preis
ausgezeichnet worden.
An dem Potsdamer Symposium zur Nutzung riesiger Datenmengen in der
Medizin nehmen am 1. und 2. Juli mehr als 80 geladene Forscher und
Industrievertreter teil. Ihnen geht es darum, internationale Ansätze
in der biomedizinischen Grundlagenforschung, der individualisierten
Medizin und der klinischen Praxis zu erörtern. Auch Lösungsansätze
für Probleme der Handhabung, Interpretation und Verwendung riesiger
Datenmengen sollen diskutiert werden.
Zu den Referenten des Symposiums, das Brandenburgs
Wissenschaftsministerin Prof. Sabine Kunst eröffnet, gehören unter
anderem die Professoren Detlev Ganten (Charité, Berlin), Heyo Krömer
(Universitätsmedizin, Göttingen), Thomas Lengauer
(Max-Planck-Institut, Saarbrücken), Rudi Balling (Centre for Systems
Biomedicine, Luxemburg) und Gérard Krause (Helmholtz-Zentrum für
Infektionsforschung, Braunschweig). HPI-Direktor Prof. Christoph
Meinel stellt Anwendungen der Echtzeit-Analyse von riesigen
Datenmengen in der personalisierten Medizin vor. Als Mitgastgeber
wird der Humangenetiker Prof. Peter Propping, Mitglied des
Leopoldina-Präsidiums, ein Grußwort halten.
Die Ergebnisse des Symposiums werden dokumentiert und vom HPI zur
Nutzung auf dem HPI-Portal www.tele-task.de bereitgestellt. Auf dem
bevorstehenden World Health Summit sollen die Ergebnisse des
Symposiums am HPI in Workshops aufgegriffen und weitergeführt werden.
Der siebte World Health Summit findet vom 11.-13. Oktober 2015 mit
mehr als 1.200 Teilnehmern aus über 80 Ländern im Auswärtigen Amt in
Berlin statt (www.worldhealthsummit.org).
Kurzprofil Hasso-Plattner-Institut
Das Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH
(https://hpi.de) in Potsdam ist Deutschlands universitäres
Exzellenz-Zentrum für IT-Systems Engineering. Als einziges
Universitäts-Institut in Deutschland bietet es den Bachelor- und
Master-Studiengang „IT-Systems Engineering“ an – ein besonders
praxisnahes und ingenieurwissenschaftliches Informatik-Studium, das
von derzeit 480 Studenten genutzt wird. Die HPI School of Design
Thinking, Europas erste Innovationsschule für Studenten nach dem
Vorbild der Stanforder d.school, bietet jährlich 240 Plätze für ein
Zusatzstudium an. Insgesamt zehn HPI-Professoren und über 50 weitere
Gastprofessoren, Lehrbeauftragte und Dozenten sind am Institut tätig.
Es betreibt exzellente universitäre Forschung – in seinen zehn
IT-Fachgebieten, aber auch in der HPI Research School für Doktoranden
mit ihren Forschungsaußenstellen in Kapstadt, Haifa und Nanjing.
Schwerpunkt der HPI-Lehre und -Forschung sind die Grundlagen und
Anwendungen großer, hoch komplexer und vernetzter IT-Systeme. Hinzu
kommt das Entwickeln und Erforschen nutzerorientierter Innovationen
für alle Lebensbereiche. Das HPI kommt bei den CHE-Hochschulrankings
stets auf Spitzenplätze. Mit openHPI.de bietet das Institut seit
September 2012 ein interaktives Internet-Bildungsnetzwerk an, das
jedem offen steht.
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HPI-Pressestele: presse@hpi.de. Pressesprecher Hans-Joachim Allgaier,
M.A., Tel. +49 (0)331 5509-119