Statistiken belegen, dass die meisten
Verkehrsauffälligkeiten auf menschliches Verhalten zurück zu führen
sind. Bis 2050 plant die EU-Kommission die Zahl der Verkehrstoten auf
null zu reduzieren. „Um diese Vision Zero zu verwirklichen, müssen
die Experten aus ganz Europa Konzepte und Ideen entwickeln, die
insbesondere das menschliche Verhalten im Straßenverkehr in den
Mittelpunkt stellen“, erläutert Dr. Klaus Brüggemann,
Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des VdTÜV. Am 25. und 26. April
findet in Berlin daher der 7. Fit to Drive-Kongress statt. Er ist
seit 2006 eine der wichtigsten Plattformen, die sich international
und interdisziplinär mit dem Verhalten des Menschen im Straßenverkehr
beschäftigen.
Hohes Unfallrisiko durch Alkohol und Drogen
Bei rund 25 Prozent aller Unfälle mit Todesfolge in Europa war
Alkohol mit im Spiel. Ein Blutalkoholwert von 0,5 Promille führt
bereits zu einem doppelten Unfallrisiko, bei 1,1 Promille
verzehnfacht sich das Risiko, bei 1,6 Promille besteht ein 25-faches
Unfallrisiko. „Es muss sich bei allen Verkehrsteilnehmern ein
Verhalten durchsetzen, das zwischen Alkohol und Autofahren klar
trennt“, erklärt Dr. Brüggemann, „da sind natürlich Aufklärung,
Erziehung durch Eltern und Schule und eine gute Fahrausbildung
gefragt.“ Deutschland setzt zudem mit der Medizinisch-Psychologischen
Untersuchung auf einen Schutz der Allgemeinheit vor alkoholisierten
Fahrern verbunden mit einer Unterstützung zu einer nachhaltigen
Verhaltensänderung.
Neben Alkohol stellen auch illegale Drogen im Straßenverkehr ein
hohes Risiko dar. Im Rahmen des DRUID-Projektes wurde bei
Untersuchungen in 13 europäischen Ländern festgestellt, dass rund 3,5
Prozent der Autofahrer alkoholisiert waren und rund 2 Prozent unter
dem Einfluss illegaler Drogen wie Haschisch oder Kokain standen.
Regelverstöße sind keine Kavaliersdelikte
Rasen, drängeln, oder schnell bei Rot über die Ampel:
Regelverstöße haben stark zugenommen und werden kaum geahndet. Dabei
können sie fatale Folgen haben. Bei etwa 30 Prozent aller tödlichen
Unfälle war überhöhte Geschwindigkeit an der Ursache beteiligt. Je
höher die Geschwindigkeit umso höher das Unfallrisiko und umso
gravierender die Folgen. Die Gefahr von zu schnellem Fahren oder
Rasen wird vielfach ausgeblendet: Etwa 40 bis 50 Prozent aller
Autofahrer in Europa fahren regelmäßig schneller als die zulässige
Geschwindigkeit, bis zu 20 Prozent überschreiten die
Höchstgeschwindigkeit um mehr als 10 km/h. „Hier muss eindeutig die
Kontrolldichte erhöht werden“, erläutert Dr. Brüggemann, „letztlich
hat nicht die Höhe einer Strafe die entscheidende abschreckende
Wirkung, sondern die hohe Chance erwischt zu wer-den und danach
konsequent sanktioniert zu werden.“
Best Practice-Modelle stehen im Vordergrund
Im Mittelpunkt des Kongresses stehen Best Practice-Modelle der
einzelnen europäischen Länder und die Begleitung wissenschaftlicher
Projekte. So wurde im Rahmen der Fit to Drive-Kongresse gemeinsam mit
der EU-Kommission die „Bestpoint“-Studie initiiert, die Punktesysteme
der einzelnen Länder auf ihre Wirksamkeit vergleicht. Darüber hinaus
begleiteten die Experten die Einführung einer Medizinisch
Psychologischen Untersuchung ähnlich der deutschen MPU in Polen,
Ungarn und der Slowakei. In einigen Ländern wird dies von
Alkolock-Systemen unterstützt, die einen alkoholisierten Fahrer am
Bewegen seines Fahrzeugs hindern. Die Einbindung dieser technischen
Systeme in ein therapeutisches Gesamtsystem war ein wichtiges Thema
vergangener Fit-to-Drive Kongresse. Auch auf dem 7. Fit to
Drive-Kongress werden die Fachleute ihre jeweiligen Positionen und
Erfahrungen zu diesem Thema austauschen.
„Durch die Fit to Drive-Kongresse konnte ein europäisches
Problembewusstsein für den Menschen und sein Verhalten im
Straßenverkehr geschaffen werden“, erläutert Dr. Brüggemann. „Das
zeigt sich auch darin, dass nun die Verkehrspsychologie in der
Verkehrssicherheitspolitik in Europa verankert wird.“
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