Sein Wert für Händler: einige Millionen Euro. Sein
Wert für die Wissenschaft: unermesslich. Wie seit zwei Tagen durch
eine Meldung bekannt, ist ein elftes fossiles Exemplar des „Urvogels“
Archaeopteryx aufgetaucht; jenes Tieres, das für viele Forscher am
Übergang von den Dinosauriern zu den Vögeln vor circa 150 Millionen
Jahren steht. Die Geschichte dieses spektakulären Fundes wird in der
morgen erscheinenden November-Ausgabe von GEO dokumentiert.
GEO-Reporter bekamen das Fossil erstmals schon am 11. Juli dieses
Jahres zu Gesicht, als es der Veranstalter der Münchner
Mineralientage, Christoph Keilmann, aus einem zwischenzeitlichen
Versteck in seinem Elternhaus holte – 19 Jahre nach dem letzten
bekannten Fund eines Urvogelfossils. Die Reporter waren auch dabei,
als der neue Star aus der Urzeit, ebenfalls im Juli, erstmals einem
Expertenteam der Bayerischen Staatssammlung vorgeführt wurde, das
sich auf Keilmanns Bitte bis zur Eröffnung der Münchner
Mineralientage am 27. Oktober, wo der Fund ausgestellt werden soll,
zu Stillschweigen verpflichten ließ. Für die Fachwelt ist der Fund
eine seltene Sensation – denn er kann neues Licht auf eine noch heute
rätselhafte Spezies werfen, die als erster Kronzeuge für die
Evolutionslehre Charles Darwins gilt.
Aber woher hat Keilmann das Stück? Wer ist der Eigentümer? Mehr
als dass der Urvogel aus dem Umkreis einer Steinbruchbesitzer-Familie
kommt, wurde bislang nicht verraten. Der Fundort? Ebenfalls geheim.
Wie auch etwaige Mittelsmänner. Gesichert ist nur, dass das
Archaeopteryx-Exemplar in Deutschland bleiben und der Wissenschaft
zur Verfügung gestellt wird.
Für die GEO-Reporter war das überraschende Auftauchen des weltweit
erst elften bekannten Fossils dieser Art der mysteriöser Clou einer
fast zwei Jahre langen Recherche, die eigentlich einem anderen Ziel
gegolten hatte – dem ebenfalls im Dunkeln liegenden Verschwinden
eines schon früher gefundenen Archaeopteryx. Das so genannte
„Maxberg“-Exemplar, ebenfalls mehrere Millionen Euro wert, gilt seit
mindestens 1991 als verschollen. Um seinen Verbleib ranken sich alle
möglichen merkwürdigen Theorien: von der Annahme, es sei durch seinen
Besitzer zerstört worden, bevor dieser Selbstmord beging, über den
Verdacht, es werde von Erben versteckt gehalten bis zu Aussagen, es
sei in der internationalen Szene der Fossilienhändler vor einiger
Zeit angeboten worden. GEO hat die Schlüsselfiguren dieser Geschichte
über viele Monate bei ihrem Versuch begleitet, das Millionen Euro
teure Urzeit-Objekt wiederzufinden.
Was die Fossilien aus dem fränkischen Altmühltal der Wissenschaft
bedeuten – und was sie für potente Privatsammler so begehrenswert
macht – beschreibt der Münchner Konservator Oliver Rauhut in GEO so:
Vor einem solchen bislang unbekannten Fossil zu stehen, sei, „als
wäre ein unbekanntes Gemälde von Leonardo da Vinci aufgetaucht“.
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