EFI-Gutachten: Deutschland verliert zu viele seiner Spitzenforscher

Die besten deutschen Wissenschaftler gehen ins
Ausland – und kommen nicht mehr zurück. Davor warnen
Regierungsberater. Für Spitzenforscher sei das deutsche
Forschungssystem derzeit nicht attraktiv genug. Darunter leide die
Forschungsqualität in Deutschland, heißt es im aktuellen Gutachten
der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI).

Insgesamt hat Deutschland laut EFI-Bericht im internationalen
Vergleich eine „eher mäßige“ und „ernüchternde“ Bilanz von Zu- und
Abwanderung bei Wissenschaftlern aufzuweisen. Zwischen 1996 und 2011
sind 19.000 Forscher nach Deutschland gekommen, aber 23.000 sind ins
Ausland gegangen. Mit einem negativen Saldo von 4.000 Abgewanderten
liegt Deutschland im internationalen Vergleich lediglich an 19.
Stelle und damit deutlich hinter vielen anderen OECD-Staaten.
Besonders problematisch sind aus Sicht der Experten die
Qualitätsunterschiede zwischen zu- und abwandernden Wissenschaftlern.
Die Qualität eines Forschers wird daran gemessen, wie oft er in
Fachzeitschriften zitiert wird. Auch diese Bilanz fällt für
Deutschland klar negativ aus: Die Abwandernden sind im Schnitt besser
als die Zuwandernden. „Die internationale Wissenschaftlermobilität
führt tendenziell zu einer Reduktion der Forschungsqualität in
Deutschland“, urteilen die Experten.

Deutlich besser als Deutschland schneiden etwa die USA, die
Schweiz, Dänemark und Kanada bei der Zu- und Abwanderung von
Wissenschaftlern ab. Insbesondere die USA, die Niederlande und
Großbritannien schaffen es, die besten ihrer ins Ausland
abgewanderten Forscher ins Land zurückzuholen.

Ganz anders ist die Situation in Deutschland: „Die Besten wandern
ab, kehren aber nur selten nach Deutschland zurück. Sie verbleiben an
attraktiven Forschungsdestinationen im Ausland“, schreibt die
Kommission. Dort bilden sie in vielen Fällen die größte
Zuwanderergruppe, etwa in den USA oder in mehreren europäischen
Ländern wie zum Beispiel Dänemark, Großbritannien und der Schweiz.

Die Experten fordern die Politik auf, das deutsche
Wissenschaftssystem an der Spitze noch wettbewerbsfähiger zu machen
und eine gute Grundfinanzierung und exzellente Projektfinanzierung
für die öffentliche Forschung sicherzustellen, um mehr
Spitzenforscher nach Deutschland zu holen. Deutschland muss sich
stärker bemühen, internationale Talente zu gewinnen und insbesondere
die besten jungen Wissenschaftler in der Doktoranden- und
PostDoc-Phase nach Deutschland zu holen und zu halten. Die
Einwanderungsregelungen für ausländische Forscher und ihre Familien
sollten deutlich erleichtert werden.

Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) leistet
wissenschaftliche Politikberatung für die Bundesregierung und legt
regelmäßig Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer
Leistungsfähigkeit Deutschlands vor. Wesentliche Aufgabe der EFI ist
es dabei, die Stärken und Schwächen des deutschen Innovationssystems
im internationalen und zeitlichen Vergleich zu analysieren und die
Perspektiven des Forschungs- und Innovationsstandorts Deutschland zu
bewerten. Auf dieser Basis entwickelt die EFI Vorschläge für die
nationale Forschungs- und Innovationspolitik.

Das gesamte Gutachten finden Sie unter: www.e-fi.de

Für Presseanfragen:
Dr. Helge Dauchert
EFI-Geschäftsstelle
c/o Stifterverband für die
Deutsche Wissenschaft
030 / 322 982 562
www.e-fi.de

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