DBU fördert Entwicklung einer effektiven Falle für
Kirschessigfliege mit 300.000 Euro
Hat sie eine Fläche befallen, drohen Total-Ernteausfälle: Die
Kirschessigfliege macht Landwirten und Winzern das Leben schwer.
Aufgrund des Klimawandels breitet sich die aus Asien eingeschleppte
Fliege auch in Deutschland immer weiter aus. Umweltschonend kann sie
bisher nicht bekämpft werden. Bestehende Mittel sind entweder nicht
wirksam oder töten zu viele andere Insekten. Mit Licht und Düften
will die Firma 3win Maschinenbau (Aachen) nun gemeinsam mit Forschern
der Universität Hohenheim eine spezielle Falle entwickeln, die die
Fliegen anlockt und abtötet. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
unterstützt das Projekt fachlich und finanziell mit rund 300.000
Euro. „Zielgerichtet schützen wir so die Obst- und Rebenbestände vor
dieser eingewanderten Art und schonen zeitgleich andere Insekten.
Damit tragen wir zum Erhalt der Artenvielfalt bei und helfen den
betroffenen Produzenten“, so der stellvertretende Generalsekretär der
DBU, Prof. Dr. Werner Wahmhoff.
Umweltschonen bedeutet allein Kirschessigfliegen ohne Beifang zu
töten
Bisherige Ansätze, die Schädlinge zu bekämpfen, seien nicht
zufriedenstellend, betont auch DBU-Experte Dr. Holger Wurl. Bekannte
Abwehrstoffe zeigten nicht die gewünschte Wirkung, sodass die Fliegen
weiterhin ihre Eier in reifen Früchten ablegten. Wirksame
Bekämpfungsmittel gegen die eingewanderte Art gefährdeten hingegen
auch nützliche Insekten wie Bienen und führten so zu weniger
Biodiversität. Fallen würden bisher nur zur Beobachtung genutzt.
Massenfang gelte als zu teuer. Um nun allein die Kirschessigfliege zu
bekämpfen und gleichzeitig andere Insekten zu schonen, plant 3win
Maschinenbau gemeinsam mit der Universität Hohenheim eine
umweltverträgliche Falle für den Schädling. Mithilfe von Licht und
Duftstoffen sollen die Tiere gezielt in die Falle gelockt werden, wo
sie ein kurzer Stromschlag abtöte.
Es drohen massive Ernteausfälle
Globalisierung und Klimawandel führten dazu, dass Schädlinge aus
anderen Teilen der Welt auch bei uns heimisch würden, so Wurl weiter.
Die Kirschessigfliege aus Asien versetze die deutschen Winzer und
Obstbauern seit 2009 in Schrecken: Ihre hohe Vermehrungsrate und
Vorliebe für viele Obstsorten hätten sie zu einem der gefährlichsten
Schädlinge Europas gemacht. Habe sie ihre Eier erst in reifen
Früchten abgelegt und hätten sich die Maden entwickelt, drohten
Total-Ernteausfälle. 2014 sei es in Deutschland zu massiven
Ernteverlusten gekommen. Allein in Mittelbaden seien es Einbußen von
drei Millionen Euro gewesen. „Schon heute ändern Obstbauern und
Winzer wegen dieser Fliege ihre Anbaugewohnheiten. In Südeuropa
werden die gefährdeten Herbsthimbeeren bereits nicht mehr angebaut.
Damit der Erwerbsobstbau dauerhaft bestehen kann, ist es dringend
notwendig, neue und gleichzeitig nachhaltige Produktionsverfahren zu
entwickeln, die einen Beitrag zur ressourcenschonenden Produktion
leisten und gleichzeitig wirtschaftlich sind“, meint auch die
Geschäftsführerin von 3win Maschinenbau, Dagmar Wirtz.
Anbaubetriebe, Verbraucher und Natur profitieren
Bei dem Projekt sollen auch Praxisbetriebe mit Testflächen dabei
sein. Ihre aktive Mitarbeit zeige, dass die Entwicklung einer
Fliegenfalle für die Betroffenen von zentraler Bedeutung sei, so
Wahmhoff. Zudem entspreche die Entwicklung eines umweltverträglichen
Fallensystems dem Ziel nachhaltiger Anbauverfahren. Aber nicht nur
Obst- und Weinproduzenten profitierten, der Verbraucher erhalte bei
erfolgreichem Abschluss und Verwendung der Falle später Lebensmittel,
die nicht mit Bekämpfungsmitteln behandelt wurden, und die
Biodiversität werde gefördert. Wahmhoff: „Mit solchen Projekten
wollen wir helfen, Boden, Biodiversität und Gewässerqualität zu
sichern und dem Erwerbsobstbau Zukunftsperspektiven zu sichern. So
stellen wir die Weichen dafür, dass auch nachfolgende Generationen in
einem intakten Ökosystem leben können.“
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