Photovoltaik-Technik aus Deutschland weltweit auf Spitzenplatz
geführt
Deutscher Umweltpreis der DBU an Unternehmer Günther Cramer
(Kassel) sowie Forscher-Unternehmer-Duo Dr. Andreas Bett/Hansjörg
Lerchenmüller (Freiburg)
Die Träger des Deutschen Umweltpreises der Deutschen
Bundesstiftung Umwelt (DBU) stehen fest. Den mit 500.000 Euro
höchstdotierten Umweltpreis Europas teilen sich 2012 der Mitbegründer
und Aufsichtsratschef der SMA Solar Technology AG (Kassel), Günther
Cramer (59), sowie das Forscher-Unternehmer-Duo Dr. Andreas
Bett/Hansjörg Lerchenmüller (beide Freiburg). Bett (50) ist
stellvertretender Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare
Energiesysteme ISE, Lerchenmüller (45) Geschäftsführer der Soitec
Solar GmbH. Die Preisträger hätten „mit ihren wegweisenden
technischen Entwicklungen und persönlichem Einsatz in der
Photovoltaik weltweit Maßstäbe gesetzt und sie damit global
maßgeblich vorangebracht“, wie es DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h.
Fritz Brickwedde heute formulierte: „Wir müssen technologisch in
Forschung, Entwicklung und Innovation an der Spitze der Welt stehen.
Dann haben wir auch wirtschaftlichen Erfolg.“ Die Preise übergibt am
28. Oktober in Leipzig Bundespräsident Joachim Gauck.
Cramer sei es gemeinsam mit seinem Gründerkollegen Peter Drews und
Reiner Wettlaufer gelungen, durch konsequentes Fokussieren auf
Forschung und Entwicklung die SMA von einem kleinen Ingenieurbüro zum
global agierenden Technologie- und Marktführer mit mehr als 5.500
Mitarbeitern aufzubauen. Sein Unternehmen zeichne sich durch
hochinnovative Solar-Wechselrichter aus, durch die der in
Photovoltaikanlagen produzierte Gleich- in netzkonformen Wechselstrom
umgewandelt werde und die zunehmend die hochkomplexen Aufgaben der
Netzintegration von Solarstrom übernehmen müssten, erklärte
Brickwedde. Mit dem Entwickeln der Stringtechnik, die 1996 mit den
„Sunny-Boy“-Wechselrichtern eingeführt worden sei, dem Vereinfachen
von Installation und Wartung sowie dem Steigern der Wirkungsgrade der
Wechselrichter durch immer neue leistungselektronische Ansätze auf
den enormen Wert von 99 Prozent habe SMA einen wesentlichen
technologischen Beitrag zum Durchbruch der Photovoltaik (PV) und zur
Kostensenkung geleistet. Heute seien die SMA-Wechselrichter die
intelligente Zentrale einer PV-Anlage, die eine optimale Integration
von Solarstrom in die Netze ermöglichten. Den Erfolgsweg von SMA habe
Cramer mit seinem Team durch das Entwickeln der Wechselrichter-Serie
„Sunny Boy“ geebnet.
Cramer habe auch immer seine Vision verfolgt, das Verbreiten
Erneuerbarer Energien in Entwicklungs- und Schwellenländern
voranzutreiben, in denen noch über 1,3 Milliarden Menschen keinen
Zugang zu elektrischem Strom hätten. Auf der Basis jahrelanger
Erfahrungen habe SMA das Batterie-Wechselrichtersystem „Sunny Island“
entwickelt, mit dem eine modulare netzunabhängige Stromversorgung in
ländlichen Gegenden möglich sei. An dieses Inselnetz könnten etwa
Solarstrom-, Windenergieanlagen oder Wasserkraftwerke angeschlossen
werden – je nachdem, welche Energie vor Ort verfügbar sei. In vielen
Entwicklungsländern seien bereits tausende von Inselnetzen auf der
Basis von Sunny Island-Konzepten verwirklicht worden.
Darüber hinaus hätten SMA-Mitarbeiter im Rahmen von caritativen
Projekten wie in Uganda oder Madagaskar PV-Anlagen oder Inselnetze in
Gesundheits- oder Schulzentren installiert und so die Lebensqualität
der Einwohner erhöht. 2011 habe Cramer mit den SMA-Mitbegründern
Drews und Wettlaufer drei Stiftungen ins Leben gerufen, mit denen sie
gemeinsam insbesondere auch Konzepte und Geschäftsmodelle zum
Verbreiten von PV-basierten dezentralen Inselsystemen entwickeln und
fördern möchten. Zudem setze sich Cramer seit vielen Jahren intensiv
dafür ein, die Region Nordhessen zu einem Zentrum für Erneuerbare
Energien auszubauen. Und als Präsident des Bundesverbandes
Solarwirtschaft verfolge er mit großem Engagement sein Ziel, die
PV-Branche in Deutschland und den Ausbau der Photovoltaik
voranzutreiben.
Cramer habe immer großen Wert auf eine kooperative
Unternehmensführung gelegt, bei der die Mitarbeiter an Informations-
und Entscheidungsprozessen und finanziell am Unternehmenserfolg
beteiligt würden. Ganz wesentlich für ihn sei auch der Einsatz
nachhaltiger Energiekonzepte in eigenen Gebäuden von SMA – wie
beispielweise bei der weltweit größten Solar-Wechselrichter-Fabrik,
die sich durch eine kohlendioxid-neutrale Energieversorgung und
Effizienztechnologie auszeichne. Brickwedde: „Cramer stellte sein
Berufsleben in den Dienst erneuerbarer Energien. Mit seinem
ökologischen und sozialen Engagement lebt er seine Vision, den
Systemwandel hin zu einer hundertprozentigen dezentralen
Energieversorgung mit erneuerbaren Energien möglich zu machen und ist
damit ein großes Vorbild für andere Unternehmen.“
Zu den Preisträgern Bett und Lerchenmüller führte Brickwedde aus,
sie seien „der lebende Beweis für das erfolgreiche Zusammenspiel von
wissenschaftlicher Exzellenz und unternehmerischem Mut. Gemeinsam
sind sie erfolgreich den weiten Weg von der Vision zum industriellen
Produkt gegangen. Mit ihrer Konzentrator-Technologie, die Sonnenlicht
mit hocheffizienten Mehrfach-Solarzellen und speziellen Sammellinsen
weitaus wirkungsvoller nutzen kann als herkömmliche Silizium-Module,
haben sie neue Maßstäbe in der Photovoltaik gesetzt“. Im Ergebnis
würden mit dieser Technik Modulwirkungsgrade von derzeit etwa 30
Prozent erreicht. Damit sei die Energieausbeute rund doppelt so groß
wie bei herkömmlicher Silizium-Technologie.
Die Entwicklungen der Konzentrator-PV seien vom Fraunhofer ISE,
für das Bett seit 1987 an Solarzellen geforscht habe, maßgeblich
mitbestimmt worden. Lerchenmüller sei dort für Wirtschaftlichkeits-,
Markt- und Technologieanalysen verantwortlich gewesen. Seine Aufgabe
sei es gewesen abzuschätzen, wie aussichtsreich die Projekte der
Kollegen sein könnten. Überzeugt vom Potenzial der neuen Technologie
habe er 2005 die Geschäftsführung des vom Fraunhofer ISE
ausgegründeten Start-Up-Unternehmens Concentrix – heute Soitec Solar
– angenommen und begonnen, die Konzentrator-PV-Module serienreif zu
machen. Brickwedde: „Die Geschichte des Tüftler-Duos ist Zeugnis
dafür, wie der Technologietransfer aus der Forschung in die Industrie
gelingen kann und neue qualifizierte Arbeitsplätze entstehen können.“
Brickwedde ging bei der Bekanntgabe der Preisträger auch auf die
wirtschaftlichen Probleme der PV-Produktion in Deutschland ein, die
durch Dumpingpreise der chinesischen Konkurrenz verursacht worden
seien, aber nicht gleichbedeutend seien mit einer generellen Krise
der Solarenergie weltweit. Auch die Energiewende sei kein nationales
Thema, sondern müsse vielmehr als globales Projekt gesehen werden,
für das die südeuropäischen und nordafrikanischen Länder mit ihrer
intensiven und kontinuierlichen Sonneneinstrahlung wichtige Partner
seien. Um dieses Gemeinschaftsprojekt zu befördern, brauche es aus
Deutschland „die Forscher, Ingenieure, Techniker, Tüftler und
Erfinder, die bereit sind, in Risiken zu gehen“. Brickwedde: „Wenn
wir weltweit stärker auf erneuerbare Energien umsteigen wollen,
brauchen wir die modernste, beste, innovativste Umwelttechnik aus
Deutschland.“ Dass mit einer deutschen Spitzen-Umwelt-Technologie ein
erfolgreiches internationales Vermarkten und eine „Symbiose von
Ökologie und Ökonomie“ möglich seien, hätten die Umweltpreisträger
2012 bewiesen.
Hinweis an die Redaktionen: ausführliche
Preisträger-Einzelwürdigungen, ihre Vitae, O-Töne und Fotos zur
kostenlosen Veröffentlichung unter www.dbu.de.
Fotos nach IPTC-Standard zur kostenfreien Veröffentlichung unter
www.dbu.de
Mit dem 2012 zum 20. Mal verliehenen Deutschen Umweltpreis der DBU
– dem unabhängigen, mit 500.000 Euro höchstdotierten Umweltpreis
Europas – werden Leistungen ausgezeichnet, die vorbildlich zum Schutz
und Erhalt der Umwelt beigetragen haben oder in Zukunft zu einer
deutlichen Umweltentlastung beitragen werden. Er richtet sich an
Personen, Firmen und Organisationen. Es können Projekte, Maßnahmen
oder Lebensleistungen einer Person prämiert werden. Kandidaten für
den Deutschen Umweltpreis werden der DBU vorgeschlagen. Berechtigt
dazu sind etwa Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften, Kirchen,
Umwelt- und Naturschutzverbände, wissenschaftliche Vereinigungen und
Forschungsgemeinschaften, das Handwerk und Wirtschaftsverbände.
Selbstvorschläge sind nicht möglich. Eine vom DBU-Kuratorium ernannte
Jury, besetzt mit unabhängigen und herausragenden Experten aus
Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und gesellschaftlichen Gruppen,
empfiehlt dem DBU-Kuratorium die Preisträger für das jeweilige Jahr.
Das DBU-Kuratorium fällt die Entscheidung.
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– Pressesprecher –
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