Dialog erfordert Respekt

Für den Bundesverband der Pharmazeutischen
Industrie (BPI) stehen drei Themen als zentrale Zukunftsfragen auf
der Tagesordnung der nächsten Monate. Der von der Bundesregierung
angekündigte Dialog zu Fragen der Forschung und Produktion, der
Bewertung von Forschung an bewährten Wirkstoffen und der
Weiterentwicklung der Rabattverträge für Arzneimittel. Gerade beim
ressortübergreifenden Dialog müssten nach Ansicht des BPI auch
Erstattungsfragen eine wesentliche Rolle spielen: „Wer insbesondere
die Produktion in Deutschland sichern und nachhaltig stärken will,
kommt um die Fragen des Geldes nicht herum. Wir haben seit Jahren
eine derartig rigide Sparpolitik und Kostendämpfung, dass
insbesondere die standortgebundene Industrie an ihrer
Belastungsgrenze angekommen ist. Für die Arbeit, die wir als
pharmazeutische Industrie leisten und mit der wir wesentlich zur
Verbesserung der Lebensqualität, der Versorgung und der stark
gestiegenen Lebenserwartung beitragen, erwarten wir Respekt. Und
Respekt drückt sich auch darin aus, dass unsere Arzneimittel einen
fairen und anständigen Preis erhalten“, so Dr. Martin Zentgraf,
Vorstandsvorsitzender des BPI.

Hoffnung besteht nach Ansicht des geschiedenen Vorsitzenden und
Vorstandsmitgliedes Dr. Bernd Wegener in einer veränderten
Dialogkultur. Nach 14 Jahren als Vorstandsvorsitzender des BPI sieht
Dr. Wegener erste Schritte auf dem Wege des Anerkennens der
gegenseitigen Interessen. An den Gesundheitsminister richtete er die
Bitte: „Nehmen Sie den Dialog ernst. Lassen Sie uns wirklich auf
Augenhöhe mitreden und verstehen Sie, dass, wenn es um Produktion und
Forschung am Standort Deutschland geht, es nicht nur um rein
regulatorische Fragen oder die Grundlagenforschung geht, sondern auch
um Erstattungsfragen gehen muss und dass unsere Interessen nicht die
Interessen einer unmoralischen Industrie sind, die an Gesundheit bzw.
Krankheit verdienen will, sondern berechtigte Interessen eines
Industriezweiges, der Geld verdienen will und muss, damit Versorgung
in diesem Land gut bleibt und immer besser werden kann“, so Dr.
Wegener.

Für Dr. Zentgraf ist es zudem nicht akzeptabel, dass Forschung an
bewährten Wirkstoffen durch die Rahmenbedingungen nahezu unmöglich
gemacht wird. Fortschritt vollzöge sich in allen Bereichen der
Wirtschaft in Schritten. Doch im Arzneimittelbereich würde dieser
Fortschritt negiert oder sogar diskreditiert. Es bedürfe eines
Austauschverbotes und eines verlängerten Unterlagenschutzes für diese
Innovationen. Hinsichtlich der Rabattverträge fordert der BPI
veränderte Rahmenbedingungen. So fordert er eine Karenzzeit von
anderthalb Jahren nach Ablauf des Patentes bis zur ersten
Rabattvertragsausschreibung, damit sich überhaupt ein
Generikawettbewerb entwickeln kann. „Wenn ich mit dem ersten
Stichtag, Ablauf des Patentes, Rabattverträge ausschreibe, werde ich
die Angebotsvielfalt deutlich minimieren. Das führt nicht zu
Wettbewerb. Das führt von vornherein zu Oligopolisierung und aus
Kassensicht zu etwas Schlechtem. Nämlich einem dauerhaft höheren
Preisniveau“, so Dr. Zentgraf. Zudem bedürfe es einer vernünftigen
Auskömmlichkeitsprüfung und des Verzichtes auf Ausschreibungen bei
Arzneimitteln für lebensbedrohliche, schwerwiegende und seltene
Erkrankungen sowie bei kritischen Indikationen und Arzneimitteln mit
geringer therapeutischer Breite. Wenn es weniger als vier Anbieter im
jeweiligen Marktsegment gibt, muss auf Ausschreibungen verzichtet
werden.

Bedenklich und gefährlich findet der BPI, dass versucht wird das
Ausschreibungsinstrument zwanghaft in Märkte zu pressen, in denen es
keinen Platz hat. Dies gelte beispielsweise für Impfstoffe, die sich
aufgrund der besonderen Eigenschaften schlicht und ergreifend der
Ausschreibungslogik entzögen. Auch mit dem nun gebauten Kompromiss,
dass mindestens zwei Anbieter berücksichtigt werden sollen, heile man
ja das wirkliche Problem nicht. „Das wirkliche Problem liegt doch
darin, dass Impfstoffe nicht von heute auf morgen mal eben
hergestellt werden können, sondern eine Produktionszeit von Monaten
benötigen. Und wenn ich als zweiter Anbieter eine grundsätzliche
Abnahmemenge von potenziell 100.000 Dosen habe, werde ich nicht
400.000 produzieren, um im Notfall bei dem ersten Anbieter der nicht
liefern kann, einspringen zu können und die Lücke zu schließen – weil
ich nämlich davon ausgehen muss, dass dieser Notfall nicht eintritt
und ich damit 300.000 Dosen entsorgen muss. Märkte regulieren sich am
besten durch sich selbst, durch marktwirtschaftliche
Rahmenbedingungen. Und gerade spezielle Märkte und dazu zählt z. B.
der Impfstoffmarkt, können nicht mit der Logik staatlicher Eingriffe
reguliert werden“, erklärte Dr. Wegener.

Pressekontakt:
Joachim Odenbach,
Tel. 030/27909-131,
jodenbach@bpi.de

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