Das BKK-System braucht seine Innovationskraft im
Vergleich mit anderen Kassenarten nicht zu scheuen. Über 60
Betriebskrankenkassen beteiligen sich aktiv an 37 von insgesamt 197
geförderten Projekten des Innovationsfonds.
Exemplarisch wurden heute im Rahmen der Veranstaltung BKK
INNOVATIV: Halbzeit beim Innovationsfonds – Rückblick und
Zukunftsperspektive drei geförderte Projekte und deren erste
Erkenntnisse vorgestellt:
– OSCAR – Projekt zur Verbesserung der sozialmedizinischen
Beratung und der Lebensqualität von Krebspatienten ab der
Diagnosestellung
– EMSE – Grundlagen für die Implementierung eines effektiven,
sektorenübergreifenden Krankenhaus-Entlassmanagements und
– BGM-innovativ – für Beschäftigte mit Muskel-Skelett-Erkrankungen
Die vorgestellten Projekte illustrieren die hohe
Innovationskraft des BKK-Systems und machen deutlich, dass bei
allen die Patientenperspektive im Vordergrund steht.
„Durch die Projekte des Innovationsfonds wurde eine
Kooperationskultur innerhalb des BKK-Systems ausgelöst und befördert,
die es vorher so nicht gab. Ein wichtiger Effekt dieser Kooperation
ist, dass innovative Versorgungsprojekte zu Themen entwickelt werden
konnten, die für Trägerunternehmen eine große Bedeutung haben und für
eine größere Zahl dieser Unternehmen verfügbar gemacht werden
konnten. Solche Projekte haben damit auch eine strategische Bedeutung
für die Betriebskrankenkassen und stärken das BKK-System im
Verhältnis zu anderen Kassenarten“, erklärt Franz Knieps, Vorstand
des BKK Dachverbandes.
Mit der GroKo steht jetzt fest, dass der Innovationsfonds über das
Jahr 2019 hinaus verlängert wird. Angekündigt wurde die Absenkung der
Fördersumme auf 200 Millionen. Euro jährlich, was in Anbetracht der
bereits geförderten Projekte für das BKK-System sinnvoll erscheint.
Unklar bleibt dabei jedoch, wie die Aufteilung dieser Summe auf die
beiden Förderbereiche Versorgungsforschung und Neue Versorgungsformen
erfolgen soll.
„Uns ist darüber hinaus weiter unklar, ob die Verlängerung
dauerhaft oder befristet erfolgen soll. Nicht einverstanden sind wir
mit der im Koalitionsvertrag formulierten Vorstellung, dass das BMG
eigene Projekte über den Innovationsfonds umsetzen will, die
ausschließlich über GKV-Gelder finanziert werden“, betont Franz
Knieps.
Im März 2021 soll der Abschlussbericht der Evaluation des
Innovationsfonds vorliegen. Auf dieser Grundlage könnte eine
gesicherte Entscheidung über eine dauerhafte Einführung des
Innovationsfonds getroffen werden. Jetzt zur Halbzeit des
Innovationsfonds wird es höchste Zeit darüber zu reden, was
erforderlich ist, um erfolgreiche Projekte in die Regelversorgung zu
überführen
„Die Projekte müssen im Rahmen ihrer Evaluation unter Beweis
stellen, dass sie eine echte Versorgungsverbesserung darstellen. Wir
im Expertenbeirat erwarten mit großem Interesse die
Evaluationsergebnisse der bisher geförderten Projekte. Wir werten die
große Zahl der eingegangenen Anträge als ein Indiz dafür, dass es
einen Investitionsstau in der Versorgung und Versorgungsforschung
gibt. Daher halte ich es für eine kluge Entscheidung, den Fonds
weiter auszubauen. So können die Ergebnisse der Evaluation der
Projekte in der Versorgungswirklichkeit in großem Maßstab erprobt
wer-den. Als Gradmesser für den Erfolg des Innovationsfonds wird
entscheidend sein, was tatsächlich an Innovationen in der Versorgung
ankommt“, meint Prof. Holger Pfaff, Vorsitzender des Expertenbeirates
des G-BA Innovationsfonds Ausschusses und Direktor des Instituts für
Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und
Rehabilitationswissenschaft an der Medizinischen Fakultät der
Universität zu Köln.
Die vorgestellten Innovationsfondsprojekte im Einzelnen
OSCAR: Das Besondere am Projekt OSCAR ist, dass sogenannte „Social
Care Nurses“ die Krebspatienten in allen Erkrankungsphasen und im
Therapieverlauf kontinuierlich stationär und ambulant betreuen, auch
beispielsweise bei der Beantragung eines Behindertenausweises.
Erreicht werden soll damit eine bestmögliche Betreuung, um die
Lebensqualität der Schwerstkranken zu steigern.
„Täglich erfahren wir, welche Belastung eine Krebserkrankung für
die Patienten und deren Angehörige bedeutet. Deshalb ist es uns
wichtig, die Betroffenen in vielen Lebenssituationen zu begleiten und
zu stärken. Wir möchten erfahren, wie es den Patienten während der
Therapien wirklich geht und ihnen möglichst individuelle Beratung und
Unterstützung durch die Social Care Nurse zukommen lassen“, betont PD
Dr. Anne Letsch, Oberärztin, Leitung Palliativbereich CBF am Campus
Benjamin Franklin, Berliner Charité.
EMSE: Das Forschungsprojekt soll Versorgungslücken nach einem
Krankenhausaufenthalt und der ambulanten Weiterbehandlung schließen.
Dazu sollen medizinische Daten aus dem Aufnahmebericht und dem
Behandlungsverlauf allen medizinischen und nicht medizinischen
Beteiligten zur Verfügung gestellt werden.
„Der komplexe Informationsaustausch zwischen den an einem
Behandlungsprozess Beteiligten kann nur durch Kooperation gelöst
werden. Das aQua-Institut, das Deutsche Krankenhausinstitut und der
BKK Dachverband entwickeln in ihrem gemeinsamen Projekt zielgenaue,
umsetzbare Lösungen für Ärzte und Patienten. Ziel ist die
Verbesserung der sektorenübergreifenden Versorgung von Patienten mit
erhöhtem nachstationären Versorgungsbedarf“, sagt Björn Broge,
Geschäftsführer des aQua-Institut.
BGM-innovativ: Ein Programm der Betriebskrankenkassen für
Arbeitnehmer, die an einer Erkrankung des Muskel-Skelett-Systems
leiden. Ziel ist eine arbeitsplatznahe, schnelle und
trägerübergreifend koordinierte Versorgung erkrankter Beschäftigter,
um Krankheit und deren Chronifizierung zu vermeiden, Krankheitsdauer
und Fehlzeiten zu verkürzen und die Beschäftigungsfähigkeit dauerhaft
zu erhalten.
„Alle Auswertungen über Arbeitsunfähigkeiten zeigen: Die häufigste
Diagnose ist eine Erkrankung im Muskel-Skelett-Bereich. Das gilt auch
für die Beschäftigten der Wieland-Werke. Rückenschmerzen und andere
Gelenkerkrankungen nehmen ganz besonders ab Mitte 30 dramatisch zu.
Die Betroffenen müssen dann aber noch bis zu 30 Jahre und länger
arbeiten und sie möchten natürlich auch in ihrer Freizeit schmerzfrei
sein. Deshalb erhalten unsere Versicherten in BGM-innovativ eine
optimal auf den Einzelfall zugeschnittene, nachhaltige und
qualitätsgesicherte gesundheitliche Versorgung, organisiert und
koordiniert von den eigens dafür geschulten Fallmanagern unserer
BKK“, sagt Jürgen Schneider, Vorstand der Wieland BKK.
Der BKK Dachverband ist die politische Interessenvertretung von 76
Betriebskrankenkassen und vier BKK Landesverbänden mit rund zehn
Millionen Versicherten.
Pressekontakt:
BKK Dachverband e.V.
Andrea Röder
Stellv. Pressesprecherin
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