Während Solaranlagen und Windräder an manchen
Tagen sehr viel Strom liefern, ist es an anderen Tagen weniger. Ein
naheliegender Ansatz, diese Schwankungen auszugleichen, sind Speicher
wie beispielsweise Batterien. Deren Rolle können auch sogenannte
„Virtuelle Kraftwerke“ übernehmen. Sie bestehen aus kleinen
dezentralen Stromerzeugern und -abnehmern, die miteinander
koordiniert für den notwendigen Ausgleich sorgen. In einem nun
begonnen Projekt will das ebök Institut für angewandte
Effizienzforschung (Tübingen) gemeinsam mit der Hochschule Reutlingen
erforschen, inwieweit der Stromhandel zwischen diesen vielen kleinen
Akteuren mithilfe digitaler Technologie vereinfacht werden kann. Die
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Projekt fachlich und
finanziell mit rund 124.000 Euro. „Das Vorhaben hat das Potenzial zu
zeigen, wie wir mit der Digitalisierung die Energiewende noch besser
umsetzen können“, fasst DBU-Generalsekretär Alexander Bonde zusammen.
Viele dezentrale Stromerzeuger anstatt eines großen zentralen
„Durch intelligentes Vernetzen koordinieren wir flexible
Stromabnehmer und lokale -erzeuger derart, dass sie auf das
schwankende Stromangebot angemessen reagieren und damit das lokale
Netz stabilisieren. Gemeinsam wirken sie als Virtuelles Kraftwerk. In
letzter Zeit entstanden hierfür eine Reihe erfolgsversprechender
Ansätze, auf die wir aufbauen können“, erläutert Projektleiter Prof.
Dr. Claus Kahlert vom ebök Institut. Im Rahmen des Projektes soll nun
untersucht werden, wie diese Idee mit der umfassenden Digitalisierung
der industriellen Produktion harmoniere. „Zukünftig sind alle
Maschinen und Prozesse über das Internet miteinander verbunden. Das
nutzen wir für die Kommunikation im Virtuellen Kraftwerk“, erklärt
Kahlert den Ansatz.
Auch beim Abrechnen der Stromkosten gilt künftig: dezentral und
digital
„Wir wollen zum Koordinieren und Abrechnen ein dezentrales System
nutzen, basierend auf distributed ledger technology*. Bei dieser
Technik werden die Aktionen zwischen verschiedenen Partnern digital
dokumentiert und sind von allen einsehbar“, erläutert Prof. Dr.
Debora Coll-Mayor von der Hochschule Reutlingen. „Einfach gesagt:
Anstelle eines zentralen Servers haben alle Akteure die für sie
relevante Information vor Ort.“ Die Technik sei robust und nach
heutigem Stand fälschungssicher, die Projektpartner erwarteten dabei
einen vergleichbaren Energiebedarf wie bei bisher üblichen
Abrechnungssystemen.
Energieeffizienz steigern und Energiewende voranbringen
„Kann das Projekt erfolgreich umgesetzt werden, bildet es eine
wichtige Grundlage für weitere Entwicklungen Virtueller Kraftwerke.
Durch den beständigen Austausch und die Analyse der Prozesse lässt
sich zusätzlich die Energieeffizienz steigern“, erläutert Kahlert.
Zudem würden Virtuelle Kraftwerke längere Laufzeiten erneuerbarer
Stromquellen erlauben, denn sie könnten flexiblen Abnehmern speziell
dann Strom zukommen lassen, wenn gerade viel davon zur Verfügung
stehe. Ein Überschuss führe ansonsten dazu, dass Windräder oder
Solaranlagen zeitweise vom Netz genommen würden. Bonde: „Damit wären
Virtuelle Kraftwerke ein Ergebnis der Digitalisierung, das sowohl
positive Effekte auf den Klimaschutz hat, als auch der
Versorgungssicherheit dient.“
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