BMBF fördert Programme für bessere Rahmenbedingungen an Unikliniken für die Forschungstätigkeit von Fachärztinnen und Fachärzten
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wird künftig ausgewählte Universitätskliniken finanziell dabei unterstützen, ihren Fachärztinnen und Fachärzten mehr Freiräume für ihre Forschungstätigkeit einzuräumen. Dadurch soll der Wissenstransfer zwischen Forschung und Versorgung verbessert werden. Die Auswahlentscheidung, an welchen Universitätskliniken in Deutschland entsprechende Programme gefördert werden, ist nunmehr getroffen worden. Unterstützt werden Programme an acht Standorten der Universitätsmedizin. Dafür hat das BMBF insgesamt rund 100 Millionen Euro vorgesehen. In einer ersten Förderrunde sollen bis zu 100 Stellen für forschende Fachärztinnen und Fachärzte geschaffen werden. Der Bund fördert den zusätzlichen Forschungsanteil der Stellen pro Jahr mit bis zu 130.000 Euro je Stelle. Das BMBF unterstützt diese Programme in der Universitätsmedizin für maximal zehn Jahre. Dazu erklärt Bundesforschungsministerin Anja Karliczek:
„An den Universitätskliniken in Deutschland sind medizinische Forschung und die Behandlung von Patientinnen und Patienten eng miteinander verbunden. Diese Verknüpfung ist ein zentrales Merkmal der Universitätsmedizin. Sie ermöglicht den Kliniken, die Gesundheitsforschung maßgeblich voranzubringen und wichtige Fortschritte schnell in die Behandlung zu bringen. Der schnelle Wissenstransfer „vom Krankenbett ins Labor und wieder zurück“ muss angesichts der großen Dynamik selbstverständlich sein. Das geht am besten über Menschen. Mit unserer Förderinitiative wollen wir erreichen, dass die Medizinerinnen und Mediziner vor Ort auch für ihre Forschung die besten Rahmenbedingungen haben. Im Klinikalltag ist es häufig die Gruppe der forschenden Fachärztinnen und Fachärzte, auf die es sowohl bei der Forschung als auch bei der Krankenversorgung am meisten ankommt. Sie bilden damit das Rückgrat für einen gelungenen Wissenstransfer. In vielen Fällen aber ist der Spagat zwischen Forschung und Versorgung sehr herausfordernd für die einzelne Ärztin und den einzelnen Arzt. Oft wird die Forschungstätigkeit auf das Wochenende oder den Feierabend verlegt und geht dann zu Lasten von Familie und Freizeit – und belastet zugleich den Wissenstransfer.
Hier setzt unsere Initiative an, mit der wir einen Kulturwandel in der Universitätsmedizin unterstützen wollen. An den Stellen, wo vielleicht Hierarchien und starre Strukturen der Entfaltung der vorhandenen Forschungspotentiale im Wege stehen, wollen wir diese transformieren. Unser Ziel ist, den forschenden Fachärztinnen und Fachärzten bestmögliche Rahmenbedingungen zu bieten. Sie brauchen in ihrem Arbeitsablauf klare Freiräume sowohl für Forschung als auch für die Behandlung der Patientinnen und Patienten. Zu guten Rahmenbedingungen gehören feste Forschungszeiten ebenso wie ein exzellentes Forschungsumfeld, Chancengleichheit und bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Dazu werden die in acht ausgewählten Kliniken nun anlaufenden Programme beitragen, die wir durch die Förderung des BMBF ermöglichen – das freut mich sehr.
Unsere Förderinitiative ist auf maximal 10 Jahre angelegt, sie ist also eine Anschubfinanzierung. Wir setzen aber auf Nachhaltigkeit. Wir wünschen uns, dass die ausgewählten Einrichtungen das neue Förderangebot fortführen und fest an den jeweiligen Fakultäten verankern. Und ich zweifle nicht, dass sie es tun werden – denn mit einem solchen Programm wird jeder Standort an Forschungsstärke und Renommee gewinnen! Wir brauchen Forschungsbedingungen, die die Spitzenstellung der deutschen Universitätsmedizin im internationalen Vergleich stärken – und zwar heute genauso wie in Zukunft.“
Hintergrund:
Grundlage der Förderung durch das BMBF ist die „Richtlinie zur Förderung von forschenden Fachärztinnen und Fachärzten in der Universitätsmedizin“ vom 8. Oktober 2020. Zentrale Elemente der nun zur Förderung kommenden Programme sind geschützte Forschungszeiten (idealerweise 50 Prozent der Arbeitszeit) und ein individuell zugeschnittenes Qualifizierungs-, Mentoring- und Führungsprogramm. Die Programme zielen darauf ab, die Chancengerechtigkeit und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern. Die Entscheidung des BMBF für die vielversprechendsten Programmkonzepte fiel auf Grundlage der Empfehlungen eines international besetzten Begutachtungsgremiums.
Die Förderinitiative ist so angelegt, dass eine zweite Förderrunde – vorbehaltlich künftiger forschungs- und haushaltspolitischer Entscheidungen – für weitere 100 Advanced Clinician Scientists durchgeführt werden kann.
Die insgesamt acht ausgewählten Standorte sind:
– Das Programm „CAMINO – Career Advancement in MultIdimeNsional tumOr targeting“ des Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der TU Dresden ist auf fortgeschrittene klinisch tätige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgerichtet, die translationale onkologische Forschung mit interdisziplinärer und innovativer Patientenbehandlung verknüpfen und dazu das Forschungsumfeld des Biomedizinischen Campus Dresden nutzen.
– Die Goethe-Universität Frankfurt und das Universitätsklinikum Frankfurt sprechen mit dem Programm „INITIALISE – Innovations in Infection Medicine“ Advanced Clinician Scientists in der Infektionsmedizin an. Im Rahmen des Qualifizierungsprogramms werden sie in den neuesten Technologien und innovativen Strategien der Arzneimittelforschung und-entwicklung geschult.
– Das Programm „IMMediate – Immune-Mediated Diseases“ des Universitätsklinikums Freiburg ist in den Themenfeldern Immunologie, Onkologie und Zellbiologie angesiedelt. Es fördert forschende Fachärztinnen und Fachärzte mit einem Fokus auf immunvermittelten Krankheiten, die verschiedene Organe wie etwa Gehirn, Herz, Leber oder Darm betreffen.
– Das Programm „Promoting Excellence in Translational Medicine“ an der Universitätsmedizin Essen (UME) Advanced Clinician Scientist Academy (UMEA²) wird forschende Fachärztinnen und Fachärzte unterstützen, Ergebnisse aus der Grundlagenforschung schneller in die klinische Anwendung zu bringen, um die passgenaue Behandlung von Patientinnen und Patienten zu verbessern. Thematisch wird die Forschung an den Schnittstellen zwischen Gehirn und Herz, Onkologie und Immunologie sowie Transplantation, Immunologie und Infektiologie erfolgen.
– Hauptziel des Programms „iIMMUNE – Interfaces in Immunomedicine“ der FAU Erlangen-Nürnberg ist es, klinisch tätige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in moderner patientenzentrierter Immunmedizin auszubilden und so zur Entwicklung innovativer Strategien zur Diagnose, Prävention und Behandlung von infektiösen, entzündlichen, autoimmunen, onkologischen und ZNS-Erkrankungen beizutragen.
– Das Programm „iSTAR – integrative Advanced Clinician Scientists Targeting Inflammatory and Infectious Disease“ des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf wird forschende Fachärztinnen und Fachärzte im Bereich entzündliche Erkrankungen und Infektionskrankheiten unterstützen. Die Forschung zielt darauf ab, fehlregulierte Entzündungsreaktionen in allen Organen zu entschlüsseln, umzukehren, zu behandeln und zu verhindern.
– Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und das Universitätsklinikum Bonn haben mit „ACCENT – Advanced Clinician Scientist Program Bonn“ ein Konzept entwickelt, das forschende Fachärztinnen und Fachärzte zu den Themen Immunpathogenese und Organdysfunktion sowie Gehirn und Neurodegeneration fördert; eingebettet in die Forschungsschwerpunkte Immunologie, Neurowissenschaften, Genetik und Epidemiologie sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Onkologie.
– Die Medizinische Fakultät Würzburg setzt mit dem Programm „INTERACT – Interfaces in Translational Research“ auf eine disziplinübergreifende Förderung von forschenden Fachärztinnen und Fachärzten. Forschungsgegenstand sind die komplexen Interaktionen zwischen einzelnen Zellen und Gewebe, zwischen einzelnen Organen sowie die Zusammenhänge innerhalb des gesamten Organismus.
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