Sonnenschutz ist bei militärischer Ausrüstung im wahrsten Sinne des Wortes ein heißes Thema. Heutzutage operieren die Streitkräfte meist in Konfliktgebieten mit extremem Klimabedingungen, z. B. in den Wüsten Afghanistans. Aus medizinischer Sicht bieten passende Textilien einen merklich besseren Schutz gegen die gesundheitsschädlichen Auswirkungen der Sonne als kosmetischer Sonnenschutz. Als größte Gefahr für Soldaten während einer Mission unter diesen Bedingungen gelten extreme Sonnenstrahlung verbunden mit einer intensiven Wärmebelastung – beides muss für den erfolgreichen Abschluss einer Mission unter Kontrolle sein. Mithilfe passender funktioneller Kleidung mit ausreichendem UV-Schutzfaktor können Gesundheitsschäden wie Hyperthermie oder Hautkrebs verhindert werden. Insbesondere Helme und Tarnjacken müssen einen ausreichenden UV-Schutzfaktor aufweisen, da sie Körperteile bedecken, die am empfindlichsten auf Schäden durch Sonnenstrahlung reagieren.
Aber wie schützen Textilien Sie tatsächlich gegen Sonnenstrahlung und welche Unterschiede zwischen ihnen sind zu berücksichtigen? Dr. Andreas Schmidt vom internationalen Textilforschungszentrum am Hohenstein Institut in Bönnigheim hat die Fakten:
Warum bieten spezielle Textilien mit UV-Schutz einen besseren Sonnenschutz als kosmetische Mittel mit hohem Lichtschutzfaktor? (LSF)
Der Sonnenschutz ist wie gehabt in die imprägnierten synthetischen Fasern integriert. Titaniumdioxidpartikel, wie sie in Pudern und Sonnenschutzmitteln zu finden sind, werden in die Fasern eingebaut und funktionieren dort wie kleine Spiegel, die die hochenergetischen UV-Strahlen reflektieren, und so die Haut darunter schützen. Außerdem wird der UV-Schutz in Textilien mit Lichtschutzfaktor durch spezielle Herstellungsverfahren der Stoffe noch weiter erhöht, z.B. durch Übereinanderlegen mehrerer Lagen. Dadurch werden die Lücken zwischen den Fasern abgedeckt, die unvermeidbar in gewebten und gestrickten Stoffen auftreten.
Welche Kriterien bestimmen den UV-Schutzfaktor von Textilien?
Ebenso wie die Zusammensetzung des Materials haben auch Stoffart, Gewicht, Farbe und die Oberflächengüte des Materials eine wichtige Auswirkung auf den UV-Schutzfaktor (UPF) des Textilmaterials.
Welche Rolle spielt die Farbe des Textilmaterials für den UV-Schutzfaktor?
Dunkle Farben, wie sie für die meisten Militäruniformen verwendet werden, haben im allgemeinen einen besseren UV-Schutz als blasse Farben, weil die Farbpigmente auch UVStrahlung absorbieren. Deshalb färben die Tuareg in der Sahara ihre Bekleidungsstücke seit Jahrhunderten dunkelblau. Dank chemischer Behandlung wie mit UV-Absorbern ist es heutzutage jedoch möglich, ähnliche Ergebnisse mit Stoffen hellerer Farbe, wie sie z.B. für Tarnbekleidung verwendet werden, zu erzielen.
Warum bieten natürliche Fasern nur einen begrenzten Schutz gegen die UV-Strahlung?
Der von natürlichen Fasern wie Baumwolle oder Leinen gebotene UV-Schutz ist relativ gering. Ein weißes T-Shirt hat einen UV-Schutzfaktor von 10-15. Der Grund dafür ist, dass Baumwollfasern selbst wenig UV-Strahlung reflektieren oder absorbieren. Das gilt insbesondere dann, wenn sie nass sind – dann werden die Fasern nahezu durchsichtig. Ohne diesen Effekt würde es z. B. so etwas wie Wet-T-Shirt-Contests nicht geben (er lacht)! Außerdem sind Bauwollfasern im Querschnitt nierenförmig, d.h. der Durchmesser einer Faser kann stark variieren. Wird dies mit einer verdrillten Faserstruktur kombiniert, erscheinen ziemlich große Löcher in gewebten oder gestrickten Stoffen, durch die die UVStrahlung ungehindert zur Haut darunter durchdringen kann.
Gibt es irgendwelche natürlichen Fasern mit einem guten UV-Schutzfaktor?
Natürliche Seide hat einen relativ hohen UV-Schutzfaktor, weil sie wie moderne synthetische Fasern mattierende Bestandteile enthält, die die UV-Strahlen reflektieren und absorbieren. Die reguläre Faserstruktur mit kleinen Lücken in gewebten oder gestrickten Stoffen verhindert ebenfalls, dass die UV-Strahlung bis zur Haut vordringt. Je nach Farbe kann der UPF 20 bis 30 betragen. Es gibt einen guten Grund, weshalb in Indien z. B. Seidensarongs in mehrere Schichten gedreht getragen werden. Das erhöht den Lichtschutzfaktor beträchtlich.
Wie wird der UV-Schutzfaktor von Textilien angegeben?
Der Schutz vor UV-Strahlung, den Textilien bieten, ist als UV-Schutzfaktor (UPF = Ultraviolet Protection Factor) angegeben. Das entspricht dem Sonnenschutzfaktor (sun protection factor (SPF)) für Sonnencreme und gibt den Faktor an, um den der natürliche Hautschutz – der vom jeweiligen Hauttyp abhängt – durch das Textilmaterial verstärkt wird. Die Haut eines Menschen vom Hauttyp 1, z. B., mit roten oder blonden Haaren, blauen Augen und einem sehr blassen Teint, hat einen natürlichen Schutz für eine Verweildauer von fünf bis zehn Minuten. Setzt sich eine Person dieses Hauttyps starker Sonnenstrahlung über einen längeren Zeitraum ohne Schutz aus, läuft sie Gefahr, einen gefährlichen Sonnenbrand zu bekommen. Schützt sie sich hingegen mit einem Kleidungsstück mit UPF 80, kann sie 80 Mal so lange in der Sonne bleiben, ohne Hautschäden zu erleiden. Das heißt, maximal 6,5 bis 13 Stunden (80 x 5 min = 400 min bis 80 x 10 min = 800 min). Es ist jedoch sicherzustellen, dass alle Körperteile, die nicht mit Textilien bedeckt sind, einen zusätzlichen Schutz durch Sonnencreme erhalten.
Anstelle des UPF, gibt der Hersteller von Textilien mit UV-Schutz den Prozentsatz der UVStrahlung an, die von ihren Produkten geblockt wird. Wie können Verbraucher diese Information bewerten?
Derartige Angaben sind für Laien schwer zu interpretieren. Wenn z.B. 95% der UV-Strahlen blockiert werden, entspricht das einem UPF von 20. Wenn Sie also beim Kauf von Textilien mit UV-Schutz auf der sicheren Seite sein wollen, müssen Sie immer detailliert nachfragen, und sich die Informationen genau erklären lassen. Stimmen Sie diese Infos mit Ihren persönlichen Bedürfnissen und Ihrem Hauttyp ab. Daraus ergibt sich die natürliche Schutzzeit. (siehe tabellarische Darstellung).
Sie empfehlen, dass der UPF gemäß dem UV-Standard 801 gemäß wird. Warum?
Der UV-Standard 801 wurde 1998 entwickelt, um die Schwächen des vorherigen Teststandards, des sogenannten Australian/New Zealand Standard (AS/NZ 4399:1996), zu überwinden. Bei diesem wurden die Belastungen nicht berücksichtigt, denen ein Kleidungsstück durch Waschen und regulären Gebrauch unterliegt. Im Gegensatz dazu wird gemäß dem UV-Standard 801, der UPF eines Kleidungsstückes nicht nur bestimmt, wenn es neu ist, sondern auch wenn es gedehnt und befeuchtet wurde, nach mechanischer Beanspruchung , Waschen und künstlicher Alterung.
Wie viele Unternehmen lassen ihre Produkte nach diesem Testverfahren testen?
Es gibt jetzt mehr als 100 Unternehmen, die eine Vielzahl von Produkten mit UV-Schutz herstellen, die diese gemäß dem UV-Standard 801 testen und/oder zertifizieren ließen. Auf der Internetseite zum UV-Standard 801 (www.uvstandard801.de) finden Sie eine Auswahl von Unternehmen, die ihre Produkte mittels UV-Standard 801 zulassen.
Welche Produkte werden gemäß UV-Standard 801 bewertet?
Wir empfehlen das Messverfahren gemäß UV-Standard 801, weil es extrem praktische Ergebnisse für Schatten spendende Gewebe wie Sonnenschirme und Markisen, sowie sämtliche Bekleidungsgewebe liefert. Neben der Militärbekleidung reicht die Produktpalette von Badesachen über Freizeitbekleidung und Trekkingbekleidung bis hin zu den Stoffen, die für Arbeitsbekleidung verwendet werden.