Prof. Dr. Ulrich mit 89 Jahren verstorben – Träger des Deutschen
Umweltpreises 1997
„Professor Ulrich hat als einer der ersten frühzeitig und
wissenschaftlich fundiert die Gefahren für die Wälder durch von
Menschen verursachte Umweltverschmutzungen erkannt und öffentlich
davor gewarnt. Er hat dafür gesorgt, dass das Bewusstsein um mögliche
Schädigungen unserer Wälder nicht nur in Wissenschaftszirkeln Eingang
gefunden hat. Er war einer der führenden Köpfe der
Waldschadensforschung in Deutschland und Europa.“ – Mit diesen Worten
würdigte heute Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen
Bundesstiftung Umwelt (DBU), Leben und Leistung des ehemaligen
Leiters des Göttinger Ökosystemforschungszentrums, Professor Dr.
Bernhard Ulrich aus Waake bei Göttingen. Der Träger des Deutschen
Umweltpreises 1997 der DBU ist jetzt im Alter von 89 Jahren
verstorben.
Ulrich habe über 30 Jahre lang die Stoffkreisläufe in Wäldern in
den Mittelpunkt seiner Forschung gestellt. Seine Arbeiten hätten
gezeigt, dass Böden nicht – wie bis dahin angenommen – statische,
sondern sich rasch verändernde Systeme sind, die empfindlich auf
gewollte und ungewollte Eingriffe des Menschen reagieren. Seine
Untersuchungen hätten bewiesen, dass zivilisatorische Umwelteinflüsse
den natürlichen Stoffkreislauf der Wälder erheblich verändern können,
eine ungebremste Belastung der Natur zu Schäden ungewöhnlichen
Ausmaßes der unmittelbaren Umwelt führt und deshalb für eine Ethik
der Verantwortung plädiert.
Auf seiner Theorie fuße die moderne Ökosystemforschung, die im In-
und Ausland eine Fülle von Arbeiten nicht nur in der forstlichen
Ökologie, sondern ebenso in der Landschafts- und Naturforschung sowie
in der Erforschung der Gewässer nach sich gezogen habe. Um der
Komplexität seines Arbeits- und Forschungsgebietes gerecht zu werden,
habe Ulrich das Zentrum für Ökosystemforschung in Göttingen initiiert
und aufgebaut.
Die Ergebnisse seien eine wichtige Basis für Entscheidungen im
Forst- und Landschaftsmanagement sowie in der Umwelt- und
Forstpolitik gewesen. Ulrichs Forderung nach Verminderung der
Schwefelsäureeinträge aus der Luft zum Schutz des Bodens seien
letztlich Grundlage für eine beschleunigte Vorbereitung und
Verabschiedung der Großfeuerungsanlagenverordnung 1983 gewesen. Seine
Arbeiten zu Schwermetalleinträgen in Böden hätten wesentlich die
Einführung bleifreien Benzins beschleunigt. Insgesamt habe Ulrich in
der Umweltforschung viel bewegt, so Bottermann. Dazu notwendig
gewesen seien allerdings ein hohes Innovationspotenzial, sehr viel
Hartnäckigkeit und Durchsetzungsvermögen. Mit diesen Tugenden
ausgestattet, habe Ulrich „Früherkennung“ betrieben. Ulrich habe
wichtige Anstöße gegeben und eine „Pionierleistung erbracht in der
wissenschaftlichen Erforschung der Versauerung von Böden, eines der
größten Umweltprobleme dieses und vermutlich auch des nächsten
Jahrhunderts“.
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