Jährlich benötigen in Deutschland rund 8,4
Millionen Personen nach Unfällen eine ärztliche Behandlung. Etwa
270.000 Personen tragen bei einem Unfall im Straßenverkehr, am
Arbeitsplatz, im Haushalt oder beim Sport eine Hirnverletzung davon.
Knapp die Hälfte von ihnen ist jünger als 25 Jahre. 35.000 von ihnen
sind Kinder unter sechs Jahren. Diese dramatischen Zahlen waren für
die ZNS-Hannelore Kohl Stiftung erneut Anlass, ein mit renommierten
nationalen und internationalen Experten besetztes Symposium zum Thema
„Zukunftsperspektiven der Hirntraumaforschung“ zu veranstalten. Im
Rahmen der Expertentagung in Berlin wurde der mit 10.000 Euro
dotierte Hannelore Kohl Förderpreis 2010 verliehen.
Das Symposium reflektierte ein breites Spektrum von der
Grundlagenforschung über klinisch neurologische Forschung bis hin zu
Aspekten der Lebensqualitätsverbesserung und der sozialen
Wiedereingliederung von Patienten mit Schädelhirnverletzungen.
„Während motorische Störungen auf den ersten Blick erkennbar sind und
vorrangig behandelt werden, stellen weniger augenfällige Störungen
von Konzentration, Wahrnehmung, Gedächtnis und
Persönlichkeitsstörungen für die Betroffenen oft schwerwiegendere
Beeinträchtigungsmerkmale dar“, erklärte Prof. Volker Hömberg,
Mitorganisator und Mitglied des Kuratoriums der ZNS-Hannelore Kohl
Stiftung. Dennoch seien auch diese komplexen kognitiven Störungen
heute einer effektiven Behandlung zugänglich. „Dadurch wird für die
Betroffenen gesellschaftliche und berufliche Wiedereingliederung
möglich“, betonte Dr. Joachim Breuer, Vorstandsvorsitzender der
Stiftung. Mit diesem Symposium unterstreiche die ZNS-Hannelore Kohl
Stiftung noch einmal ihr gesellschaftliches Engagement für
schädelhirntraumatisierte Patienten sowie ihren hohen
wissenschaftlichen Anspruch, so Breuer weiter.
Pro Jahr müssen 45.000 Unfallopfer mit lang anhaltenden oder
andauernden Schäden des Gehirns und deren Folgen weiterleben.
Unfallpatienten sind in der Folge häufig von einer Aphasie betroffen,
dem Verlust der normalen Sprachfähigkeit. „Wir haben nun die
Möglichkeit die Ursache der Sprachstörung besser zu verstehen. Daraus
ergeben sich neue Therapieformen, die zukünftig die Verständigung der
betroffenen Personen im Alltag erheblich erleichtern können“, sagte
Professor Klaus von Wild, Neurochirurg und Mitglied im Kuratorium der
ZNS-Hannelore Kohl Stiftung bei der Verleihung des Hannelore Kohl
Förderpreises 2010 in Berlin.
Den Hannelore Kohl Förderpreis 2010 erhielt Dr. Stefanie Abel,
Universitätsklinikum Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule
Aachen, für ihre Arbeit an einem neuen Therapieansatz für Menschen
mit Aphasie. Moderne computergestützte Diagnoseverfahren eröffnen
zukünftig neue Wege in der Aphasietherapie: Durch eine
Computersimulation der Sprachstörung des Betroffenen lässt sich
klären, wo die vorwiegende Ursache des Problems bei dieser Person
liegt. Das Computermodell repräsentiert das geschädigte Sprachsystem
des Betroffenen und somit auch die Fehler, die die Person produziert.
„Dadurch werden Rückschlüsse auf die Sprachstörung dieser Person
möglich, die unmittelbar in die modellgeleitete Therapie einfließen
können. Je nach Ursache der Sprachstörung, können unterschiedliche
Behandlungsmethoden eingesetzt werden“, erklärte Abel. Dies treffe
auch auf die Behandlung von Sprachstörungen bei Schlaganfallpatienten
zu.
Die ZNS-Hannelore Kohl Stiftung vergibt den nächsten Hannelore
Kohl Förderpreis im Jahr 2012. Die Bewerbungsfrist endet am 31.
Dezember 2011.
Pressekontakt:
Helga Lüngen, Tel. 0172 / 605 04 41,
presse@hannelore-kohl-stiftung.de