Abschaffung der vielen Ausnahmen im deutschen
Steuersystem wirkungsvoller als Erhebung einer Vermögensteuer /
Atomkraft: Versorgungsunternehmen bereichern sich auf Kosten des
Steuerzahlers / Angela Merkel hat Atomausstieg „aus politischem
Kalkül zugestimmt“ / Debatte um Gentechnologie im Nahrungsmittelanbau
fehlt die Sachlichkeit
In der Debatte um höhere Abgaben für Vermögende fordert der
Unternehmer Klaus Tschira eine umfassende Überarbeitung der
Steuergesetze. Tschira, einer der Gründer der Software-Firma SAP,
sagte im Interview mit dem Anlegermagazin ‚Börse Online‘ (Ausgabe
18/2012, EVT 26. April): „Was wirklich etwas bringen würde, und zwar
mehr als eine Vermögensteuer: wenn man endlich die vielen Ausnahmen
abschaffen und die Steuerschlupflöcher schließen würde.“ Darüber
hinaus gebe es viele Möglichkeiten, freiwillig Geld zu spenden. Wer
etwas abgeben wolle, könne beispielsweise eine Stiftung gründen oder
„auch eine anonyme Überweisung ans Finanzamt tätigen“.
Tschira äußerte sich gegenüber ‚Börse Online‘ auch zum Thema
Atomkraft. Er habe etwas dagegen, dass Atomkraftwerke gern nah am
Wasser gebaut würden, selbst wenn dadurch die Wahl auf ein
erdbebengefährdetes Gelände falle. Neben der unzureichenden
Berücksichtigung von Sicherheitsinteressen stört den 71-Jährigen aber
noch ein anderer Aspekt. „Die Entsorgung des Mülls ist eine
allgemeine Aufgabe für die Gesellschaft und wird vom Steuerzahler
aufgebracht – und den Reibach machen die Versorgungsunternehmen“,
kritisierte Tschira. Der Bundesregierung unterstellt er, mit ihrer
Atompolitik lediglich Eigeninteressen zu verfolgen. So habe
Bundeskanzlerin Angela Merkel dem Atomausstieg „aus politischem
Kalkül zugestimmt“.
Auf der politischen Ebene ärgert sich Tschira zudem über die
Debatte um Gentechnologie im Nahrungsmittelanbau, die seiner Meinung
nach „völlig überdreht“ geführt wird. „Da werden keine sachlichen
Argumente mehr ausgetauscht“, ereiferte sich der Unternehmer.
Klaus Tschira arbeitete nach dem Physik-Studium ab 1966 als
Systemberater bei IBM. 1972 gründete er mit vier ehemaligen
IBM-Kollegen – darunter auch Dietmar Hopp – die Software-Firma SAP.
Seit seinem Rückzug aus dem Unternehmen im Jahr 2007 widmet er sich
intensiv seinen Stiftungen, der „Klaus Tschira Stiftung“ und der
„Gerda und Klaus Tschira Stiftung“.
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