Dieburg, 17.Juni 2005: Nach der erfolgreichen Erstanwendung des biotechnologischen Verfahrens „Recell“ von der Firma Clinical Cell Culture (C3) mit Sitz in Cambridge (UK) im Roten Kreuz Krankenhaus Kassel am Anfang dieses Monats, erweitert sich nun die Bandbreite der Anwendungsmöglichkeiten. So bietet dieses neue Verfahren eine operative Therapieoption für die Behandlung von Hauterkrankungen wie Hypopigmentierung, stabiler Vitiligo (Weissfleckenkrankheit) und aknebedingte Narbenbildung. Bei dieser Operationstechnik zur Wundabdeckung gewinnt der Chirurg direkt vor Ort am Operationstisch körpereigene Zellen in einem teilungsfähigen Entwicklungsstadium ohne mehrtägiges, vorheriges Anzüchten. Dabei dient das Recell-Kit als Mini-Labor und ermöglicht in 30 bis 45 Minuten die Aufbereitung der Zellen bis zur Applikation. Für diesen Vorgang benötigt der Chirurg lediglich ein briefmarkengrosses Stück Spenderhaut. Mithilfe von Recell trennt der Arzt die Ober- und Unterhaut (Epidermis und Dermis), um aus der Grenzschicht die Mischung verschiedener Zelltypen zu gewinnen. Diese teilungsfähigen Zellen unterstützen die Selbstheilung aller Zellkomponenten der Oberhaut. Als Suspension sprüht der Chirurg die Zellen auf die Wunde. Durch die Applikation der Zellen mit einer speziell entwickelten Spraydüse bleiben sie unbeschädigt. Damit bringt das neue Verfahren raschere Heilung bei kleineren Verbrennungen und Verbrühungen und ermöglicht die Behandlung von Hautschäden ohne wesentliche Narbenbildung oder Pigmentveränderung.
Anwendung
Recell erweitert die gegenwärtigen Wundheilungs- und Narbenbehandlung mit seiner einfachen Technik. In nur einem einzigen Arbeitsgang erlaubt das Verfahren dem Arzt die Entnahme einer dünnen Spalthautbiopsie und die Gewinnung und Aufbereitung von Hautzellen. Um die Bildung von natürlicher, gesunder Haut im Bereich des verbrannten oder vernarbten Areals zu fördern, sprüht der Chirurg die Zellen auf die Wundoberfläche. Andere Verfahren erreichten dies bisher lediglich mit differenzierten, beziehungsweise mehrtägig angezüchteten Zellen, die aber nicht das gewünschte natürliche Gemisch aus Oberflächenzellen, Pigmentzellen, Bindegewebszellen und Abwehrzellen enthielten.
Forschung
So gelang es der medizinischen Wissenschaftsgruppe um Professor Navarro (2001) aus Boston (USA) und Perth (Australien) in ihren Forschungsarbeiten zu beweisen, dass funktionstüchtige Melanozyten aufgebracht werden konnten, die aktiv Melanin (verantwortlich für die Hautfärbung) produzierten. Folglich gelingt die Neubesiedlung des Hautdefektes mit Zellen entsprechend dem eigenen Hautton.
Zusammenfassend ermöglicht Recell die Aufbringung von Keratinozyten, Melanozyten, Fibroblasten und Langerhans-Zellen auf eine Wundoberfläche, wodurch die Wundheilung beschleunigt wird. Durch die Neubesiedlung durch Melanozyten erreicht die neue Technologie das erneute Auftreten der Pigmentierung in minderpigmentierten Regionen. Daher kann dieser Prozess auch zur Behandlung von Hauterkrankungen wie stabiler Vitiligo genutzt werden. Recell vermindert damit auch die Narbenbildung, wie sie etwa bei der Entfernung von Hautkrebs und bei manchen plastischen oder kosmetischen Behandlungen auftreten können.
Für den Kasseler Chefarzt Privatdozent Dr. med. Ernst Magnus Noah, der in seiner Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie das Verfahren in einer europaweiten Premiere erstmalig anwendete, eröffnen sich noch weitere Anwendungsaussichten: „Bei Verfahren, bei denen die oberen Hautschichten abgetragen werden, zum Beispiel bei der Abschleifung von Narben oder stark faltiger Haut, hilft diese neue Technik bei der Verringerung von Nebenwirkungen und Komplikationen. Wir bieten unseren Patienten durch diese Biotechnologie eine kürzere Wundheilungszeit und bessere Narbenqualität. Besonders auf dem Gebiet der Weissfleckenkrankeit (Vitiligo) reiht sich nun ein operatives Verfahren in Ergänzung zu den konservativen Verfahren ein. Ich sehe hier auch Chancen für Narben, die durch die Entfernung von Tätowierungen entstanden sind.“ Stuart Windsor, Sprecher des Vertriebspartners Polytech-Silimed Europe GmbH in Dieburg zeigt sich von der positiven Resonanz auf das Recell-Verfahren beeindruckt. „Mit dieser neuen Technik gehen wir hin zum einfachen und dennoch effektiven Verfahren. Mit unserem Kit kann hier der Arzt selbst in kürzester Zeit agieren. Ohne Laborprozedere. Ohne komplizierte und aufwändige Verfahren. Wie es momentan aussieht, sind die Möglichkeiten längst noch nicht alle erkannt.“ Recell erhielt im März 2005 die CE Zertifizierung als Medizinprodukt.
Weitere Informationen auch über:
www.polytechsilimed.de oder www.noahklinik.de
Sollten Sie noch Fragen oder Wünsche haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung: excognito, Claudia-Maria Rohrer, Tel.: 030 / 88 71 02 – 18,
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