Informations- und Beratungsangebote für ArbeitsmigrantInnen werden für die verstärkte Anwerbung internationaler Fachkräfte immer dringender gebraucht. Wie diese Angebote verbessert werden können, zeigt jetzt eine Studie der Fachhochschule St. Pölten. Darin wurden bestehende Beratungsangebote für ArbeitsmigrantInnen detailliert untersucht und neue Entwicklungslinien und Impulse für Soziale Arbeit aufgezeigt. Die Untersuchungsergebnisse wurden nun auf der Jahrestagung der Migrations- und Integrationsforschung in Österreich der internationalen Öffentlichkeit präsentiert.
Ob mittels Web, Information-Packs oder Face-to-Face ? ArbeitsmigrantInnen brauchen Support. Doch wie kann dieser bedürfnisgerecht gestaltet werden? Dieser Frage ging eine Studie von FH-Prof. Gertraud Pantucek, Studiengangsleiterin für Soziale Arbeit an der FH St. Pölten, nach. „In der Studie haben wir ein Best Practice Modell evaluiert und beschrieben. Dessen Informations- und Beratungsangebote haben sich in der Praxis über die Jahre hinweg bewährt und können nun wichtige Anregungen für die Betreuung von Arbeitsmigrantinnen und -migranten liefern ? ein Schwerpunktthema am Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung der FH St. Pölten“, erläutert Pantucek.
Potenziale nutzen
Als Best Practice Modell wurde eine Migrationsberatungsstelle in Thetford, England gewählt. Denn, so erläutert Pantucek: „England hatte einen drohenden Mangel an Arbeitskräften bereits früh erkannt und im Zuge der 5. EU-Erweiterung 2004 die nationalen Grenzen für EU-Arbeitsmigrantinnen und -migranten geöffnet. Dadurch ergab sich in manchen Regionen starker Zuzug und es waren lokale Verbesserungen und Reaktionen erforderlich. Zu diesen Reaktionen zählen auch Konzepte für die Betreuung von Arbeitsmigrantinnen und -migranten.“ Diese bauen z. T. auf Forschungsergebnissen aus Hochschulen wie der Anglia Ruskin University in Cambridge oder dem Centre on Migration, Policy and Society (COMPAS) an der University of Oxford auf. Dabei wird in diesen MigrantInnen auch ihr Potenzial, die Volkswirtschaft zu stärken, gesehen und wie sich ihr Leben und soziale Begegnungen gestalten, analysiert.
Als ein wesentlicher Teil dieser professionellen Konzepte wurde von Gertraud Pantucek der Übergang von einer „integrativen“ hin zu einer „inklusiven“ Betreuungsarbeit erkannt und beschrieben. Also weg von einem Verständnis, dass ArbeitsmigrantInnen sich an die Kultur des Aufenthaltslandes anzupassen haben und hin zu einer Akzeptanz, dass es um einen Austausch in beide Richtungen geht. Die daraus resultierende Verbesserung der gegenseitigen Kommunikation ist, so die Studie, ein zentraler Schwerpunkt in England. Dies schlägt sich z. B. in der Gestaltung von Informationsangeboten nieder: „Mehrsprachige, multi-mediale Info-Packs und Websites helfen dabei, Migrantinnen und Migranten die Orientierung zu erleichtern und sich auch zu komplexen Themen wie dem Arbeitsrecht in ihrer Muttersprache kundig zu machen“, so Pantucek. Obwohl das Kernthema der Beratungsgespräche laut Auswertung von 103 Fallbeispielen das lokale Angebot an Wohnmöglichkeiten bleibt.
Netzwerke bilden
Bei der Gestaltung des allgemeinen Info-Angebotes werden im englischen Beispiel auch die lokalen Behörden wie Schulen, Spitäler und Polizei eingebunden. Durch die mehrsprachige Umsetzung gelingen Informationsangebote, die bei den ArbeitsmigrantInnen ankommen und auch bei den öffentlichen Stellen Anklang finden. Zusätzlich wird das im Gastland bestehende Netzwerk an Landsleuten der ArbeitsmigrantInnen aktiv in die Unterstützung von Neuankömmlingen eingebunden. Insgesamt führen diese Maßnahmen zu einem höheren Verständnis der erläuterten Themen bei den MigrantInnen. Mit dem Ergebnis, dass das administrative Personal weniger Anfragen erhält und damit signifikant entlastet wird. Eine weitere Entlastung bringen auch noch sogenannte „Language Lines“. Diese basieren auf einer Einbindung von DolmetscherInnen auch in die Telefongespräche, was eine effizientere Gesprächsführung ermöglicht. Dennoch, so zeigte die Studie, sind frei zugängliche Face-to-Face Beratungen durch gut geschulte SozialarbeiterInnen unverzichtbar.
Auf der Jahrestagung der Migrations- und Integrationsforschung in Österreich wurden die Studienergebnisse nun einem internationalen Fachpublikum vorgestellt. Insgesamt liefert die Auswertung der detaillierten Analyse der in Thetford, England, realisierten Konzepte und Maßnahmen wichtige Anhaltspunkte für die Ausbildung am Ilse Arlt Institut der FH St. Pölten. Sie zeigen klar auf, wie inklusive Beratungsangebote es erlauben, Arbeitsmigration als Chance für die volkswirtschaftliche Entwicklung und die gesellschaftliche Innovation zu nutzen.
Pressetext zum Download verfügbar unter: http://www.fhstp.ac.at/presse
Am Dienstag, 2. Oktober, 12 Uhr wird Fr. FH-Prof. Mag.a Gertraud Pantucek, DSA vom Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung live im Gespräch mit Anna Michalski im „CampusTalk“, dem Wissenschaftsformat von campus & cityradio 94,4 zu hören sein.
Livestream unter: www.cr944.at
Über die Fachhochschule St. Pölten
Die Fachhochschule St. Pölten ist Anbieterin praxisbezogener und leistungsorientierter Hochschulausbildung in den Themengebieten Medien, Informatik, Verkehr, Gesundheit und Soziales. In mittlerweile 16 Studiengängen werden rund 2.000 Studierende betreut. Neben der Lehre widmet sich die FH St. Pölten intensiv der Forschung. Die wissenschaftliche Arbeit erfolgt innerhalb der Kompetenzfelder Medientechnik, Medienwirtschaft, IT-Sicherheit, Simulation, Schienenverkehr, Gesundheit und Soziales. Es erfolgt ein stetiger Austausch zwischen Studiengängen und Instituten, in denen laufend praxisnahe und anwendungsorientierte Forschungsprojekte entwickelt und umgesetzt werden.
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