GEO und das Leibniz-Institut für Gewässerökologie
und Binnenfischerei (IGB) riefen auf zur großen Natur-Inventur
Über 80 Experten für Flora und Fauna und zahlreiche Interessierte
des umfangreichen Besucherprogramms erforschten gestern die
Artenvielfalt im Löcknitztal bei Berlin. Sie dokumentierten dabei
rund 1.400 Arten in sieben Untersuchungsgebieten in dem rund zwei
Quadratkilometer großen Areal. Für diese kleine Fläche ist das
Löcknitztal außergewöhnlich artenreich. Besonders Tier- und
Pflanzenarten, die an der Land-Wassergrenze heimisch sind, finden
hier optimale Lebensbedingungen, die es so immer seltener gibt; denn
viele Gewässer sind stark durch menschliche Nutzung geprägt und in
ihrer Struktur vereinheitlicht.
Die Löcknitz ist ein frei mäandrierender Tieflandbach mit reichen
Strukturen wie Totholz, kiesigen Bereichen und ausgedehnten
Wasserpflanzenbeständen. Dadurch konnte sich hier eine
fließgewässertypische ansonsten gefährdete Fischfauna erhalten. Unter
den ca. 20 Fischarten, die hier leben, wurden der Steinbeißer
(Cobitis taenia) und der Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis)
nachgewiesen, beides bedrohte Arten der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie
(FFH), eingeführt von der EU, zum Schutz der einheimischen Natur in
Europa.
Im Bereich der Höheren Pflanzen sind zum Beispiel die Sibirische
Schwertlilie (Iris sibirica) und das zu den Orchideen zählende
Breitblättrige und Steifblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis
und Dactylorhiza incarnata) besonders bemerkenswert. Weiter wurde die
Sumpf-Sitter (Epipactis palustris) gefunden. Alle drei Arten werden
in der Roten Liste Brandenburgs ebenfalls als stark gefährdet
geführt. Voraussetzung für das Vorkommen dieser Pflanzen sind
naturnahe, gewässerbegleitende Niedermoore und
landschaftspflegerische Maßnahmen wie gemähte Wiesen und die
Entfernung von Büschen und Bäumen durch den Naturschutzverein IG
Löcknitztal.
Auch bei den Insekten gab es außergewöhnliche Funde. Das Tal mit
seinem Umland stellt einen besonderen Lebensraum für Schmetterlinge
dar. So konnten gestern etwa 250 Schmetterlingsarten nachgewiesen
werden. Dokumentiert wurden unter anderem der Baldrian-Scheckenfalter
(Melitaea diamina), der Rispenfalter (Lasiommata maera), der Goldene
Scheckenfalter (Euphydryas aurinia), der Violette Feuerfalter
(Lycaena helle) und der Große Feuerfalter (Lycaena dispar). Alles
Schmetterlinge der vom Aussterben bedrohten bzw. stark gefährdeten
Arten der Roten Liste Brandenburgs bzw. Arten der FFH-Richtlinie.
Die Ergebnisse belegen insgesamt, dass naturnahe Binnengewässer
und die angrenzenden Lebensräume eine faszinierende biologische
Vielfalt aufweisen. Binnengewässer bedecken zwar nur rund ein Prozent
der Erdoberfläche, beherbergen aber etwa zehn Prozent aller bekannten
Tierarten und rund 35 Prozent aller Wirbeltierarten. Diese Vielfalt
ist jedoch stärker bedroht als in terrestrischen oder marinen
Systemen.
Bilder vom GEO-Tag der Artenvielfalt aus dem Löcknitztal finden
Sie zum Download unter www.geo.de/aktion2011 im Kasten
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