Die pharmazeutische Industrie hinkt bei
modernen, technologiebasierten Bedarfsermittlungsmethoden anderen
Branchen hinterher – denn in den letzten vier Jahren haben sich
daraus resultierende Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen
sichtlich nicht ausgezahlt. Ebenfalls abgenommen hat der Wert der
Late Stage Pipelines, also der Projekte, die sich in
fortgeschrittenem klinischem Entwicklungsstadium befinden. Auch lagen
die Umsatzschätzungen für neue Präparate bzw. Wirkstoffe häufig zu
hoch. Positive Ergebnisse erzielte die Konzentration auf hochwertige
Wirkstoffe mit entsprechendem Vermarktungspotenzial – zudem stiegen
die Gewinne aufgrund von Kostensenkungen. Stabil geblieben ist die
Anzahl der Wirkstoffe im fortgeschrittenen Entwicklungsstadium,
während aber die Entwicklungskosten auch dabei beständig stiegen. Das
zeigt die Deloitte-Studie „Measuring the return from pharmaceutical
innovation 2013″, wofür zwölf Pharma-Unternehmen über vier Jahre
analysiert wurden.
„Wir haben die Produktpipelines von zwölf führenden
Pharmaunternehmen unter die Lupe genommen – und dort speziell jene
Produkte, die mittelfristig auf den Markt kommen könnten. In den
vergangenen Jahren hatten diese Unternehmen 105 marktreife
Entwicklungen im Wert von 770 Milliarden US-Dollar und 167 Projekte
im Wert von 819 Milliarden US-Dollar in der späten
Entwicklungsphase“, erklärt Dr. Gregor-Konstantin Elbel, Partner und
Leiter Life Science and Health Care bei Deloitte.
ROI nimmt beständig ab
Der avisierte Return on Innovation für Projekte der Late Stage
Pipeline hat in den letzten vier Jahren beständig abgenommen –
jährlich von durchschnittlich 10,5 auf 4,8 Prozent. Der geschätzte
Wert aller Projekte sank im selben Zeitraum von über einer Billion
auf 913 Milliarden US-Dollar. Die erwarteten Peak Sales pro Wirkstoff
sanken um ganze 43 Prozent – auch wegen der allgemeinen
Kostendämpfungsmaßnahmen. Gescheiterte Projekte wirkten sich
ebenfalls negativ auf die Wertschöpfung aus, und nicht zuletzt
stiegen die Kosten für Forschung und Entwicklung teilweise deutlich.
Unternehmen zeigen Schwächen
Konkrete Einflussgrößen bestimmen die R&D-Performance der
Pharmaindustrie. Dazu gehören neben Fort-/Rückschritten in der Late
Stage Pipeline und entsprechenden Gewinnaussichten auch
Zulassung/Vertrieb existierender Wirkstoffe, sowie andererseits auch
gescheiterte Projekte. Nicht zuletzt hängt der Unternehmenserfolg von
einer gut austarierten Pipeline ab, und genau hier lag in den
vergangenen vier Jahren der Schwachpunkt: So wurden unter anderem
mehr Ressourcen in die Vermarktung als in die Late Stage Pipeline
investiert.
Die Kenngröße Pipeline-Momentum bezeichnet dabei das Zusammenspiel
von kommerziellem Erfolg und der Wiederbefüllung der Late Stage
Pipeline. Im Zeitraum von 2012 bis 2013 veränderte sich das Momentum
bei den untersuchten Unternehmen erheblich durch merklich steigende
Ausgaben bei gleichzeitig deutlich sinkenden Einnahmen. Die
Entwicklungskosten erhöhten sich seit 2010 um fast 18 Prozent. Dabei
wurden über 60 Prozent des Werts aus der Late Stage Pipeline extern
generiert – etwa durch Akquisition, Kooperation oder Lizenzsysteme.
Analysekapazitäten optimieren
Bislang gingen viele Pharmaunternehmen davon aus, dass der Markt
prinzipiell bereit ist für innovative Präparate zu bezahlen. Der
durchschnittliche Marktwert der Late-Stage-Wirkstoffe ist jedoch
innerhalb von vier Jahren um fast ein Viertel gesunken. Folglich
müssen die entsprechenden Produkte künftig noch besser auf die
Patientenbedürfnisse abgestimmt sein. Dazu ist eine weitreichende
Analysekompetenz notwendig – hier sind allerdings andere Branchen
deutlich besser aufgestellt.
Um die Unternehmensergebnisse zu verbessern, müssen folgende
Bereiche in den Fokus rücken: Wertschöpfung, Absicherung und
Beschleunigung des gesamten Entwicklungszyklus sowie Strategien zur
Kosteneindämmung. Die Unternehmen sollten langfristiger planen und
systematischer agieren. Kooperationen gehören genauso zum Konzept wie
eine verbesserte Selektion marktfähiger Wirkstoffe sowie die
effektive Nutzung vorhandener Informationen. Dennoch führt an einer
Kostenreduzierung bei Forschung und Entwicklung kein Weg vorbei:
Wichtige Hebel hierfür sind Organisationsoptimierung wie auch
Zyklenverkürzung.
„Die Ausfallrate in der Entwicklung muss gedrückt und die
Erreichung der Marktfähigkeit muss beschleunigt werden – auch eine
Weiterentwicklung der Regulierung spielt eine maßgebliche Rolle. Zwar
zeigen die von uns untersuchten zwölf Unternehmen bereits
vielversprechende Ansätze – gerade bei den Ausfall-Kosten bleibt aber
noch viel zu tun“, schließt Dr. Gregor-Konstantin Elbel.
Den kompletten Report finden Sie unter http://ots.de/DrcSq zum
Download.
Ende
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