Pflanzenschutz: „Pilz-Kur“ für Tomaten und Kartoffeln / DBU fördert biologischen Pflanzenschutz mit 570.000 Euro: Alternative zu chemischen Bekämpfungsmitteln

Wenn Drahtwürmer und Blattläuse „zuschlagen“,
haben Landwirte nichts zu lachen: Die Wurzeln sind angefressen, die
Blätter leergesaugt, die Ernte ruiniert. Bislang greifen Landwirte im
Kampf gegen Pflanzenschädlinge häufig zu chemischen
Pflanzenschutzmitteln. Doch können Rückstände im Boden und auf den
Pflanzen verbleiben, mit teils schädlichen Folgen für Mensch und
Umwelt. „Um Natur und Verbraucher zu schützen, brauchen wir neue
umweltschonende Strategien gegen Pflanzenkrankheiten und Schädlinge“,
sagt Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen
Bundesstiftung Umwelt (DBU). Mit fachlicher Unterstützung und 570.000
Euro fördert die DBU ein Projekt, in dem die Fachhochschule (FH)
Bielefeld, die Georg-August-Universität Göttingen und die e-nema,
Gesellschaft für Biotechnologie und biologischen Pflanzenschutz, ein
Verfahren entwickeln, das mit Hilfe von Nutzpilzen Kulturpflanzen vor
Insekten schützen soll und somit eine Alternative zu chemischen
Pflanzenschutzmitteln darstellt.

„Unser Ziel sind biologische Pflanzenschutzmittel, die besonders
für den ökologischen Landbau geeignet sind, der keine chemischen
Insektizide verwenden darf. Wir wollen aber auch den konventionellen
Landbau erreichen“, erklärt Projektleiter Professor Dr. Anant Patel
von der FH Bielefeld. „Am Beispiel von Kartoffeln und Tomaten
untersuchen wir die Wirkung spezieller Nutzpilze, sogenannter
Endophyten, als biologische Pflanzenschutzmittel, die auf die
Pflanzen oder das Saatgut aufgebracht werden. Wir entwickeln
unterschiedliche Formulierungen zum Aufbringen wie Sprays, Kapseln
oder mit den Pilzen ummanteltes, sogenanntes „gecoatetes“ Saatgut“,
sagt Patel. Die Nutzpilze seien dann in der Lage, in die Pflanzen
hineinzuwachsen, sie zu besiedeln und in ihnen weiterzuleben. Die
passende Formulierung – ob flüssig, in Kapselform oder als
pilzummanteltes Saatgut – soll den Pilzen nicht nur im Labor, sondern
auch auf dem Feld ermöglichen, die Pflanze zu besiedeln und im
Pflanzengewebe mitzuwachsen.

„Die Erkenntnis, dass diese insektenabtötenden Nutzpilze in den
Pflanzen mitwachsen, ist relativ neu“, betont Professor Dr. Stefan
Vidal von der Georg-August-Universität Göttingen, der in diesem
Gebiet intensiv forscht. Während dieser Prozess für die Pflanzen
unschädlich sei, nähmen die Insekten beim Fressen oder Saugen an der
Pflanze den Pilz in sich auf und würden innerhalb weniger Tage
absterben. „Deshalb werden auch nur die Insekten getötet, die direkt
an der Pflanze fressen oder saugen“, ergänzt Projektmitarbeiterin Dr.
Desiree Jakobs-Schönwandt von der FH Bielefeld.

Das Projekt habe zum Ziel, für mittelständische Unternehmen neue
Möglichkeiten zur Produktion biologischer Pflanzenschutzmittel zu
entwickeln. Das innovative biologische Verfahren soll die Pflanzen
dauerhaft schützen. Es eigne sich sowohl für den ökologischen
Gemüseanbau als auch für die konventionelle Landwirtschaft als
Alternative, um den Einsatz chemisch-synthetischer Insektizide zu
verringern. Das Verfahren berge keine bekannten ökologischen Risiken,
was ein großer Vorteil sei. „Die verwendeten Pilzstämme kommen auch
in der Natur vor, zum Beispiel in Ackerböden, und sind keine Gefahr
für Bienen oder andere Nutzinsekten“, sagt Patel.

„Das Projekt verfolgt eine innovative und nachhaltige Strategie
für den Pflanzenschutz und hat ein hohes Potenzial zur Entlastung der
Umwelt. Nutzpilzen wird beim Entwickeln neuer biologischer
Pflanzenschutzstrategien zukünftig eine große Bedeutung zukommen“,
sagt Dr. Holger N. Wurl, DBU-Referent für umweltgerechte Landnutzung
und nachwachsende Rohstoffe. Wurl schätzt die
Entwicklungsmöglichkeiten für biologisch basierte
Pflanzenschutzmittel für den globalen Markt sehr optimistisch ein, so
dass sich hier insbesondere für kleine und mittelständische
Unternehmen neue Marktchancen ergeben könnten. Aus diesem Grund wird
im Projekt ebenfalls überprüft, ob sich die „Pilz-Kur“ auch auf
andere Gemüsekulturen übertragen lässt.

Fotos nach IPTC-Standard zur kostenfreien Veröffentlichung unter
www.dbu.de

Pressekontakt:
Ansprechpartner
Franz-Georg Elpers
– Pressesprecher –
Marina Stalljohann-Schemme
Anneliese Grabara

Kontakt DBU
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Telefon: 0541|9633-521
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