Pharmamarkt: Deutschland forscht – das Ausland profitiert (BILD)

A.T. Kearney Studie zeigt: Die Innovationskrise der
Pharmaindustrie erfordert eine Aufspaltung der Wertschöpfungskette

Die Pharmaindustrie hat in den letzten zehn Jahren über 1.130
Milliarden US-Dollar für Forschung und Entwicklung ausgegeben.
Dennoch sind neue umsatzstarke Blockbuster in den vergangenen Jahren
immer seltener geworden. Die Innovationskrise ist ein signifikantes
Risiko für die Zukunft der Industrie. Nur eine konsequente Neuordnung
der gesamten Pharmawertschöpfungskette kann eine tragfähige Lösung
bringen. Eine neue Studie von A.T. Kearney zeigt konkrete Wege aus
der Krise. Die deutschen Pharmaunternehmen haben dabei die Chance
wieder zur Weltspitze aufzuschließen.

Pharmaforschung bleibt schwierig: A.T. Kearney hat ermittelt, dass
nur etwa 260 Milliarden US-Dollar – oder 23 Prozent – der in den
letzten zehn Jahren investierten Forschungsgelder tatsächlich in
erfolgreich eingeführte Produkte flossen. Die restliche Summe wurde
zumeist in teure Fehlschläge investiert. Doch einige Probleme sind
hausgemacht: Etwa 43 Prozent beziehungsweise 480 Milliarden US-Dollar
gingen in Projekte, die nicht durch Studienergebnisse, sondern durch
Managemententscheidungen gestoppt wurden. Die Kreativität blieb dabei
auf der Strecke. Pharmaforschung ist auf die besten Köpfe angewiesen.
Gerade diese verwirklichen ihre Ideen nicht mehr in den unter
Kostendruck stehenden Industrielabors.

Das traditionelle Geschäftsmodell der Pharmabranche beruht auf
einer geraden Linie aus dem Labor zur profitablen Vermarktung eines
patentgeschützten Wirkstoffs. Für die meisten Unternehmen der Branche
ist dies nicht mehr haltbar. Viele Pharmafirmen müssen radikale
Schritte ergreifen, um ihre Innovationskrise zu lösen und neue Wege
von der Idee zum medizinischen Fortschritt zu ermöglichen. Die Studie
„Unleashing Pharma from the R&D Value Chain“ von A.T. Kearney
analysiert daher erstmalig nicht nur die Probleme, sondern zeigt
konkrete Wege zu einer Neuordnung der Pharmaindustrie und ihrer
Wertschöpfungskette auf.

Zeit für strategische Neuorientierung

„Das Potenzial für global kommerziell erfolgreiche Innovationen
ist in Deutschland vorhanden“, sagt Dr. Oliver Scheel, Partner bei
A.T. Kearney und Leiter des Beratungsbereichs Pharma and Healthcare.
Das mit 9,6 Milliarden US-Dollar umsatzstärkste Medikament der Welt,
der biotechnologische Wirkstoff Humira, stammt ursprünglich aus
deutschen Labors. Humira wird jedoch von einem amerikanischen
Unternehmen vertrieben, ebenso wie drei weitere erfolgreiche
Medikamente, mit jeweils mehreren Milliarden US-Dollar Umsatz, die
auf die deutsche Forschung zurückgehen. Von den deutschen
Pharmaherstellern allerdings ist keiner mehr in den Top 10 vertreten.

Wie die Studie von A.T. Kearney zeigt, haben Deutschlands
Pharmafirmen eine Chance, die Innovationskrise zu überwinden, wenn
drei Bedingungen erfüllt sind:

1. Eine Konzentration der Unternehmen auf die Schritte in der
Forschungswertschöpfungskette, die sie am besten beherrschen. Bei
großen Pharmaunternehmen ist dies oft nicht die frühe Forschung bis
zum klinischen Wirksamkeitsnachweis, sondern die Entwicklung von
Produkten, die einen Mehrwert für die Gesundheitssysteme bringen.

2. Mut und Konsequenz, die nicht wettbewerbsfähigen Schritte neuen
Partnern ganz zu überlassen – oder die entsprechenden Einheiten
abzuspalten – und so ein neues Geschäftsmodell hervorzubringen. Das
kostengetriebene Outsourcing einzelner Forschungsleistungen wird
keine Wende bringen.

3. Neue Finanzierungsmöglichkeiten, die es Biotechunternehmen
erlauben, über die „Start-up“-Größe hinauszuwachsen.

„Die Zeit ist reif für die Pharmaindustrie, die strategische
Neuorientierung aktiv zu betreiben, bevor die Innovationskrise die
Möglichkeiten vollkommen einschränkt und sich zunehmend Druck aus den
Kapitalmärkten aufbaut“, rät Scheel.

Pressekontakt:
Anika Martin
Marketing & Communications
A.T. Kearney GmbH
Kaistraße 16A
40221 Düsseldorf
+49 211 1377 2320 Office
anika.martin@atkearney.com

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