Sich an den Unterarmen ritzen, das ist am ehesten
bekannt von Pubertierenden und Borderline-Patientinnen. Doch auch
andere psychische Erkrankungen gehen mit diesem Verhalten einher,
auch bei Erwachsenen und bei Männern gibt es dies Muster.
Therapieangebote richten sich aber vorrangig an junge Betroffene.
Deshalb eröffnet das Max-Planck-Institut für Psychiatrie (MPI) nun
den ersten Schwerpunkt in Deutschland speziell für Erwachsene zur
Behandlung und Erforschung von selbstverletzendem Verhalten.
Häufig beginnt eine solche Störung im Kindes- und Jugendalter.
Wird sie nicht behandelt, leiden Betroffene oft Jahre oder gar
Jahrzehnte lang. Das Verhalten lässt sich in der Regel aber
verringern, meistens mit einer kombinierten Behandlung aus
Medikamenten und Psychotherapie. „Wir wenden verschiedene
diagnostische, medikamentöse und psychotherapeutische Ansätze an, sie
wurden überwiegend in unserer Klinik entwickelt“, erläutert Martin
Keck, Chefarzt und Direktor der Klinik am MPI.
Mit Selbstverletzungstagebuch Muster erkennen
Bevor Patienten stationär am MPI in München aufgenommen werden,
sollen sie zwei Wochen lang ein Selbstverletzungstagebuch führen. So
lassen sich oft schon am ersten Tag Muster erkennen, an denen die
Therapeuten zusammen mit den Patienten arbeiten. „Wichtig ist uns
auch die Psychoedukation. Je besser Patienten verstehen, warum sie
sich selbst verletzen und was das mit ihrer Grunderkrankung zu tun
hat, desto besser können wir gemeinsam mit ihnen die Therapie
gestalten“, betont der zuständige Oberarzt Bastian Wollweber.
Selbstverletzendes Verhalten ist meistens ein Symptom einer
stressbedingten psychischen Erkrankung. Die
Borderline-Persönlichkeitsstörung, aber auch eine Posttraumatische
Belastungsstörung, Essstörungen oder eine Depression können bei
Patienten das Verlangen auslösen, sich am eigenen Körper zu
verletzen. Betroffene schneiden oder ritzen sich, verbrühen sich
absichtlich, beißen oder schlagen sich. Es geht ihnen dabei um die
Verletzung selbst, sie wollen sich bewusst Schmerz zufügen.
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