In Deutschland wurden 2017 geringfügig weniger
Versuchstiere eingesetzt als im Jahr zuvor. Ihre Zahl sank um 1,7
Prozent auf 2.807.297 Tiere, im Jahr 2016 waren noch 2.854.586 Tiere
in Versuchen eingesetzt worden. Darauf weist die Initiative
Tierversuche verstehen (www.tierversuche-verstehen.de) hin, die die
gerade veröffentlichten Zahlen des Bundesministeriums für
Landwirtschaft und Ernährung (BMEL) ausgewertet hat.
In den veröffentlichten Zahlen eingeschlossen sind 2.068.813
Tiere, die in Tierversuchen verwendet wurden, und 738.484 Tiere, die
ohne Versuchseingriffe für wissenschaftliche Zwecke getötet wurden,
zum Beispiel zur Entnahme von Organen. Der Anteil der Versuchstiere,
die der Grundlagenforschung zugerechnet werden, betrug gut 1 Mio.
Tiere (37%). Ein Fünftel (20%) der Tiere wurde für gesetzlich
vorgeschriebene Sicherheitstests von Chemikalien oder neuen
Medikamenten eingesetzt, zum Beispiel gegen Volkskrankheiten wie
Diabetes, Krebs, Demenz, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Infektionen und
Immunerkrankungen.
Mäuse, Ratten und Fische sind mit einem Anteil von insgesamt 90%
weiterhin die mit Abstand am häufigsten eingesetzten Versuchstiere.
Mit einer Gesamtzahl von 3472 Tieren ist die Verwendung nicht-humaner
Primaten (Affen und Halbaffen) 2017 im Vergleich zum Vorjahr (2.462)
zwar gestiegen, aber diese Schwankung liegt in der Bandbreite der
Abweichungen in der Vergangenheit. Dies kommt zustande durch den
Einsatz von Primaten für gesetzlich vorgeschriebene
Sicherheitsprüfungen von potentiellen Medikamenten und anderen
Substanzen. Weiter rückläufig ist Zahl von Hunden und Katzen.
Angesichts des moderaten Rückgangs der Versuchstierzahlen bei
einer weiterhin wachsenden biomedizinischen Forschung betonte der
Sprecher der Initiative Tierversuche verstehen, Prof. Dr. Stefan
Treue: „Die biomedizinische Forschung geht immer sparsamer mit
Versuchstieren um. Sie leistet ihren Beitrag zu einem stetig
wachsenden Forschungsfeld mit einem sinkenden Anteil an
Versuchstieren.“ So steigen etwa allein die Ausgaben des Bundes für
die Gesundheitsforschung seit dem Jahr 2010 jedes Jahr um
durchschnittlich rund 6 Prozent, auf zuletzt 2,42 Mrd. Euro im Jahr
2017 (Quelle: Bundesbericht Forschung und Innovation 2018[1]).
Stabile Zahlen von Versuchstieren sind auch international zu
beobachten. Die Trends seien in der ganzen EU ähnlich, machte Prof.
Rainer Nobiling (Universität Heidelberg) deutlich.
Stefan Treue: „Ein Grund dafür ist das international anerkannte
3R-Prinzip zur Reduktion der Versuche auf ein notwendiges Minimum.“
Dies greife spürbar, sagte Treue weiter. „Es wird in der Wissenschaft
täglich gelebt. Das schlägt sich auch in den stabilen
Versuchstierzahlen bei wachsendem Forschungsumfang nieder.“
Weiter auf dem Niveau der Vorjahre blieben auch die Belastungen
der Versuchstiere, die durch die Tests hervorgerufen wurden. 2017
waren 59% der Versuche mit geringen Belastungen verbunden (2016:
63%), während etwa 27% bzw. 6% der Tierversuche mit mittlerer bzw.
schwerer Belastung einherging. Rund 9% der Tiere wurden unter
Vollnarkose getötet, zum Beispiel zur Organ- und Gewebeentnahme, auch
für Zellkulturen, also die Entwicklung und Nutzung von
Alternativmethoden.
Erweiterte Statistik zu Tieren in der Forschung
Zum ersten Mal werden in Kürze auch – für das Jahr 2017 –
zusätzlich die Zahlen für Tiere veröffentlicht, die gezüchtet und in
Forschungseinrichtungen gehalten, aber nicht in Tierversuchen
eingesetzt wurden. Diese Angaben werden dann alle fünf Jahre
veröffentlicht. Institute und Einrichtungen, die Tierversuche
durchführen, haben die Zahlen für Zucht und Haltung nach dem
deutschen Tierschutzgesetz bereits in der Vergangenheit erhoben. Sie
wurden bisher allerdings nicht amtlich erfasst.
Grafiken zum Thema finden Sie unter:
https://www.tierversuche-verstehen.de/downloads/
Für Footage-Material wenden Sie sich bitte an die Redaktion von
Tierversuche verstehen.
Zusätzliche Quellen:
[1] http://www.datenportal.bmbf.de/portal/de/Tabelle-1.1.5.html
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