Lange waren selbstfahrende Autos nur James Bond- und Science
Fiction-Fans ein Begriff. Inzwischen ist aus der Zukunftsmusik
Realität geworden – zumindest in den Entwicklungsabteilungen der
Autohersteller. Bis in Deutschland aber tatsächlich Autos ohne
Lenkung des Fahrers unterwegs sind, wird es noch dauern. Denn der
technische Aufwand und die juristischen Hürden sind nicht zu
unterschätzen. Anders sieht es bei den Vorstufen der selbstfahrenden
Autos aus: Teilautomatisierte Pkws können Expertenmeinungen zufolge
schon in etwa fünf Jahren auf deutschen Straßen unterwegs sein. Frank
Mauelshagen, Kfz-Experte von ERGO, gibt einen aktuellen Überblick.
Mit dem Auto zur Arbeit und währenddessen die Zeitung lesen oder
am Laptop arbeiten: Was undenkbar klang, könnte schon in einigen
Jahren Alltag auf Deutschlands Straßen sein. Viele große
Autohersteller, Universitäten und auch Google entwickeln derzeit
Prototypen autonomer Fahrzeuge. Die Autobahn A9 wird bereits als
Teststrecke genutzt. Manche Hersteller rechnen schon in fünf bis
sieben Jahren mit der Einführung der ersten selbstfahrenden Autos –
zumindest für die Autobahn. Da die Verkehrssituation in Städten sehr
viel unübersichtlicher ist, wird die Entwicklung hier noch länger
dauern. Die Deutschen stehen der Entwicklung eher skeptisch
gegenüber: Dem Auto-Computer einmal völlig das Steuer zu überlassen,
können sich laut einer Umfrage der „AutoZeitung“ derzeit nur 27
Prozent der deutschen Autofahrer vorstellen, 62 Prozent sind nicht
bereit, das Fahren komplett abzugeben.
Was können teilautonome, vernetzte und selbstständig fahrende
Autos?
Ob Einparkhilfen, Tempomaten, Stauassistenten oder Abstandsregler:
Viele Funktionen entlasten den Fahrer bereits jetzt. So sind zum
Beispiel sogenannte adaptive Tempomaten, die durch Sensoren den
Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug halten, bei manchen Herstellern
serienmäßig. „Einige Automodelle halten noch bis zu acht Sekunden
selbstständig Spur und Abstand – ohne dass der Fahrer die Hände am
Lenkrad hat. Mehr als acht Sekunden erlaubt der Gesetzgeber heute
noch nicht“, erklärt Frank Mauelshagen. Die Zeiten, in denen der
Fahrer die Hände vom Steuer nehmen kann, sollen zukünftig jedoch
immer länger werden. Ziel ist es, dass der Fahrer die Verantwortung
völlig an das Computersystem übergibt. Das selbstfahrende Auto soll
dann laufend mit anderen Fahrzeugen oder Ampeln kommunizieren, um
bestmöglich voranzukommen und einen effizienteren Verkehrsfluss zu
gewährleisten. Dazu werden Fahrzeuge zukünftig stärker miteinander
vernetzt sein. Dann können Autos erkennen, wo, wie weit weg und wie
schnell andere Fahrzeuge sind. Von diesen wiederum erhalten sie
Informationen über Straßenzustand, Verkehrsdichte und
Witterungsverhältnisse. Heck- und Frontradare orten nachfolgende
beziehungsweise vorausfahrende Fahrzeuge bis etwa 250 Meter
Entfernung. In einigen Jahren sollen Autos selbstständig die Spur
wechseln, sich in den fließenden Verkehr eingliedern und andere Wagen
überholen können.
Selbstfahrende Autos sollen Unfallrisiken reduzieren
Ob zu hohe Geschwindigkeit, zu geringer Abstand oder
Abbiegefehler: Die meisten Unfälle gehen auf Fahrfehler zurück.
Automatisch gesteuerte Autos sollen solche Fehler minimieren. „Ziel
dieser Entwicklungen ist es, Fahrfehler des Menschen auszuschalten.
Die neue Technologie will den Verkehr möglichst komplett unfallfrei
machen“, erläutert Frank Mauelshagen. Dabei geht es auch um
Reaktionsschnelligkeit: Denn anders als der Mensch haben
selbstfahrende Autos keine Schrecksekunde und können laut
Entwicklertests etwa tausend Mal schneller reagieren.
Rechtliche Hindernisse
„Aktuell sind in Deutschland Autopiloten für den öffentlichen
Straßenverkehr gar nicht zugelassen“, betont der Kfz-Experte. Erlaubt
ist nur das teilautonome Fahren. Das bedeutet: Assistenzsysteme
greifen in bestimmten Fahrsituationen ein. Hintergrund ist das
sogenannte „Wiener Übereinkommen für den Straßenverkehr“ von 1968,
das die Basis für die meisten Verkehrsregelungen ist. Das Abkommen
legt fest, dass jedes Auto einen Fahrer braucht, der dieses auch
beherrschen muss und am Ende verantwortlich ist. Allerdings haben die
Vereinten Nationen bereits einen ersten Schritt unternommen und die
Wiener Konvention ergänzt: Nach der Überarbeitung sind Systeme, mit
denen ein Pkw autonom fährt, zulässig, wenn der Fahrer sie im Notfall
jederzeit stoppen kann. Damit dürfte auch im selbstfahrenden Auto ein
Nickerchen auf dem Fahrersitz schwierig werden.
Pressekontakt:
Dr. Claudia Wagner
Tel 0211 477-2980
Fax 0211 477-151
claudia.wagner@ergo.de
ERGO Versicherungsgruppe AG
Media Relations
Victoriaplatz 2
40477 Düsseldorf