In den asiatischen Ländern hat sich Kurzsichtigkeit seit einigen Jahren vor allem unter jungen Studierenden epidemisch ausgebreitet. So sind laut einer Studie der Universität Taipeh/Taiwan 96 Prozent der Studierenden kurzsichtig. Forscher aus Singapur kommen zu ähnlichen Ergebnissen.
Auch in den westlichen Industrieländern ist Kurzsichtigkeit auf dem Vormarsch. Personen, die mindestens 12 Schuljahre absolviert haben, sind sehr viel häufiger kurzsichtig als ihre Altersge-nossen mit kürzeren Schulzeiten, so eine Langzeitstudie aus den USA. Diesen Trend bestätigen auch Untersuchungen aus Norwegen, Dänemark und Finnland.
„Vermutlich kommt der Anstieg der Kurzsichtigkeit zum Teil durch die immer längere Schulzeit zustande“, so Dr. Wolfgang Wesemann, Direktor der Höheren Fachschule für Augenoptik Köln. „Städtisches Leben und der Einzug des Computers in Freizeit und Beruf tun ihr Übriges. Stundenlanges Nachsehen führt möglicherweise dazu, dass das Auge das Sehen in die Weite regelrecht verlernt.“
Dafür spricht auch die Tatsache, dass in Ländern, in denen Industrialisierung und schulische und universitäre Ausbildung noch nicht so verbreitet sind, weit weniger Menschen kurzsichtig sind. So liegt ihr Anteil etwa in Indien bei nur 16 Prozent.
Was die Industrialisierung nimmt, das gibt sie an anderer Stelle wieder: So haben gerade Kurz-sichtige in Industrienationen eine Vielzahl an Korrektionsmöglichkeiten. Ultraleichte und nahezu unkaputtbare Fassungen sowie auf Sehverhalten, Lebensstil und Bedürfnisse präzise abgestimmte Gläser machen das Brilletragen leicht. Wer sein natürliches Aussehen behalten möchte, hat die Möglichkeit, sich Kontaktlinsen individuell anpassen zu lassen. Mit Hilfe moderner Technik können die Linsen anhand der jeweiligen Augeneigenschaften ausgewählt oder als Unikate angefertigt werden. Spezielle Materialien und Oberflächenbeschaffungen haben zudem dazu geführt, dass Unverträglichkeiten nur noch in seltenen Fällen auftreten.