Es ist ein für die Kulturelle Bildung in Deutschland
einzigartiges Forschungsvorhaben: Bis 2017 untersuchen sechs vom Rat
für Kulturelle Bildung e.V. geförderte Projektteams an deutschen
Universitäten und Forschungsinstituten die Wirkungen Kultureller
Bildung anhand langfristiger, empirischer Erhebungen. Dies geschieht
fächerübergreifend sowie im Verbund mit Bildungsinstitutionen und
Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe vor Ort im Rahmen des mit
1,2 Millionen Euro dotierten „Forschungsfonds Kulturelle Bildung.
Studien zu den Wirkungen Kultureller Bildung“. Die Fördermittel
stellt die Stiftung Mercator, eine der sechs Mitgliedsstiftungen des
Rats für Kulturelle Bildung e.V., zur Verfügung.
Margrit Lichtschlag, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des
Vereins, zum Start der sechs Projekte: „Wir freuen uns über die
Vielfalt und den hohen Anspruch der Projekte, die nun anlaufen. Das
Gesamtvorhaben zeichnet sich auch deshalb aus, weil oft bloß
vermutete oder behauptete Wirkungszusammenhänge endlich verstärkt
empirisch untersucht werden.“ Dr. Tobias Diemer, Leiter des Bereichs
Bildung bei der Stiftung Mercator, zum Start des Forschungsfonds:
„Mit ihrer Förderung möchte die Stiftung Mercator einen Beitrag zur
Verbesserung und Weiterentwicklung der empirischen
Grundlagenforschung über die Wirkungen Kultureller Bildung bei
Kindern und Jugendlichen leisten.“ Zu wissen, was Kulturelle Bildung
bewirke und wie sie wirke, sei wichtig, um ihren Stellenwert als
grundlegenden Teil der Bildung und Persönlichkeitsentwicklung von
Kindern und Jugendlichen besser zu verstehen und zu festigen.
Den Auftakt machte das Projekt „Transfereffekte musikalischer
Frühförderung auf Kognition und Leseentwicklung (MusiCo)“, der
MPI-Forschungsgruppe REaD (Reading Education and Development).
Projektleiter PD Dr. Sascha Schroeder zum Start der Untersuchung:
„Die positive Wirkung von Musik im Kindesalter auf das Lernverhalten
ist in den vergangenen Jahren vielfach überschätzt, generalisiert und
in Teilen widerlegt worden. Allerdings erhärten sich die Hinweise,
dass musikalische Praxis, etwa das Singen, beim Erwerb von
Schriftsprache eine förderliche Rolle spielen kann. Die Zusammenhänge
wollen wir in einer umfänglichen Studie mit Kindern in rund 20
Kindergartengruppen untersuchen.“
Partner der sechs Projekte zur Erforschung Kultureller Bildung
sind die Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft Alfter, die
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, die
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, die Hochschule für
Musik und Tanz Köln, das Institut zur Qualitätsentwicklung im
Bildungswesen Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin, die
Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Max-Planck-Institut für
Bildungsforschung Berlin, die Philipps-Universität Marburg sowie die
Universitäten Kassel, Regensburg und die Westfälische
Wilhelms-Universität Münster. Die Projekte laufen für je zwei Jahre.
Beteiligt sind rund 30 Forscherinnen und Forscher, mehrere
Kindertagesstätten, etwa 30 Schulen sowie 30 Jugendkunstschulen und
zehn kulturpädagogische Einrichtungen. Zusammengenommen werden bei
den Untersuchungen rund 2.700 Kinder, Jugendliche, Studierende sowie
Künstlerinnen und Künstler befragt oder sind Teilnehmerinnen und
Teilnehmer der Versuche.
Prof. Dr. Eckart Liebau, Vorsitzender des unabhängigen
Expertengremiums Rat für Kulturelle Bildung, zum Auftakt der
Forschungsvorhaben: „Die Annahme, Kulturelle Bildung trage per se zur
Persönlichkeitswerdung und Allgemeinbildung bei, ist hinlänglich
verbreitet. Allerdings wissen wir noch zu wenig über die
tatsächlichen soziologischen, pädagogischen und psychologischen
Wirkungsmechanismen der verschiedensten kulturellen Angebote. Nicht
jedes Angebot mit dem Titel Kulturelle Bildung dient Kindern wirklich
oder hilft Erwachsenen tatsächlich, wenn sie ihre
Wahrnehmungsfähigkeit und praktischen kulturellen Fähigkeiten
erweitern wollen.“ Der Rat für Kulturelle Bildung ist ein
interdisziplinär besetztes Beratungsgremium von Wissenschaftlerinnen,
Wissenschaftlern und Künstlerinnen, das ebenfalls durch den
Stiftungsverbund getragen wird. Er hat in seinen Publikationen „Alles
immer gut. Mythen Kultureller Bildung“ (2013) und „Schön, dass ihr da
seid. Kulturelle Bildung: Teilhabe und Zugänge“ (2014) mit Nachdruck
verstärkte Forschung auf dem Gebiet der Wirkungsforschung angemahnt.
„Die Projekte im Forschungsfonds Kulturelle Bildung antworten auf
dieses Desiderat“, so Liebau weiter.
Informationen zum „Forschungsfonds Kulturelle Bildung. Studien zu
den Wirkungen Kultureller Bildung“
Eine unabhängige Kommission aus sieben Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftlern wählte sechs Projekte aus insgesamt 78 eingegangenen
Projektanträgen für eine Förderung im Rahmen des Forschungsfonds
Kulturelle Bildung aus. Es handelt sich um zweijährige, empirische
Forschungsprojekte in verschiedenen künstlerischen Sparten
Kultureller Bildung. Die Studien erforschen die Wirkungen
spezifischer Aktivitäten bei Kindern, Jugendlichen und Studierenden
sowie Künstlerinnen und Künstler beim Tanzen, zum Beispiel beim Lesen
literarischer Texte, beim Gestalten von Bildern und Skulpturen sowie
beim Musizieren oder Hören von Musik im Hinblick auf den Erwerb von
ästhetischen, emotionalen, kognitiven, sensomotorischen und sozialen
Erfahrungen und Kompetenzen. Die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler arbeiten in interdisziplinären Gruppen. Der
Forschungsfonds Kulturelle Bildung ist ein Projekt des Rats für
Kulturelle Bildung e.V., gefördert durch die Stiftung Mercator.
Informationen zum Rat für Kulturelle Bildung e.V.
Dem Stiftungsverbund, der in Form des Vereins Rat für Kulturelle
Bildung e.V. mit Geschäftsstelle in Essen organisiert ist, gehören
sechs Stiftungen an: ALTANA Kulturstiftung, Bertelsmann Stiftung,
Deutsche Bank Stiftung, PwC-Stiftung, Siemens Stiftung, Stiftung
Mercator. Jede der Stiftungen ist auf dem Gebiet der Kulturellen
Bildung aktiv und sieht in der Stärkung und Entwicklung wirksamer
Angebote und Strukturen Kultureller Bildung eine für sie zentrale
Aufgabe. Allen Stiftungen gemeinsam ist die Wertschätzung
künstlerischer Arbeits- und Ausdrucksformen als wesentlicher Teil der
Bildung von Persönlichkeit und Kompetenzen. Seine gemeinnützigen
Ziele verwirklicht der Stiftungsverbund derzeit durch drei Projekte:
den Rat für Kulturelle Bildung (unabhängiger Expertenrat), den
Forschungsfonds Kulturelle Bildung sowie eine Machbarkeitsstudie mit
dem Titel „Qualitätsinstitut Kulturelle Bildung“.
Weitere Informationen finden Sie unter
www.rat-kulturelle-bildung.de, Rubrik Projekte.
Die oben genannten Publikationen des Expertenrats finden Sie als
PDF zum Download in der Rubrik Publikationen.
Die geförderten Forschungsvorhaben im Einzelnen:
1. Forschungsprojekt
Projekttitel: „Bildungsprozesse in der kulturellen Kinder- und
Jugendarbeit. Studie zu den Wirkungen von
Angeboten und Maßnahmen der Jugendkunstschulen und
kulturpädagogischen Projekten“
Projektpartner: (1) Prof. Dr. Werner Thole
(2) Prof. Dr. Ivo Züchner
Institut: (1) Universität Kassel, Fachbereich
Humanwissenschaften, „Abteilung für
Sozialpädagogik und Soziologie der Lebensalter &
-lagen“
(2) Philipps-Universität Marburg,
Fachbereich Erziehungswissenschaften
2. Forschungsprojekt
Projekttitel: „Studien zur Bildhauerei. Analyse
expertisegradbedingter Unterschiede in
differenzierter Wahrnehmung und plastischer
Gestaltung“
Projektpartner: (1) Prof. Dr. Birgit Eiglsperger
(2) Prof. Dr. Hans Gruber
Institut: (1) Universität Regensburg, Lehrstuhl für
Kunsterziehung
(2) Universität Regensburg, Lehrstuhl für
Pädagogik III
3. Forschungsprojekt
Projekttitel: „Literarisch stimulierte Emotionalität“ (LisE)
Projektpartner: (1) Dr. Sofie Henschel und Prof. Dr. Petra
Stanat
(2) Prof. Dr. Thorsten Roick
(3) Prof. Dr. Volker Frederking
(4) Prof. Dr. Jörn Brüggemann
Institut: (1) Humboldt-Universität zu Berlin, Institut
zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen
(IQB)
(2) Humboldt-Universität zu Berlin, Institut
für Erziehungswissenschaften
(3) Friedrich-Alexander Universität
Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für Didaktik der
Deutschen Sprache und
Literatur
(4) Carl von Ossietzky Universität Oldenburg,
Institut für Germanistik
4. Forschungsprojekt
Projettitel: „Transfereffekte musikalischer Frühförderung
auf Kognition und Leseentwicklung (MusiCo)“
Projektpartner: PD Dr. Sascha Schroeder
Institut: Max-Planck-Institut für
Bildungsforschung, Max-Planck-Forschungsgruppe
REaD (Reading Education and Development)
5. Forschungsprojekt
Projekttitel: „Wirkung kultureller Bildung auf Kreativität im
fünften Schuljahr“ (KuBiK-5)
Projektpartner: (1) Prof. Dr. Nicole Berner
(2) Dr. Caroline Theurer und Prof. Dr. Frank
Lipowsky
Institut: (1) Alanus Hochschule für Kunst und
Gesellschaft, Fachbereich
Bildungswissenschaft, Institut für
Schulpädagogik und
Lehrerbildung
(2) Universität Kassel, Fachgebiet Empirische
Schul- und Unterrichtsforschung
6. Forschungsprojekt
Projekttitel: „Tanz und Bewegungstheater – ein
künstlerisch-pädagogisches Projekt zur
kulturellen Bildung in der Ganztagsgrundschule“
Projektpartner: (1) Prof. Dr. Martin Stern
(2) Dr. Claudia Steinberg
(3) Prof. Dr. Yvonne Hardt
(4) Prof. Dr. Nils Neuber
Institut: (1) Philipps-Universität Marburg, Institut für
Sportwissenschaft und
Motologie
(2) Johannes Gutenberg-Universität Mainz,
Institut für
Sportwissenschaft
(3) Hochschule für Musik und Tanz
Köln
(4) Westfälische Wilhelms-Universität Münster,
Institut für Sportwissenschaft,
Arbeitsbereich Bildung und Unterricht im
Sport
Pressekontakt:
Dr. Andreas van Hooven
Telefon: 0201-89 94 35-12 oder 0201-89 94 35-0
van.hooven@rat-kulturelle-bildung.de oder
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