Tau, den wir vor allem als Morgentau kennen, entsteht dadurch, dass Wasser aus der Luft an kühleren Oberflächen kondensiert. Durch Sonneneinstrahlung verdampft der Tau morgens meist schnell. Die Arbeitsgruppe um Dr. Michael Lakatos von der TU Kaiserslautern konnte im feucht-tropischen Tieflandregenwald von Französisch-Guayana noch bis zum frühen Nachmittag Taukondensation nachweisen – und zwar an Baumstämmen. Während die aufgewärmte Luft morgens aus der Baumkronenschicht in die bodennahe Stammregion zieht, bleiben die Stämme selbst länger kühl. Die Feuchtigkeit des Regenwalds schlägt sich dann an ihnen nieder, kondensiert zu Tau.
Dieser verblüffende Fund hat auch bemerkenswerte biologische Auswirkungen, denn die Baumstämme sind übersät mit Kleinstlebewesen, die sehr stark von dieser Wasserverfügbarkeit abhängig sind. Die sogenannten niederen Pflanzen, wie Algen, Flechten und Moose können dadurch ihre photosynthetische Aktivität erheblich verlängern. So kann die Strahlung der Sonne nicht nur am Morgen, sondern auch bis nachmittags, zur Zeit der stärksten Einstrahlung, genutzt werden.
Weitere Hinweise erhärten, dass dieses bisher unerkannte Phänomen des Taufalls sogar ein globales Merkmal des Lebensraumes Wald darstellen könnte.