(Stuttgart/Reutlingen) – sense2care, ein im August 2010 am Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Institut an der Universität Tübingen, NMI, in Reutlingen gegründetes innovatives medizintechnisches Unternehmen, erhält vom High-Tech Gründerfonds ein Investitionskapital von insgesamt 500.000 Euro, um miniaturisierte Systeme für die Überwachung von kritisch-kranken Patienten im OP und auf der Intensivstation zu entwickeln. Die Blutgasanalysesysteme (BGAs), die die bestehenden Systeme zur invasiven arteriellen Blutdruckmessung (IDM) nutzen, sollen unter Verwendung modernster Technologien entwickelt werden. Sie erhöhen die Sicherheit der Patienten und der Anwender im OP und auf der Intensivstation. Dadurch werden sowohl die Komplikationshäufigkeit im Verlauf der Behandlung als auch die Behandlungskosten reduziert. In rund fünf Jahren soll das neuartige BGA-System am Markt erhältlich sein. Das zugrunde liegende Entwicklungsprojekt wird über den Spitzencluster-Wettbewerb des BMBF mitfinanziert und ist ein Teilprojekt im strategischen Leitthema Gesundheit des Clusters MicroTEC Südwest.
„Während einer OP und auf der Intensivstation ist ein kritisch-kranker Patient an viele verschiedene Schlauchsysteme angeschlossen, die seinen Zustand überwachen“, sagt Dr. Andreas Scheipers, Geschäftsführer der sense2care GmbH. „Eines der wichtigsten Schlauchsysteme ist das für die arterielle Blutdruckmessung. Diese Linie wird zum Teil verwendet, um mit Spritzen, per Hand also, Blut zu entnehmen. Mit den Spritzen im Schälchen geht es dann ins Labor zur Blutgasanalyse, die natürlich ihre Zeit benötigt. Erst nach Bekanntgabe der Werte kann der Mediziner die Therapieentscheidung treffen. Wir sind der Meinung, dass der Status eines kritisch-kranken Patienten maschinell überwacht werden muss, damit der Mediziner viel schneller reagieren kann.“
Gegründet und ansässig im NMI in Reutlingen, entwickelt sense2care Produkte, um die Überwachung von kritisch-kranken Patienten zu optimieren. Dabei soll die Notwendigkeit, mit der herkömmlichen Spritze Blut zu entnehmen, deutlich reduziert werden. Das kassettenbasierte handliche Blutgasanalysesystem wird die Sensorik, die Aktorik, die Antriebstechnik also, und ein Monitorsystem enthalten und so kritisch Kranke im OP und auf einer chirurgischen Intensivstation maschinell überwachen. „Das BGA Disposable Set soll nicht größer als ein Handy sein. Die Miniaturisierungstechnik, die darin steckt, haben wir teilweise schon vor etlichen Jahren bei anderen Projekten entwickelt, die lässt sich weiter vorantreiben“, erklärt Dr. Scheipers. Für den Patienten bringe das Produkt nur Vorteile. „Da es sich um ein geschlossenes System handelt, reduziert sich das Infektionsrisiko und da es ein quasi-kontinuierliches System ist, kann der Mediziner viel früher auf das Ergebnis reagieren. Zudem ist unsere Technologie im Vergleich mit den herkömmlichen Systemen kostengleich herzustellen.“ Das überzeugte auch den High-Tech-Gründerfonds-Investmentmanager Dr. Mehran Rafigh: „sense2care hat einen attraktiven Nischenmarkt erkannt und plant mit einem innovativen Produkt diesen Markt zu besetzen.“
sense2care ist daran interessiert, mit den großen internationalen Unternehmen zu kooperieren, die den Gesundheitsmarkt bereits mit Produkten für die Anästhesie, die Intensivmedizin oder die Kardiologie beliefern. Dr. Klaus Eichenberg, Geschäftsführer der BioRegio STERN Management GmbH, der die sense2care GmbH bei der Unternehmensgründung unterstützt hat, ist vom Erfolg des Produkts überzeugt: „Das Gründerteam, das von uns im Rahmen des Science2Start-Programms unterstützt wird, hat langjährige Erfahrung im Bereich Patientenüberwachung. Das Marktpotenzial ist groß und die Miniaturisierung des Systems ist eine echte Innovation. Der Patienten- und Anwendernutzen wird sehr groß sein“
Dr. Scheipers prognostiziert: „Bereits wenige Jahre nach Markteinführung werden wir Umsätze von mehreren Millionen Euro generieren. Äußerst hilfreich war auch die Einbindung als Spitzenclusterprojekt bei MicroTEC Südwest. Hochkompetente Partner aus der Clusterregion unterstützen uns bei der Entwicklung.“ Dr. Christoph-Michael Pfefferle, Leiter des Amts für Wirtschaft und Immobilien der Stadt Reutlingen und Geschäftsführer der Reutlinger Parkierung und Wirtschaft GmbH (RPW GmbH), der gemeinsam mit dem NMI und sense2care am Finanzierungskonzept gearbeitet hat, ist sich sicher, dass die Gründer erfolgreich sein werden: „In vier Jahren bereits sollen die ersten Versuche an ausgewählten Krankenhäusern erfolgen, in fünf Jahren soll das System am Markt sein.“ Dr. Scheipers ergänzt: „Wir entwickeln ein neuartiges Produkt, da müssen alle Zulassungskriterien erfüllt sein, das benötigt Zeit und Geld, das wir ja nun glücklicherweise haben.“
Über BioRegio STERN:
In der baden-württembergischen Region Stuttgart, Tübingen, Esslingen, Reutlingen und Neckar-Alb ist die BioRegio STERN Management GmbH gemeinsames Kompetenznetzwerk, Anlauf- und Beratungsstelle für Existenzgründer, Unternehmer und Forscher im Bereich Biotechnologie. BioRegio STERN fördert die Zusammenarbeit unterschiedlichster Disziplinen wie Medizin, Bioverfahrenstechnik, Sensorik, Ernährungswissenschaft, biochemische Analytik und Bioinformatik. Bedeutende Schwerpunkte bilden die Regenerationsbiologie und die Medizintechnik.
BioRegio STERN vertritt die Interessen der Existenzgründer, Unternehmer und Forscher gegenüber Politik, Medien und Verbänden, bündelt Wirtschaftsförderung und Marketing, berät bei Förderanträgen und Unternehmensfinanzierungen und stützt diese Arbeit durch eine engagierte Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
BioRegio STERN wird unterstützt von den Regionen Stuttgart und Neckar-Alb sowie den Städten Stuttgart, Tübingen, Esslingen und Reutlingen. Geschäftsführer ist der Molekular- und Zellbiologe und Investmentanalyst Dr. Klaus Eichenberg.
Über sense2care:
Dr. Andreas Scheipers, Dr. Martin Brinkmann, Michael Borchardt und Rainer Feldbrügge gründeten sense2care im August 2010. Das innovative medizintechnische Unternehmen entwickelt unter Verwendung modernster Technologien Produkte zur Blutparameterbestimmung „direkt am Patienten“. Diese Produkte tragen zur erhöhten Sicherheit für Anwender und Patienten bei, wodurch sowohl die Komplikationshäufigkeit als auch die Behandlungskosten reduziert werden.