Naturkatastrophen häufen sich in Zeiten des
Klimawandels – Politik und Öffentlichkeit sind daher mehr denn je auf
wissenschaftliche Expertise angewiesen. Doch oftmals erscheinen die
Szenarien aus der Forschung den Entscheidungsträgern als zu vage und
unbestimmt; oder Politiker ignorieren die Erkenntnisse aus der
Forschung nach dem Motto „Was ich nicht weiß, darum brauche ich mich
nicht zu kümmern“. Wie kann die Verständigung endlich verbessert
werden, um vom Wissen zum Handeln zu kommen?
Um das herauszufinden, befragte Juergen Weichselgartner sowohl die
Autor(inn)en von Studien zu verschiedenen Naturgefahren – ob
Hochwasser, Sturm oder Waldbrand – als auch die potenziellen
Anwender dieser Studien in Ministerien, öffentlichen Verwaltungen
oder Feuerwehren. Er fand unter anderem heraus, dass fast die Hälfte
aller Forschungsfragen ohne Input von außen und also auch ohne
Kontakt zu den Nutzern formuliert werden. Und dass über die Hälfte
derjenigen, für deren Verantwortungsbereich eine Studie gedacht war,
diese nicht kannten. Viel Raum für Verbesserungen also!
In Zeiten des Klimawandels und sich häufender Naturkatastrophen
sind Politik und Öffentlichkeit mehr denn je auf wissenschaftliche
Expertise angewiesen. Das Verhältnis von Politik und Wissenschaft ist
dabei nicht immer konfliktfrei – insbesondere bei Umwelt-Themen, die
oft weder disziplinären noch gesellschaftsfunktionalen Strukturen
folgen. Einerseits erwartet die Politik möglichst verlässliche
Prognosen und eindeutige Antworten von der Wissenschaft. Die
Wissenschaft dagegen produziert auch Ungewissheiten und Nichtwissen,
was nicht ohne Wirkung auf ihre Autorität, Legitimation und das in
sie gesetzte Vertrauen bleibt. Auch ist sie nicht per se auf
Politikberatung und maßgeschneiderte Expertise ausgerichtet.?Das Buch
verdeutlicht, wie die aus widersprüchlichen Erwartungen
resultierenden Unsicherheiten verarbeitet und kommuniziert werden
können und wer unter diesen Bedingungen verlässliche
Entscheidungsgrundlagen liefern kann. Es gibt wertvolle Aufschlüsse
darüber, wie die Umweltforschung ihre Erkenntnisse wirksamer in
gesellschaftspolitisches Handeln einbringen kann.
In seinem Buch „Risiko – Wissen – Wandel. Strukturen und Diskurse
problemorientierter Umweltforschung“ fasst Juergen Weichselgartner
(http://www.geographie.uni-kiel.de/index.php?id=241) nicht nur die
Ergebnisse seiner Befragungen zusammen. Er entwickelt auch konkrete
Vorschläge, wie insbesondere auf dem Feld der Risikoforschung die
wissenschaftliche Politikberatung für beide Seiten gewinnbringend
gestaltet werden kann.
Juergen Weichselgartner
Risiko – Wissen – Wandel
Strukturen und Diskurse problemorientierter Umweltforschung
288 Seiten, oekom verlag München, 2013
ISBN-13: 978-3-86581-430-2
Preis: 24.95 EUR
eBook: http://www.ciando.com/ebook/bid-500196-intrefid/341339
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