Die Bedeutung von auf Raumfahrttechnologie basierenden 
Infrastrukturen hat in den vergangenen Jahrzehnten rapide zugenommen. Das wird 
auch in im kommenden Jahrzehnt so weitergehen, schreibt Marco Fuchs, 
Vorstandsvorsitzender des Raumfahrtunternehmens OHB SE, in seiner Kolumne „Space
Encounter“. Den Unternehmen der Raumfahrtindustrie sei es in den vergangenen 
Jahren überzeugend gelungen, den Nutzen ihrer Technologie für die Allgemeinheit 
zu demonstrieren. Kaum jemand bestreite heute ernsthaft dass 
Raumfahrttechnologie einen wesentlichen Beitrag zum Funktionieren von Wirtschaft
und Gesellschaft beiträgt: Wettervorhersagen, Navigation, Umwelt- und 
Klimabeobachtung – all das sei ohne die Infrastruktur im All nicht möglich, so 
Fuchs. Deshalb ist er überzeugt: „Die 2020er Jahre werden ein Jahrzehnt der 
Raumfahrt werden.“
In der Struktur der Branche habe sich einiges geändert. „Während die vergangenen
vier Jahrzehnte geprägt waren von einer stark von Staaten und staatlichen 
Institutionen dominierten Raumfahrt, erleben wir derzeit eine grundlegende 
Neuausrichtung der gesamten Industrie“, schreibt Fuchs. „Neue Marktteilnehmer 
treten auf den Plan, neue Geschäftsmodelle entstehen. Der Markt verändert sich 
rasant. Das erfordert neue Technologien, neue Prozesse und neue 
Produktionsverfahren. Zwar werden Staaten immer eine zentrale Rolle für die 
Raumfahrt spielen, vor allem als Aufsicht, als Initiator von Projekten und als 
Betreiber öffentlicher Infrastrukturen wie etwa dem Navigationssystem Galileo. 
Aber rund um diese klassische Raumfahrt werden sich neue Märkte bilden, in denen
private Investoren große Chancen haben werden. Kurzum: die alten Grenzen werden 
sich in den kommenden Jahren mehr und mehr auflösen. Dadurch entstehen neben 
ganz neuen kommerziellen Bereichen auch Chancen für Mischmodelle von privaten 
und öffentlichen Beteiligten.“
Diese öffentlich-privaten Partnerschaften würden den Beteiligten künftig 
attraktive Strukturen bieten, um Projekte gemeinsam effizienter umzusetzen. Das 
erhöhe die Attraktivität bestimmter Vorhaben und sollte damit zu weiterem 
Wachstum führen, argumentiert der OHB-Chef. „Diese neuen Mischmodelle werden 
aber auch eine neue Form von Kontrolle benötigen“, schreibt Fuchs weiter. „Es 
muss trotz der verlockenden Perspektiven eines neuen Wirtschaftsraums in einer 
neuen Dimension verhindert werden, dass sich im All eine Art Wildwest-Manier 
etabliert. Deshalb wird es schon in einigen Jahren ein Reglement geben, mit dem 
Satelliten und Raumschiffe zentral verkehrsüberwacht werden. Wenn erstmal die 
privat finanzierten Satellitenkonstellationen in niedrigen Erdorbits zu 
Zehntausenden unterwegs sind, wird ein derartiges Reglement im Grunde wie im 
Flugverkehr am Himmel dafür sorgen, dass eine gewisse Ordnung nicht verloren 
geht, dass es anderen Nutzern gegenüber klare Rechte und Pflichten gibt und 
diese auch eingehalten werden.“
Vor allem im Bereich Erdbeobachtung werde es sehr viele Möglichkeiten für 
Wachstum in der gesamten Branche geben. „In den kommenden Jahren werden 
relevante Dinge vom Erdorbit aus permanent gemessen und online überwacht werden 
können“, so Fuchs. „Und es wird immer mehr Parameter geben, die gemessen werden.
Es wird in nicht allzu ferner Zukunft eine Zeit geben, da werden 
Internetdienstleister Satellitenbilder in Echtzeit online anbieten. Es wird 
einen Kartenservice geben, mit dem ein Lieferdienst oder ein Makler den 
Livezustand eines Gebietes überprüfen kann. Mit den Daten von 
Erdbeobachtungssatelliten werden also in den kommenden Jahren eine Reihe neuer 
Geschäftsmodelle entstehen – nicht zuletzt deshalb, weil die Daten des 
europäischen Erdbeobachtungssystems Copernicus bereits jetzt frei für alle 
Nutzer verfügbar sind.“
2030 werde es auch eine lunare Infrastruktur geben, sagt der Mehrheitseigentümer
des Unternehmens aus Bremen voraus. „Es wird ein Mondprogramm geben, das vor 
allem von der NASA vorangetrieben wird. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden 
wieder Astronauten gelandet sein, und es gibt vielleicht die ersten 
Mondstationen. Woran ich nicht recht glaube, ist, dass man auf Mond oder Mars 
etwas anderes als Forschung und Wissenschaft betreiben kann. Es ist doch für 
Menschen vor Ort nicht wirklich schön und angenehm, was soll man da privat 
machen?“, fragt Fuchs. „Grundsätzlich wird meiner Meinung nach bei all den 
Diskussionen um die Erforschung des Weltraums ein Aspekt immer gravierend 
unterschätzt: der Handlungsrahmen im All ist viel begrenzter, als viele denken! 
Der Grund dafür ist die Biologie und es sind die Gesetze der Physik. Menschen 
leben nun mal zurzeit nur maximal um die 100 Jahre, irgendwann vielleicht mal 
200 Jahre, und die vorstellbaren Technologien lassen uns Menschen in kosmischen 
Dimensionen gesehen quälend langsam vorankommen. Das wird sich in Anbetracht 
unserer physikalischen Gesetze auch nicht grundlegend ändern. Deshalb werden 
Sonden auf unser Sonnensystem und Astronauten auf Mond, Mars, eventuell 
irgendwann auch Venus und Merkur, in zukünftigen Jahrhunderten vielleicht sogar 
Jupiter- und Saturn-Monde beschränkt bleiben. Wir Menschen werden auch im Jahr 
3000 keine anderen Ziele haben, das ist die nüchterne Wahrheit. Aber vielleicht 
liege ich ja auch falsch! Ich gebe zu, dass mich dieser Irrtum sehr freuen 
würde!“
2020 werde auch ein Jahr der Exploration werden. Im Sommer startet die 
europäische Mission ExoMars 2020 – eine robotische Mission. „Wenn man es 
nüchtern betrachtet“, sagt Raumfahrtunternehmer Fuchs, „dann wird eine Marsreise
für Astronauten noch lange eine Vision bleiben. Es wäre ein sehr hohes Risiko – 
auch wegen der hohen Strahlenbelastung unterwegs, von den Bedingungen auf dem 
Mars selbst ganz zu schweigen. Selbst der Mond ist nicht einfach, die 
amerikanischen Apollo-Missionen haben viel Glück gehabt. Am Ende war das neben 
den immensen Kosten sicherlich auch der Grund, warum Apollo 1972 eingestellt 
wurde: den Amerikanern ist klar geworden, wie hoch das Risiko dieser Missionen 
war und dass sie ihr Glück nicht noch weiter herausfordern sollten. Deshalb 
meine ich, wir sollten erst den Mond beherrschen, bevor wir weiter zum Mars 
gehen.“
Der Grund für die europäische ExoMars 2020-Reise zum Mars sei ja nicht, dort 
Menschen anzusiedeln. „Die Hoffnung ist, auf dem Mars, beziehungsweise unter der
Oberfläche des Planeten, Spuren von Leben zu finden. In dem Zusammenhang weise 
ich aber auch immer gern darauf hin, dass die Venus auch ein lohnendes Ziel 
darstellt. Die Venus ist ein erdähnlicher Planet und genauso spannend wie der 
Mars, auch was den möglichen Nachweis von außerirdischem Leben betrifft. Ich 
komme nämlich mehr und mehr zu der Überzeugung, dass Leben im All gar nicht so 
außergewöhnlich ist. Es ist unglaublich, wo sich überall Leben bilden kann. 
Deshalb kann ich mir vorstellen, dass die Menschheit bis Ende dieses Jahrzehnts 
konkrete Spuren von außerirdischem Leben finden kann – ich bin sicher, dass die 
Raumfahrt da einen relevanten Beitrag für die Naturwissenschaft und unser ganzes
Weltbild leistet.“
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