Wohin steuert die Medizin, und wird es dem System gelingen, eine immer älter werdende Bevölkerung umfassend und gerecht zu versorgen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des 10. Eppendorfer Dialogs zur Gesundheitspolitik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Initiator Prof. Dr. Matthias Augustin, Direktor des Instituts für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen am UKE, versammelte am 31. August 2011 prominente Referenten aus Politik, Medizin, Pharmazie und Forschung, die interessante Vorschläge für die Behandlung des Patienten Gesundheitssystem einbrachten.
Aus ihrer jeweiligen fachspezifischen Perspektive stellten die Referenten Ansätze vor, um einerseits die medizinische Versorgung der Bevölkerung weiter zu verbessern und technischen wie pharmakologischen Innovationen den Weg in die Praxis zu ermöglichen und andererseits neue Rahmenbedingungen zur besseren Koordination und Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems zu generieren.
Wie soll man Kosten sparen, während der technologische Fortschritt diese zugleich in die Höhe treibt? Bestimmt nicht durch den Verzicht auf Innovationen, wie insbesondere Prof. Dr. Jörg F. Debatin (Ärztlicher Direktor, Vorsitzender des Vorstands des UKE) betonte. Er sieht eine große Chance für den finanzierbaren Fortschritt im Ausbau telekommunikativer Instrumente. Die Vorzüge der Weiterentwicklung bewährter Substanzen thematisierte Prof. Dr. Barbara Sickmüller (Stellvertr. Hauptgeschäftsführerin des BPI). Sie überzeugte mit ihren Ausführungen zur höheren Sicherheit und zu den verhältnismäßig geringen Kosten der oft unterschätzten Schrittinnovationen. Cornelia Prüfer-Storcks (Senatorin für Gesundheit und Verbraucherschutz der Freien und Hansestadt Hamburg) sprach sich für eine Umorganisation des Gesundheitswesens und eine bessere Vernetzung sowie Neuaufteilung der Aufgaben von Gesundheits- und Pflegeberufen aus. Von systemischer Seite setzte auch Prof. Dr. Gerd Glaeske (Versorgungsforscher, Universität Bremen) an. Er hielt ein Plädoyer für Strukturinnovationen als Weiterentwicklung des traditionellen Versorgungssystems in ein populationsorientiertes, sektorübergreifendes Modell. Prof. Dr. Harald zur Hausen (Nobelpreisträger 2008, Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg) konnte mit seinem Vortrag über den Entwicklungsprozess einer wissenschaftlichen These in eine anerkannte Krebsvorsorge begeistern und die Notwendigkeit von wissenschaftlicher Qualität und Ausdauer für die Zukunftschancen der Medizin demonstrieren. Zusammenfassend brachte Prof. Augustin auf den Punkt, dass bei allen Gefährdungspotenzialen des Systems der Weg in eine tragfähige Zukunft über eine gezieltere Nutzung vorhandener Ressourcen führt.