Forscherteam belegt tödliche Wirkung von Glyphosat und Paraquat / INKOTA fordert ein Vermarktungsverbot für diese Ackergifte in Ländern des globalen Südens

Nach Bekanntwerden der Studienergebnisse eines
internationalen Forscherteams zum Zusammenhang des Pestizideinsatzes
auf Zuckerrohrplantagen in Zentralamerika und dem Tod zehntausender
Menschen fordert die Entwicklungsorganisation INKOTA die
Bundesregierung zum Einlenken auf. Sie müsse endlich dafür sorgen,
dass europäische Konzerne wie Bayer-Monsanto und Syngenta
erwiesenermaßen gesundheitsschädliche Pestizide nicht länger in
Ländern des globalen Südens vermarkten dürfen.

„Diese Studie hat eine sehr große Relevanz“, sagt Ana Celia
Tercero, Direktorin der Kleinbauernorganisation APADEIM aus
Nicaragua. „Sie liefert wissenschaftlich fundierte Nachweise dafür,
dass der Einsatz von Agrochemikalien auf den Zuckerrohrplantagen für
den Tod tausender Arbeiterinnen und Arbeiter verantwortlich ist.“ In
anderen Ländern seien die dort eingesetzten Pestizide längst
verboten. „Die Forschungsergebnisse stärken die Betroffenen bei ihren
Forderungen nach Schadensersatz. Sie bieten eine Grundlage, um die
Unternehmen dazu zu zwingen, Verantwortung zu übernehmen.“

Seit 20 Jahren beobachten ExpertInnen eine auffällige Häufung von
chronischem Nierenversagen in den Zuckerrohranbaugebieten in
Zentralamerika. Die ArbeiterInnen auf den Plantagen sind davon
genauso betroffen wie die im Umfeld lebenden Familien. Über 20.000
Menschen sind in den vergangenen zehn Jahren an chronischer
Niereninsuffizienz in der Region gestorben. Lange Zeit galt die
Ursache für die Erkrankungen als umstritten. Erst die neuen
wissenschaftlichen Untersuchungen eines internationalen Forscherteams
aus El Salvador, Belgien, Kuba und Sri Lanka belegen nun, dass die
eingesetzten Herbizide Paraquat und Glyphosat maßgeblich für die
Erkrankungen verantwortlich sind. Die Untersuchungen basieren vor
allem auf Studien des Mediziners Carlos Orantes aus El Salvador und
wurden vom belgischen Nierenheilkundler und Toxikologen Marc De Broe
erstmals im Juni dieses Jahres beim Jahreskongress der European Renal
Association/European Dialysis and Transplant Association in Budapest
vorgestellt. Die Studie soll voraussichtlich im September
veröffentlicht werden.

„Jeden Tag sterben hier junge Menschen, die auf den
Zuckerrohrplantagen arbeiten“, sagt Ana Celia Tercero. Statt wie
früher die Erntereste des Zuckerrohrs abzubrennen, benutzten die
Firmen heute in großen Mengen Glyphosat. „Das Produkt ist stark
toxisch und hinterlässt grausame Spuren. In unserem Landkreis hat
sich die Situation in den letzten Jahren noch verschlimmert. Die
Frauen werden durch das Sterben der Männer alleine gelassen und
müssen ihre Familien alleine ernähren, was eine äußerst schwierige
Aufgabe ist. Aber die Unternehmen ändern nichts an der
Produktionsweise, obwohl klar ist, dass sie damit das Leben
zahlreicher Familien zerstören.“

INKOTA-Landwirtschaftsexpertin Lena Michelsen fordert deshalb die
Politik zum Handeln auf: „Die Bundesregierung muss endlich dafür
sorgen, dass europäische Konzerne wie Bayer oder Syngenta in Zukunft
keine giftigen Pestizide mehr in Ländern des globalen Südens
vermarkten dürfen. Auch die deutsche Landwirtschaftsministerin sollte
bei der Glyphosat-Neubewertung in der Europäischen Union auf ein
Verbot drängen, anstatt weiter auf ihren Kuschelkurs mit der
Agrarindustrie zu setzen.“

Pressekontakt:
Lena Michelsen, Referentin für Landwirtschaft und Welternährung beim
INKOTA-netzwerk, Mobil: +49 (0) 157 715 480 63, E-Mail:
michelsen@inkota.de

Isabell Nordhausen, Referentin für Projekte in Zentralamerika beim
INKOTA-netzwerk, Mobil: +49 (0)173 6363 244, E-Mail:
nordhausen@inkota.de

Hinweis für die Redaktionen: Wenn Sie Kontakt zu Ana Celia Tercero
von APADEIM aufnehmen möchten, wenden Sie sich bitte direkt an
Isabell Nordhausen von INKOTA (nordhausen@inkota.de), Mobil: +49
(0)173 6363 244.

Original-Content von: INKOTA-netzwerk e.V., übermittelt durch news aktuell

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