Menschen, die im Krankenhaus mit Antibiotika behandelt werden,
haben ein hohes Risiko, an einer so genannten Clostridium
difficile-Infektion (CDI) zu erkranken, sagte Prof. Dr. Hans Heppner,
Lehrstuhl für Geriatrie, Universität Witten / Herdecke, beim 9.
Nationalen Qualitätskongress Gesundheit im Dezember in Berlin. Und
die Erkrankungsfälle nehmen zu. Inzwischen gehen Hochrechnungen für
Deutschland von 100.000 Fällen aus. Die Folge der Infektion: starke
Durchfälle bis hin zu schmerzhaften Darmentzündungen, die teilweise
sogar tödlich enden. Eine enorme Belastung, nicht nur für die
Patienten, sondern auch für das Krankenhaus, erläuterte Dr. Norbert
von Depka, Deutsche Gesellschaft für Medizincontrolling, Heidelberg,
denn die Infektionen, die meist den Krankenhausaufenthalt verlängern
und spezielle Hygienemaßnahmen erfordern, werden nicht angemessen
vergütet. Die Experten beim Qualitätskongress sehen enormen
Verbesserungsbedarf, um den weiteren Anstieg der Erkrankungsfälle zu
verhindern.
Durch die Einnahme von Antibiotika kann es im Darm zu einem
Ungleichgewicht zwischen „guten“ und „schlechten“ Bakterien kommen.
Antibiotika zerstören häufig nicht nur die Keime, gegen die sie sich
richten sollen, sondern z. B. auch Bakterien, die eine gesunde
Darmflora benötigt. In dieser Situation kann sich Clostridium
difficile ausbreiten und Gifte produzieren, die eine starke
Durchfallerkrankung auslösen. Wenn die Produktion dieser Gifte
schließlich zu starkem Durchfall führt, spricht man von einer
Clostridium difficile-Infektion. Oft kommt es dabei zu einer
Darmwandentzündung mit Bauchkrämpfen und Fieber. Diese Entzündung
kann so schwerwiegend sein, dass die Gefahr weiterer Komplikationen,
wie Darmverschluss oder Darmperforation bis hin zur Blutvergiftung
besteht, die eine Operation erforderlich machen und sogar
lebensbedrohlich verlaufen können.
100.000 CDI-Fälle pro Jahr in Deutschland
Clostridium difficile-Infektionen nehmen seit Jahren
kontinuierlich zu, sagte Prof. Dr. Petra Gastmeier, Direktorin des
Instituts für Hygiene und Umweltmedizin an der Berliner Charité. „Sie
sind inzwischen ein viel größeres Problem als Infektionen mit
resistenten MRSA-Bakterien (methicillinresistente Staphylococcus
aureus).“1,2 Eine Hochrechnung des Bundesamtes für Statistik kommt
für Deutschland inzwischen auf rund 100.000 CDI-Fälle pro Jahr.3 „Das
Risiko, sich zu infizieren, nimmt zu, sobald ein
Krankenhausaufenthalt ansteht“, so Andrea Sack, Hygiene-Schwester an
der Waldklinik Spandau in Berlin. „Normalerweise tragen 5 Prozent der
gesunden Menschen Clostridium difficile in sich, ohne dass es zu
Durchfällen kommt. Im Krankenhaus erhöht sich diese Rate auf rund 30
Prozent. Werden die Patienten dann noch mit Antibiotika behandelt,
kann die Infektion ausbrechen.“ Abhängig vom Allgemeinzustand des
Patienten, endet eine CDI nicht selten tödlich: Jeder sechste Patient
verstirbt innerhalb von 30 Tagen nach der Diagnose CDI.4
CDI als Kostenfaktor
Zudem entstehen durch die Infektionen hohe Krankenhauskosten,
unter anderem dadurch, dass Patienten isoliert werden müssen und
zusätzliche Hygienemaßnahmen notwendig werden. So sind auch die mit
den Infektionen einhergehenden Kosten enorm. Hinzu kommt, dass
ungefähr ein Viertel der Patienten, die mit Standardmedikamenten
behandelt werden, innerhalb kurzer Zeit einen Rückfall erleiden. Da
die Darmflora in diesen Fällen stärker geschädigt ist als bei der
ersten Infektion und der Patient noch geschwächt ist, ist ein solcher
Rückfall schwieriger zu behandeln. Patienten und die behandelnden
Ärzte und Krankenhäuser geraten so nicht selten in einen Teufelskreis
von Infektionen, Therapien und Rückfällen. Eine neue Studie zeigt,
wie hoch diese Kosten sind: Wenn ein CDI-Patient einen Rückfall
erleidet, liegen die Behandlungskosten bei durchschnittlich 20.755
Euro.5
Prof. Dr. Christian Eckmann von der Klinik für Allgemein-,
Viszeral- und Thoraxchirurgie am Klinikum Peine plädierte beim
Qualitätskongress daher für die Gabe von Medikamenten, die
CDI-Rückfälle besser verhindern. Ein neueres, gezielt wirksames
Antibiotikum konnte in Studien im Vergleich zum Standardmedikament
Rückfälle deutlich besser verhindern. Als Grund dafür vermuten die
Experten, die gezielte Wirkung gegen Clostridium difficile, die die
Darmflora schont. Neuere Studiendaten zeigen außerdem, dass mit dem
neueren Medikament die Gesamtkosten gesenkt werden können.
Das Fazit der Experten beim Qualitätskongress: Insgesamt sehen die
Experten enormen Verbesserungsbedarf beim Umgang mit Clostridium
difficile-Infektionen, um einen weiteren Anstieg der Erkrankungsfälle
aufzuhalten. Dafür definierten sie drei zentrale Maßnahmen:
1. ein sorgsamer Umgang mit Antibiotika (Antibiotic Stewardship)
2. die konsequente Umsetzung von Hygienestandards einschließlich
Isolation und Desinfektion
3. die Auswahl der geeigneten Therapie
1 Geffers C, Gastmeier P. Dtsch Aerzteblatt 2011;108(6):87-93
2 Geffers C, Gastmeier P. Dtsch Aerzteblatt 2011;(2):26-28
3 www.gbe-bund.de
4 Wiegand PN et al. J Hosp Infect 2012;81:1-14
5 Grube RF et al. Z Gastroenterol 2015;53(05):391-7
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