Es besteht weitgehende Einigkeit darüber, dass dringend internationale Maßnahmen erforderlich sind, um die fortschreitende Zerstörung der biologischen Vielfalt unseres Planeten aufzuhalten. Die Vertragsparteien des Übereinkommens der Vereinten Nationen über die biologische Vielfalt (CBD, https://www.cbd.int/) verhandeln derzeit über den globalen Rahmen für die Biodiversität nach 2020, der die Bemühungen zum Schutz unseres Planeten in den kommenden Jahrzehnten bestimmen wird. Es sind Meinungsverschiedenheiten darüber aufgetreten, wie Daten aus genetischen Ressourcen, die als digitale Sequenzinformationen bekannt sind, in dem neuen Rahmenwerk zu behandeln sind.
Forschende haben eine lange und erfolgreiche Geschichte des offenen Austauschs von digitalen Sequenzinformationen über wissenschaftliche Online-Datenbanken. Diese Kultur der gemeinsamen Nutzung ist ein zentrales Element der Biodiversitätsforschung und hat technologische Fortschritte in unter-schiedlichen Bereichen wie Medizin, Lebensmittelsicherheit und umweltfreundliche Energieerzeugung ermöglicht. Online-Datenbanken enthalten digitale Sequenzinformationen von Hunderttausenden von Organismen und werden täglich erweitert. Diese weit verbreiteten Ressourcen ermöglichen die wissenschaftliche Reproduzierbarkeit, Transparenz und den Fortschritt. Die gemeinsame Nutzung von di-gitalen Sequenzinformationen war beispielsweise entscheidend für die schnelle Entwicklung von SARS-CoV-2-Tests und -Impfstoffen. „Fortschritt und Wissenschaft sind heute nur möglich, weil die Forschen-den auf Daten frei zurückgreifen können! Die Open-DSI-Revolution mit ihrem freien Datenfluss über Ländergrenzen hinweg hat zu einer Demokratisierung der wissenschaftlichen Praxis geführt und den freien Zugang zu genetischen Sequenzinformationen für die biomedizinische Forschung und die Überwachung sowie den Schutz der Biodiversität ermöglicht.“, betont Prof. Dr. Ibon Cancio von der Plentzia Marine Station (PiE-UPV/EHU), EMBRC-Spanien.
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Die Autoren der Publikation sind Mitglieder im DSI Scientific Network ( https://www.dsiscientificnetwork.org/), einer Forschenden-Gruppe aus verschiedenen Ländern, die in der DSI-Debatte übereinstimmende Standpunkte vertreten und sich für vernünftige politische Lösungen in dieser wichtigen Frage einsetzen.
Publikation: Scholz, A. H. et al. Multilateral benefit-sharing from digital sequence information will support both science and biodiversity conservation. Nature Communications https://doi.org/10.1038/s41467-022-28594-0 (2022)
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Über das Leibniz-Institut DSMZ: Das Leibniz-Institut DSMZ – Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH ist die weltweit vielfältigste Sammlung für biologische Ressourcen (Bakterien, Archaea, Protisten, Hefen, Pilze, Bakteriophagen, Pflanzenviren, genomische bakterielle DNA sowie menschliche und tierische Zellkulturen). An der DSMZ werden Mikroorganismen sowie Zellkulturen gesammelt, erforscht und archiviert. Als Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft ist die DSMZ mit ihren umfangreichen wissenschaftlichen Services und biologischen Ressourcen seit 1969 globaler Partner für Forschung, Wissenschaft und Industrie. Die DSMZ ist als gemeinnützig anerkannt, die erste registrierte Sammlung Europas (Verordnung (EU) Nr. 511/2014) und nach Qualitätsstandard ISO 9001:2015 zertifiziert. Als Patenthinterlegungsstelle bietet sie die bundesweit einzige Möglichkeit, biologisches Material nach den Anforderungen des Budapester Vertrags zu hinterlegen. Neben dem wissenschaftlichen Service bildet die Forschung das zweite Standbein der DSMZ. Das Institut mit Sitz auf dem Science Campus Braunschweig-Süd beherbergt mehr als 79.000 Kulturen sowie Biomaterialien und hat knapp 200 Beschäftigte. www.dsmz.de
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