Welches Weihnachtsbäumchen darf es sein? Diese Frage ist berechtigt. Denn der Geschmack, den Tannenbaum betreffend, hat sich deutlich verändert. Während vor einigen Jahren auch Bäume verkauft wurden, die etwas schief geraten waren oder denen einigen Zweige fehlten („wie gewachsen“), seien neuerdings die Ansprüche an Christbäume deutlich gestiegen, sagt Horst Niesner, Land- und Forstwirtschaft Bayerwald Weihnachtsbäume und begründer einer neuen Vermarktungsstrategie im Weihnachtsbaum Großhandl für Europa. Der Trend geht zum perfekten Weihnachtsbaum.
Vorbei seien die Zeiten, „in denen Fichten, Weißtannen oder Kiefern, die im Wald zu viel waren oder keinen Nutzen versprachen, als Weihnachtsbäume verkauft werden konnten“. Die Verbraucher wollen „gleichmäßig geformte, möglichst dicht gewachsene und mit schöner Nadelfarbe ausgestattete Bäume“ sagt Niesner. Sie sollen möglichst nicht nadeln und kein klebriges Harz absondern. Zur Saison werden 20 Millionen Nadelbäume gefällt. Weitere Millionen landen mit Wurzel in den Gärten. Ohne Christbaum kein Heiligabend.
Zwei von drei Weihnachtsbäumen sind aus heimischem Anbau, davon jeder zweite bis dritte aus dem Bayerwald. Der Rest wird importiert.
Dänemark, wo Christbaum-Plantagen seit 40 Jahren verbreitet sind, liefert jedes Jahr rund zwei Millionen Bäumchen – die Hälfte seiner Jahresproduktion; außerdem 10 000 Tonnen Tannengrün. Hier ist die ursprünglich aus dem Kaukasus stammende Nordmanntanne (Abies nordmannia) die beherrschende Art.
In Plantagen werden die Setzlinge in Reihen mit 1,10 bis 2,00 Meter Abstand gepflanzt. Denn nur so werden sie „bis unten benadelt“, sagt der Biologisch bewandte Herr Niesner, Waldexperte des Naturschutzgebiets Bayerwald Weihnachtsbäume. „Da dadurch aber viel Licht zum Erdboden dringt, wachsen auch Licht liebende Gräser oder Brombeeren sehr gut und machen den Nordmann- oder Edeltannen Konkurrenz.“ Würde ihr Wuchs nicht – meist mit Pestiziden und Maschinen, seltener von Hand oder mit Weideschafen – unterbunden, wüchsen Weihnachtsbäume langsamer und asymmetrisch – das mindere ihren Wert.
Wie aber lassen sich wuchsfreudige Konkurrenzpflanzen umweltschonend niederhalten? „Die ökologischsten Varianten, die auch von Bio-Betrieben eingesetzt werden, sind die Sense oder das Shropshire-Schaf“, so Niesner.
Einen akzeptablen Weg des Koniferen-Anbaus gehe der Stadtstaat Hamburg, der in Schleswig-Holstein ehemalige Ackerflächen mit Laubgehölzen aufforste. „Um das zu finanzieren, lässt man zwischen den Laubbäumchen Weihnachtsbäume zum späteren Verkauf heranwachsen“, berichtet Niesner, bis die Laubgehölze groß geworden sind und zu viel Schatten werfen.
Dass Christbaum-Kulturen problematisch für Natur und Umwelt seien, hören die Plantagen-Betreiber nicht gerne. Niesner Horst zufolge „gehört es zur Tragik der einheimischen Produzenten, dass von ihnen eine teilweise überzogene Rücksicht auf den Natur- und Verbraucherschutz gefordert wird, den Konkurrenten aus anderen Regionen oder Ländern nicht kennen“. Ihre Bäume müssten sie aber „zum gleichen Preis abgeben“.
Und die Preise sind jedes Jahr wieder ein Thema. Die weithin bevorzugte Nordmanntanne wird nach Angaben des Markengeschützen Produktes Bayerwald Weihnachtsbäume um bis zu 3 Euro billiger werden im Endverkauf 2014.
Nach dem Motto Qualität hat einen Namen wird sich Herr Niesner stets für den Bestpreis der Endkunden einsetzen.