Der Kyoto-Preis, neben dem Nobelpreis eine der weltweit höchsten
Auszeichnungen für das Lebenswerk herausragender Persönlichkeiten in
Kultur und Wissenschaft, geht in diesem Jahr an den Astrophysiker
Rashid Sunyaev, den Materialwissenschaftler Dr. John Werner Cahn
sowie an den Kabuki-Schauspieler Tamasaburo Bando V. Die mit jeweils
50 Millionen Yen (rund 430.000 Euro*) dotierte Ehrung wird
alljährlich durch die Inamori-Stiftung vergeben, die 1984 von Dr.
Kazuo Inamori, dem Gründer des japanischen Technologiekonzerns
Kyocera, ins Leben gerufen wurde.
Mit dem Kyoto-Preis würdigt die Inamori-Stiftung das Lebenswerk
von Persönlichkeiten, die sich mit herausragenden Leistungen in ihrem
Bereich verdient gemacht haben. Die feierliche Verleihung findet am
10. November in Kyoto statt. Das Komitee begründet die Auswahl der
Preisträger wie folgt:
Rashid Sunyaev (* 1. März 1943, Usbekistan)
Der deutsch-russische Astrophysiker und Direktor des
Max-Planck-Institutes für Astrophysik in München, Rashid Sunyaev,
erhält den Kyoto Preis in der Kategorie Grundlagenforschung. Seine
theoretischen Studien haben weitreichenden Einfluss auf die moderne
beobachtende Kosmologie ausgeübt, und helfen heute dabei die
Ausdehnung des Universums zu erforschen. In seinen Studien
beschreibt er den Einfluss akustischer Schwingungen im frühen
Universum auf Temperaturschwankungen der kosmischen
Mikrowellen-Hintergrundstrahlung und deren Zerstreuung durch heiße
Elektronen in Galaxienhaufen. Darüber hinaus hat Rashid Sunyaev durch
seine theoretischen Forschungen zur Akkretion von Materie zu
schwarzen Löchern und Neutronensternen und den damit verbundenen
Energiefreisetzungsmechanismen bedeutende Beiträge zur
Hochenergieastronomie geleistet. In diesem Bereich hat er bei
internationalen Beobachtungsprojekten entscheidend mitgewirkt.
Dr. John Werner Cahn (* 9. Januar 1928, Deutschland)
In der Kategorie Hochtechnologie zeichnet die Inamori-Stiftung den
Materialwissenschaftler und Physikalischen Chemiker Dr. John Werner
Cahn aus. Die Auszeichnung erhält der in Köln geborene US-Amerikaner
insbesondere für seinen herausragenden Forschungsbeitrag auf dem
Gebiet der Legierungstechnik durch die Entwicklung einer Theorie zur
spinodalen Entmischung. Durch diese Forschungsergebnisse wurde es
möglich, die optimalen Mikrostrukturen von metallischen Legierungen
im Voraus zu berechnen und ihre Funktionalität zu maximieren. Diese
Theorie führte zu einem wichtigen Fortschritt in der
Materialwissenschaft und Werkstoffindustrie.
Tamasaburo Bando V (* 25. April 1950, Japan)
Dem Japaner Tamasaburo Bando V wird die Auszeichnung für sein
Lebenswerk als Kabuki-Spieler in der Kategorie Kunst und Philosophie
verliehen. Kabuki bezeichnet eine traditionelle japanische
Schauspielkunst, die gleichermaßen aus Tanz, Pantomime und Gesang
besteht. Tamasaburo Bando V erhält den Kyoto Preis für seine
außergewöhnliche Darstellung weiblicher Rollen und der
beeindruckenden Verbindung verschiedenster Kabuki-Genre in seinen
Darbietungen. Darüber hinaus ist er international in verschiedenen
Sparten der darstellenden Künste aktiv und hat mit seiner Kunst schon
unzählige Male das Publikum gefesselt.
Die offizielle Pressekonferenz zur Verkündung der Preisträger mit
englischer Übersetzung steht als Video auf der Internet-Seite der
Inamori-Stiftung zur Verfügung: http://www.inamori-f.or.jp
Mit dem diesjährigen Kyoto-Preis werden bereits zum 27. Mal
Persönlichkeiten geehrt, die sich um die Weiterentwicklung der
Wissenschaften und Künste besonders verdient gemacht haben. Unter
anderem nahmen in den vergangenen Jahren bereits der französische
Komponist Pierre Boulez, die deutsche Choreographin Pina Bausch, der
Philosoph Jürgen Habermas, der japanische Modeschöpfer Issey Miyake,
der Musiker und Dirigent Nikolaus Harnoncourt, die Künstler Maurice
Béjart und Roy Lichtenstein sowie die Primatenforscherin Jane Goodall
den Preis entgegen. *Umrechnung vom 24. Juni 2011
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