Die Überlebenschancen für junge Krebspatienten,
die einen Rückfall erlitten haben, sind bisher dramatisch schlecht.
Das INFORM-Pilotprojekt am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in
Heidelberg gibt diesen Kindern durch maßgeschneiderte Therapien nun
eine zweite Chance.
Mirko war ist drei Jahre alt, als sich sein ganzes Leben
verändert. Bis dahin war er ein fröhliches und gesundes Kind. „Dann
bemerkten wir erste Ausfallerscheinungen. Mirko konnte plötzlich nur
noch schwankend gehen“, erinnert sich seine Mutter. Untersuchungen im
Krankenhaus ergaben die niederschmetternde Gewissheit: „Hirntumor“.
Auf die Diagnose folgte eine große Tumor-Operation wiederum gefolgt
von einer intensiven Strahlen- und Chemotherapie.
Vier Jahre ist das mittlerweile her. Alles sah gut aus. Da
Rückfälle bei dieser Art von Tumor typischerweise nach relativ kurzer
Zeit auftreten, hatte Mirkos Familie große Hoffnung, den Krebs
besiegt zu haben. Mirko überstand Monate und sogar Jahre, ohne dass
bei den regelmäßigen Kontrollen ein neuer Tumor entdeckt werden
konnte. Doch Anfang dieses Jahres, knapp drei Jahre nach der ersten
Erkrankung, diagnostizierten die Ärzte erneut einen Tumor im Kopf des
Kindes.
Kaum Überlebenschancen für Siebenjährigen
Die Ärzte räumten dem heute Siebenjährigen kaum Überlebenschancen
ein. „Die Heilungsrate von Krebserkrankungen bei Kindern im ersten
Therapiedurchgang liegt bei fast 80 Prozent“, erklärt Professor
Stefan Pfister vom DKFZ. Die Chancen, nach einem Rückfall geheilt zu
werden, stünden jedoch umso schlechter: Sie beträgt gerade mal zehn
Prozent. Bei einem Großteil dieser Rückfallpatienten wird wegen der
ohnehin schlechten Prognose auf eine weitere OP und die genaue
Untersuchung des Tumormaterials verzichtet. Nicht so bei Mirko: Seine
Ärzte entschieden sich für eine weitere Operation und schickten das
gewonnene Tumormaterial zur genetischen Analyse an die Heidelberger
Experten um Professor Pfister.
Pfister leitet am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) das
gemeinsam vom Deutschen Krebskonsortium, von der Deutschen Krebshilfe
und von der Kinderkrebsstiftung geförderte Projekt „Individualisierte
Therapie für Rückfälle von bösartigen Tumoren bei Kindern“, kurz
INFORM. Bei dem bundesweiten Projekt erhalten die Forscher, zu denen
neben Pfister auch Prof. Angelika Eggert von der Berliner Charité
sowie Prof. Olaf Witt und Prof. Peter Lichter vom DKFZ gehören,
Proben von Tumoren, die auf keine gewöhnliche Therapie mehr
ansprechen. Dieses Material wird dann einer genetischen Analyse
unterzogen. Auf Basis der gewonnenen Ergebnisse sollen alternative
Therapieansätze ausgemacht werden, die die jeweilige Tumorart
zielgerichtet angreifen.
Ein Lichtblick für Mirko
Das Projekt ist derzeit noch in der Pilotphase. Momentan wird die
nötige Infrastruktur zur Vernetzung der mehr als 50 angeschlossenen
Zentren aufgebaut. Gleichzeitig nehmen schon etwa 45 Kinder an dem
Projekt teil. Für Mirkos Mutter ist die Teilnahme ein Lichtblick in
schwerer Zeit: „Die Ärzte konnten einen vielversprechenden Wirkstoff
gegen diese Tumorart ausmachen.“ Nachdem die Perspektiven anfangs
fast aussichtslos waren, schöpft die Familie wieder Hoffnung. Die
erste Kontrolluntersuchung ist in zwei Monaten.
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