Gemeinnützige Hertie-Stiftung: 26,8 Mio. EUR für Bildung und Forschung im Jahr 2011

– Erfolgreiche Projekte werden trotz schwieriger Ertragslage
weiterentwickelt
– Neuer Vorstandsvorsitzender John Feldmann bestätigt inhaltliche
Ausrichtung

Der neue Vorstandsvorsitzende der Hertie-Stiftung, Dr. John
Feldmann, ehemals Vorstandsmitglied der BASF SE, hat heute auf der
Jahrespressekonferenz die Grundlagen der künftigen Stiftungsarbeit
vorgestellt: „Innovative Konzepte, tragfähige Partnerschaften und
modellhafte Projektarbeit bieten Antworten auf drängende Fragen
unserer Gesellschaft“, so Feldmann. „Mit diesem Fokus und einem
konsolidierenden Finanzkurs sind wir gut gerüstet, um in den nächsten
Jahren unsere Aufgabe als gesellschaftlicher Akteur zu erfüllen.“
Vorausgegangen war ein interner Strategieprozess unter Feldmanns
Leitung, bei dem alle laufenden Projekte vor dem Hintergrund der
gesellschaftlichen Entwicklungen erörtert und bewertet wurden. Das
Ergebnis: Die Hertie-Stiftung wird ihre Rolle als innovativer
Mitgestalter der Bürgergesellschaft in Deutschland ausbauen. Die
Arbeitsgebiete Vorschule und Schule, Neurowissenschaften, Hochschule
sowie Beruf und Familie werden weiterentwickelt.

Mit einem Vermögen von über 800 Mio. EUR zählt die Hertie-Stiftung
zu den größten deutschen Privatstiftungen. Ihre Gesamterträge aus dem
Vermögensmanagement beliefen sich 2011 auf 27 Mio. EUR. Stille
Reserven und umfangreiche Projektrücklagen haben dazu beigetragen,
die schwierige Ertragssituation und die hohe Volatilität der
Kapitalmärkte abzufangen. Damit war die Hertie-Stiftung auch im
vergangenen Jahr in der Lage, 26,8 Mio. EUR in ihre gemeinnützige
Projektarbeit zu investieren und hat ihr Ausgabenniveau trotz
gesunkener Erträge an den Finanzmärkten gehalten. Das Portfolio wird
umstrukturiert. Die Stiftung setzt vermehrt auf breit gestreute
Sachwertanlagen, einen Ausbau im Immobilienbereich und auf Aktien
großer internationaler Unternehmen.

Die Stiftung erarbeitet zurzeit Ansätze zur Weiterentwicklung des
heutigen Projektportfolios, die sie in der zweiten Jahreshälfte im
Rahmen eines strukturierten Prozesses bewerten wird.
Vorstandsvorsitzender Feldmann: „Wir diskutieren etwa, ob die
Hertie-Stiftung künftig einen Beitrag zum besseren Verständnis und
zur Therapie psychiatrischer Erkrankungen leisten kann. Im
Bildungsbereich prüfen wir ein Engagement, das hilft, die Zahl der
Jugendlichen zu reduzieren, die heute, zum Großteil trotz Abschluss,
ohne eine Perspektive auf ein selbstbestimmtes Leben die Schulen
verlassen. Verschiedene Studien legen nah, dass wir hier derzeit von
rund 20 Prozent eines jeden Jahrgangs sprechen, eine völlig
unakzeptable Dimension. Wir können uns weder sozial, politisch noch
wirtschaftlich leisten, dass eine so große Zahl von Talenten unserer
Gesellschaft als konstruktiv partizipierende Mitglieder verloren
geht. Zumal die jüngste Evaluation unseres Projektes ’stark!
Verantworte Deine Zukunft.‘ zeigt, wie hoch das Entwicklungspotenzial
jedes einzelnen dieser jungen Menschen ist. Hier können wir uns
vorstellen, in einer breit angelegten Allianz von Akteuren Modelle
für die Fläche zu entwickeln.“

Nachrichten aus der Projektarbeit der Hertie-Stiftung im
Überblick:

10 Jahre START-Stipendien

Das 10-jährige Jubiläum des wegweisenden START-Programms, das
engagierte Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund zum
Abitur führt, bietet 2012 Anlass zu feiern, Dank zu sagen und vor
allem nach vorne zu schauen. START wird sich zukünftig noch stärker
dem Ausbau der sozialen Kompetenzen seiner Stipendiaten widmen, so
dass diese ihr Engagement für bildungsbenachteiligte Jugendliche
weiter intensivieren können.

Jugend debattiert wächst

Das Projekt Jugend debattiert wird ausgebaut: Zum nächsten
Schuljahr werden die Unterrichtsreihe und der schulinterne Wettbewerb
bereits ab Klasse 5 angeboten. Ziel ist es, die Beteiligung von
nicht-gymnasialen und Ganztagsschulen zu erhöhen. Die Teilnehmerzahl
von heute rund 135.000 Schülerinnen und Schülern soll kontinuierlich
weiter steigen.

Wettbewerb „Starke Schule“ integriert weitere Schulformen

Der Übergang vom drei- zum zweigliedrigen Schulsystem führt
zunächst dazu, dass die Zahl der Schultypen steigt, die zum
Hauptschulabschluss, zur Berufsbildungsreife oder zur Berufsreife
führen. Deutschlands größter Schulwettbewerb, „Starke Schule“, trägt
dem Rechnung und hat Bewerberkreis und Netzwerk entsprechend
ausgeweitet. Rund 670 Schulen haben aktuell ihre Teilnahme zugesagt,
eine neue Rekordbeteiligung. Bewerbungsschluss ist der 29.6.2012.

Qualitätsoffensive für Kitas – frühstart mit neuer inhaltlicher
Ausrichtung

Das hessische Erfolgsmodell „frühstart“ wird mit einem neuen Fokus
auf Rheinland-Pfalz übertragen: Das Programm bietet neben intensiven
Fortbildungen für das gesamte Kita-Team in belasteten Sozialräumen
auch eine alltagsbegleitende Praxisberatung an und bezieht neben den
Eltern die Kita-Träger und ehrenamtliche „Brückenbauer“ in die
Qualitätsoffensive ein. Die Städte sind aktive Partner – im Piloten
beteiligen sich 13 Kitas in Alzey, Ingelheim und Neuwied.
Promotionsrecht für die Hertie School of Governance Die Hertie School
erhält das Promotionsrecht und bleibt weiterhin einer Universität
gleichgestellt. Sie ist die zweite private Hochschule in Deutschland,
die das Akkreditierungsverfahren des Wissenschaftsrates erfolgreich
durchlaufen hat. Die Verleihung erfolgt am 18.9.2012 durch den
Berliner Senat.

Multiple-Sklerose-Forschung: Förderung neuer Ansätze zur
Therapieentwicklung

Über ihr MS-Einzelantragsverfahren ist die Hertie-Stiftung seit
Jahren aktiv an zahlreichen weltweit herausragenden Studien zur
Multiplen Sklerose beteiligt. Sie hat nun im Juni 2012 sechs
Forschungsanträge in Höhe von rund 1 Mio. EUR bewilligt, die alle
neue Wege beschreiten, um die Rolle der zellulären Signalwege bei der
Entstehung von MS zu untersuchen, ein Arbeitsfeld, das für die
Entwicklung wirksamer Therapien essenziell ist.

www.dasgehirn.info: weltweit einzigartige Themenplattform im Netz
Die Hertie-Stiftung hat mit dem Internetportal www.dasgehirn.info
eine Online-Plattform lanciert, die interaktiv, verständlich und
unterhaltsam zur Entdeckungsreise durch den „Kosmos im Kopf“ einlädt
und das Gehirn besser verstehen hilft. Partner sind die
Neurowissenschaftliche Gesellschaft, die die fachliche Kompetenz
garantiert und das Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe,
das die gestalterische Qualität sichert.

Neue Abteilung im Hertie-Institut für klinische Hirnforschung
(HIH) Das HIH ist auf fünf Abteilungen angewachsen. Seit Anfang Mai
leitet Prof. Dr. Ulf Ziemann die neue, in Klinik und Forschung tätige
Abteilung, die ihren Schwerpunkt in der Erforschung und Behandlung
des Schlaganfalls hat. Die Tübinger Universität erhielt am 16. Juni
2012 den Status der Elite-Universität. Das HIH hat an diesem Erfolg
entscheidenden Anteil: Es ist wesentlicher Initiator des einzigen
Tübinger Forschungsclusters in der Exzellenzinitiative, dem Centrum
für Integrative Neurowissenschaften.

Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung baut auf dem Lebenswerk des 1972
verstorbenen Stifters Georg Karg, Inhaber der Hertie Waren- und
Kaufhaus GmbH, auf. In Fortführung seiner Pläne und auf Initiative
der Kinder und Erben, Brigitte Gräfin von Norman und Hans-Georg Karg,
wurde am 10. Dezember 1974 die „Gemeinnützige Hertie-Stiftung zur
Förderung von Wissenschaft, Erziehung, Volks- und Berufsbildung“ mit
Sitz in Frankfurt am Main gegründet. 97,5 Prozent der Anteile der
Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH wurden in diese Stiftung eingebracht.
Seit 1998 hält die Stiftung keine Unternehmensbeteiligungen mehr.

Pressekontakt:
Hertie-Stiftung, Claudia Finke, Geschäftsführung, Tel.:
069/660756-143, FinkeC@ghst.de

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