Den Auftakt des Symposiums zur zukünftige Bedeutung
von Thromboseprophylaxestrümpfen (MTPS) gestaltete Prof. Norbert
Senninger, Chirurg an der Uniklinik Münster und Mitglied der
Leitlinienkommission zur Thromboseprophylaxe, mit einer Übersicht
über die Empfehlungen der aktuellen S3-Leitlinie zur
Thromboseprophylaxe. Die in der Leitlinie enthaltene Unschärfe
bezüglich des Einsatzes von Medizinischen Thromboseprophylaxestrümpfe
(MTPS) sei bewusst in Kauf genommen worden. Dies geschah jedoch im
Hinblick auf den Schutz der Ärzteschaft vor eventuell drohenden
haftungsrechtlichen Konsequenzen. Es sei keineswegs beabsichtigt
gewesen, die nach wie vor bestehende Bedeutung von MTPS in Frage zu
stellen. Dass dies im Nachgang jedoch stellenweise so interpretiert
wurde, sei bedauerlich und bedürfe der Klarstellung.
Die Ausführungen Sennigers wurden von Prof. Peter Kujath, Chirurg
der Uniklinik Lübeck und ebenfalls Mitglied der Leitlinienkommission
bestätigt und präzisiert. Die Wirkprinzipien von MTPS unterlägen
physikalischen Gesetzen, und diese seien nach wie vor gültig. Eine
Verengung des Lumens münde unmittelbar in einer Erhöhung des
Durchflusses, daher seien MTPS geeignet die Stase als Faktor der
Virchow’schen Trias wirksam auszuschalten.
MTPS seien nicht nur ein bewährtes, sondern außerdem ein
vergleichsweise kostengünstiges Mittel zur Vermeidung von Thrombosen.
Da sich die Kosten von MTPS gemessen an anderen Sachkosten in der
Klinik als vergleichsweise vernachlässigbar darstellen, seien MTPS
denkbar ungeeignet als Objekt einer Kostendiskussion. Anhand mehrerer
Beispiele aus dem realen Klinikalltag schilderte Kujath die
Konsequenzen für Patienten, die möglicherweise in direkter Folge
eines Verzichts von MTPS an den Auswirkungen einer Embolie
verstarben. Dies stünde in keiner Relation zu den geringen Kosten von
MTPS, die darüber hinaus durch professionelle Aufbereitung noch
weiter reduziert werden könnten, sofern dies MPG-konform geschieht.
Gleichwohl wies Kujath auf die Bedeutung des fachgerechten Umgangs
mit MTPS hin, die Messung und Anpassung am Patienten entscheide über
den Erfolg dieser Maßnahme. Er schloss seinen Vortrag mit dem Hinweis
auf eine Untersuchung zur Qualität der am Markt befindlichen MTPS.
Hier seien im Rahmen einer Untersuchung zwischen den verschiedenen
Fabrikaten deutliche Unterschiede aufgetreten, die Publikation der
Untersuchungsergebnisse stünde demnächst an.
Prof. Knut Kröger, Angiologe am Helios-Klinikum in Krefeld,
bestätigte die Heterogenität der verschiedenen MTPS, vor allem
bezüglich des von Experten geforderten graduierten Druckprofils seien
erhebliche Unterschiede gemessen worden. Desweiteren kritisierte er
den nachlässigen Umgang der Pharmafirmen bezüglich der
Zulassungsstudien ihrer Präparate. Hier sei mangelnde Übersicht und
Transparenz bezüglich der gleichzeitigen Verwendung von MTPS im
Rahmen der Untersuchung solcher Präparate zu beobachten. Eine
Verbesserung der Kommunikation zwischen Pharma- und
Medicalunternehmen sei dringend geboten. Kröger bemängelte ebenfalls
die unklare Zuweisung der Verantwortlichkeiten für MTPS in den
Kliniken. Hier gäbe es für viele andere relevante Bereiche eine klare
Übernahme oder Delegation von Verantwortung, nicht jedoch für MTPS.
Fazit der Experten
Die S3-Leitlinie vermag es in ihrer derzeitigen Fassung nicht die
nach wie vor hohe Bedeutung der Thromboseprophylaxe mittels MTPS
hinreichend darzustellen. Es wird erwartet, dass die Bedeutung der
MTPS bei der im nächsten Jahr anstehenden Revision der Leitlinie
entsprechend gewürdigt wird.
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