Die Regenwälder Borneos gelten als Biodiversitäts-Hotspot. Die
Artenvielfalt ist ungewöhnlich groß, doch der paradiesische erste
Eindruck täuscht. Das schnelle Bevölkerungswachstum und die damit
verbundenen Folgen bedrohen das hoch sensible Ökosystem: Borneo ist
zu einem Schwerpunkt des globalen Artensterbens geworden. Im
ostmalaysischen Teil der Insel leben die letzten Vertreter des
Sabah-Nashorns, des kleinsten Nashorns der Welt. Vermutlich gibt es
nur noch 20 bis 30 Individuen. Palmölplantagen und Rodungen
minimieren ihren Lebensraum beständig und trennen die als
Einzelgänger lebenden Tiere voneinander. Ein vom Bundesministerium
für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes Projekt hilft, den
Gesamtbestand des Sabah-Nashorns langfristig wiederaufzubauen.
Mediziner und Biologen des Leibniz-Instituts für Zoo- und
Wildtierforschung (IZW) erproben ein neuartiges Konzept zur
assistierten Fortpflanzung und sammeln möglichst viel Datenmaterial
zu den scheuen Nashörnern. Gemeinsam mit einem internationalen
Forscherteam und unter Einbindung der malaysischen Behörden ist im
Tabin Wildlife Ressort/Sabah ein innovatives und vielschichtiges
Artenschutzprojekt entstanden. Es zeigt, dass beim Einsatz für
Umwelt- und Artenvielfalt nur ein ganzheitlicher Ansatz nachhaltig
wirken kann. Der Zoo Leipzig ist Partner im Sabah Rhino Projekt und
steuert neben finanziellen Mitteln viel Wissen bei. Der
Veterinärmediziner Dr. Jörg Junhold ist Direktor des Zoos Leipzig und
Präsident der World Association of Zoos and Aquariums (WAZA). Im
Gespräch mit bmbf-online, der Internetseite des Bundesministeriums
für Bildung Forschung, gibt er einen Einblick in die Zusammenarbeit
auf Borneo und erklärt die Sonderrolle des Sabah-Nashorns.
bmbf-online: Herr Dr. Junhold, Sie sind Direktor im Zoo Leipzig.
Zwischen Sachsen nach Südostasien ist es nicht eben ein Katzensprung.
Was hat Sie zum Sabah Rhino Projekt auf Borneo gebracht?
Zoodirektor Junhold: Unsere Artenschutzstrategie sieht vor, für
jeden der sechs Themenbereiche des Zoos ein überzeugendes Projekt vor
Ort zu unterstützen. Für die Tropenhalle Gondwanaland gingen wir
schon während ihres Baus auf die Suche und hatten die Insel Borneo
als einen Hotspot der Artenvielfalt als Zielort festgelegt, auch weil
wir mehrere dort beheimatete Tierarten in Gondwanaland halten. Das
IZW fragte uns dann genau zum richtigen Zeitpunkt, ob wir uns am
Sabah-Rhino-Projekt beteiligen wollten. Inhaltlich und von unserem
Anspruch her passte das dann wunderbar zusammen und wir mussten nicht
lange überlegen.
bmbf-online: Wie kann man sich die Zusammenarbeit der Mediziner,
Pfleger und Forscher in Sabah vorstellen; gibt es Parallelen zum
Zoo-Alltag?
Zoodirektor Junhold: Jeder der beiden Partner bringt seine
Ressourcen und Kompetenzen bestmöglich ein. Wir unterstützen das IZW
bei der Finanzierung der dringend notwendigen veterinärmedizinischen
Zuchtunterstützung. Darüber hinaus ist es uns wichtig, auch den
Lebensraum der Nashörner und vieler anderer Arten zu erhalten. Dazu
fördern wir seit 2011 regelmäßig Aufforstungsmaßnahmen in und um das
Tabin Wildlife Reserve. Unsere Hauptkompetenz ist aber die
Tierpflege, wir haben daher für insgesamt fast zehn Monate
Tierpfleger und Kuratoren nach Sabah geschickt, die dort praktische
Schulungen durchgeführt haben. Alle Maßnahmen vor Ort stimmen wir
untereinander ab, um Synergieeffekte zu nutzen.
bmbf-online: Um es einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen,
wurden jetzt Kurz-Filme über das Projekt produziert, die auch auf
unseren bmbf-Seiten zu sehen sind. Darin wird das Sabah-Nashorn als
„Flaggschiffart“ bezeichnet. Wie ist dieser Begriff zu verstehen?
Zoodirektor Junhold: Flaggschifftierarten sind diejenigen, die
besonders imposant und beliebt sind und für die sich die
Öffentlichkeit leichter begeistern lässt. In ihrem Windschatten
profitieren aber auch alle anderen, kleineren und oft unbekannten
Arten des Lebensraumes von den Schutzmaßnahmen, wie beispielsweise
der Aufforstung. Mit dem Nashorn erhalten wir so auch das gesamte
Ökosystem, wenn wir den Schutz richtig betreiben.
bmbf-online: Das Sabah Rhino Projekt steht also programmatisch für
mehr als die Rettung der bedrohten Nashorn-Art.
Zoodirektor Junhold: Genau, uns geht es ja wie dem IZW darum, die
gesamte Biodiversität der Tropenwälder ins Bewusstsein der Menschen
zu bringen und zu erhalten. Das Sabah-Nashorn ist dafür der beste
Botschafter.
Zu Filmen, Bilder, Interview und Förderhintergrund:
http://www.bmbf.de/de/sabahnashorn.php
Das Rahmenprogramm FONA, Forschung für Nachhhaltige Entwicklungen,
des Bundesministeriums für Bildung und Forschung: http://www.fona.de
Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung:
http://www.izw-berlin.de
Der Zoo Leipzig: http://www.zoo-leipzig.de
Zoo Leipzig Online-Artenschutzspiel um das Sabah-Nashorn:
http://www.zoo-leipzig.de/sabah
UN-Dekade Biologische Vielfalt:
http://www.un-dekade-biologische-vielfalt.de
Pressekontakt:
Strategische Kommunikation / Internationale Presse
Frau Gabriele Hermani
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Hannoversche Straße 28-30, 10115 Berlin
Telefon: +49 (0)30 1857-5491
E-Mail: ls4@bmbf.bund.de
Frank Oberwemmer
Artenschutzreferent / Conservation Officer
Zoo Leipzig GmbH
Pfaffendorfer Straße 29
04105 Leipzig
foberwemmer@zoo-leipzig.de
Tel: +49 341 5933-515
Fax: +49 341 5933-303
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Steven Seet
Scientific Coordinator & Public Relations
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http://www.izw-berlin.de