Diabetes mellitus – dabei denken viele von uns vermutlich als
erstes an übergewichtige Rentner. Tatsächlich ist der weit
verbreitete Typ2-Diabetes mellitus vor allem eine Krankheit der
älteren Bevölkerung. Trotzdem kann man schon längst nicht mehr nur
vom „Alterszucker“ sprechen, wie internationale Daten zeigen. Demnach
explodiert die Zahl der Typ2-Neuerkrankungen weltweit und immer
häufiger sind auch jüngere Menschen, sogar Kinder und Jugendliche,
betroffen. Die Internationale Diabetes Federation IDF geht davon aus,
dass die Anzahl der Diabetiker in Europa bis zum Jahr 2030 von
aktuell rund 53 Millionen auf dann rund 64 Millionen Menschen steigen
wird. Warum der Typ2-Diabetes nur so schwer zu stoppen ist, erklärt
Professor Dr. Hans-Georg Joost, wissenschaftlicher Direktor am
Deutschen Institut für Ernährungswissenschaften in Potsdam:
O-Ton1 Prof. Joost: „Der Hauptgrund für die Zunahme des Diabetes
mellitus Typ 2 ist das zunehmende Übergewicht. Wir essen viel zu
viel, zu hochkalorisch, zu fett, auch mit zu viel Zucker und zu viel
Salz. Wir ernähren uns also ungesund und nehmen dadurch an Gewicht
zu. Und dadurch steigt auch das Risiko an Diabetes mellitus zu
erkranken erheblich. Warum diese Zunahme schwer zu stoppen ist, würde
ich persönlich damit beantworten, dass diese unsere ungesunde
Lebensweise gewissermaßen in unserem biologischen Bauplan angelegt
ist. Wir haben eben eine Präferenz, uns so hochkalorisch zu ernähren.
Und eine Prävention muss dieser Tatsache Rechnung tragen und gegen
diese innere Präferenz massiv angehen.“
In einem sind sich alle Experten einig: Regelmäßige Bewegung und
eine gesunde Ernährung sind die beste Medizin, um Typ2-Diabetes zu
vermeiden oder den erhöhten Blutzuckerspiegel wieder zu
normalisieren. Wenn das nicht hilft, gibt es zusätzlich auch
Medikamente, die den Zucker senken und damit zugleich das Risiko für
Herz- und Kreislauferkrankungen mindern können. Gelingt die Senkung
nicht, dann müssen Typ2-Diabetiker das tun, was für erblich bedingte
Typ1-Diabetiker ohnehin täglich gilt: Insulin spritzen. Beide
Diabetesarten sind längst gut behandelbar, heilbar sind sie bislang
aber noch nicht. Dabei macht die Forschung durchaus Fortschritte, zum
Beispiel bei der Entwicklung einer Impfung gegen den Typ1-Diabetes.
Professor Joost lobt die Arbeit in den Diabetesforschungslaboren,
betont aber auch, dass es noch eine Menge zu tun gibt:
O-Ton2 Prof. Joost: Diese möglichen Fortschritte befinden sich
zurzeit alle noch im Bereich der klinischen Studien, das heißt wir
können nicht sicher sein, ob eine Therapie, die zur Zeit geprüft
wird, wirksam ist und kann sie noch nicht allgemein empfehlen. Das
Konzept, den Diabetes mellitus durch eine Impfung zu verhindern, ist
ja schon älter. Wir wissen ja, dass er durch eine Reaktion des
eigenen Immunsystems gegenüber den insulinproduzierenden Zellen
zustande kommt. Insofern ist es ja theoretisch nachvollziehbar, dass
eine Impfung, also ein Eingriff in das Immunsystem, an dieser Stelle
wirksam sein könnte oder sogar müsste. Entsprechende Studien laufen,
ich kann aber noch nicht sagen, ob sie positiv sein werden und der
Therapieansatz damit auch erfolgreich ist.
Den Pressedienst Arzneimittel zum Weltdiabetestag am 14. November
2012 finden Sie unter:
http://www.bpi.de/presse/pressedienst-arzneimittel/
Pressekontakt:
Andreas Aumann, BPI-Pressereferent, Tel. 030 279 09 123,
aaumann@bpi.de
Joachim Odenbach, BPI-Pressesprecher, Tel. 030 279 09 131,
jodenbach@bpi.de