Im gerade angelaufenen EU-Projekt, „p-medicine“, das von Prof. Norbert Graf, Direktor der Kliinik für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie am Universitätsklinikum des Saarlandes koordiniert wird, werden 20 Institutionen aus elf Ländern eine hochkomplexe IT-Infrastruktur aufbauen, in der immense Datenmengen aus unterschiedlichen Datenquellen beherrscht und analysiert werden können. IT-Spezialisten, Kliniker, Biologen, Ethiker, Juristen und Datenschutzexperten haben sich zusammengeschlossen, um, die die Möglichkeit bietet, alle Krankheitsdaten eines Patienten mit den molekulargenetischen Daten z.B. seines Tumors und weiterer Forschungsdaten zu dem speziellen Tumor unmittelbar zu verzahnen und auszuwerten. Hierdurch wird ein enormer Erkenntnisgewinn erwartet, der ohne Informationstechnologien nicht möglich wäre. Damit wird langfristig die Möglichkeit gegeben sein, einen Großteil der europäischen klinischen Krebsforschung intelligent zu vernetzen und Daten zu diagnostischen und therapeutischen Zwecken rasch zum Nutzen der Patienten verfügbar zu machen.
In der Praxis könnte dies bedeuten, dass Patienten bereits mit ihrer Diagnose die für sie wirkungsvolle Therapie mitgeliefert bekommen. Für den 17-jährigen Patienten B. aus Homburg wäre dies eine enorme Erleichterung: „Zu wissen, dass die für mich richtige Therapie sofort eingesetzt werden kann und auch zu erfahren, wie sie anschlägt und was ich zu erwarten habe, nimmt große Teile der Angst“. Wenn auch die durchschnittlichen Chancen zu überleben bei der Diagnose Krebs in den letzten 50 Jahren durch die medizinische Entwicklung auf 70-80% stiegen, so sei die Heilungsrate jetzt zu einem Stillstand gekommen, so Graf. „Es muss jetzt der nächste Entwicklungsschritt erfolgen, die personalisierte Medizin“. Bis 2015 will das europäische Team mit Hilfe von 13,3 Millionen Euro Förderung von der Europäischen Union einen Meilenstein in der personalisierten Medizin schaffen. Gleichzeitig wird der Patient einen besonderen Stellenwert einnehmen: „Er wird zu jedem Zeitpunkt Herr über seine Daten sein“, bekräftigt Graf und hält damit der begründeten Sorge der Kranken entgegen, ihre Daten könnten missbraucht werden. Ein verbindliche Einverständniserklärung zwischen Klinik und Patient, eine weitestgehende Anonymisierung der Daten und eine zentralverantwortliche Stelle, das „Center of Dataprotection“, das den Patienten jederzeit mit Informationen zur Verfügung steht, sollen helfen, maximale Datensicherheit und eine uneingeschränkte Vertrauensbasis zwischen Arzt und Patient aufzubauen.
Im Rahmen des Projektes beabsichtigt Norbert Graf auch ein modernes Dienstleistungszentrum im Saarland aufzubauen, das die heutigen Möglichkeiten der Medizin und der Forschung in Verbindung mit Informationstechnologien nutzt, um über eine neue Generation klinischer Studien eine personalisierte Medizin zu ermöglichen.
Zur Unterstützung der Projektkoordination hat sich Graf die saarländische European Research and Project Office GmbH ins Boot geholt. Das Saarbrücker Unternehmen, das auf EU-Projektmanagement spezialisiert ist, entlastet den Forscher von den aufwändigen Aufgaben der Projektadministration und -durchführung, die mit der Förderung einhergehen. Von der ersten Idee bis zur erfolgreichen Umsetzung des Projekts.