Kiel/Hamburg, den 21. September 2010: Die Datenerhebung für empirische Forschungsprojekte ist zeitaufwändig, mühsam und teuer. Nur selten geben Forschende ihre Rohdaten an andere weiter. Jahr für Jahr beginnen deshalb Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wieder bei Null. In den Wirtschaftswissenschaften soll dies bald besser werden. Die ZBW und das Institut für Informatik der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel starten heute ein Pilotprojekt zur Archivierung und Aufbereitung wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsprimärdaten.
Für die Entwicklung von wirtschaftswissenschaftlichen Modellen, Konjunkturprognosen oder Marktanalysen ist die Erhebung oder Aufbereitung von Forschungsdaten unerlässlich. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beschreiben das dabei notwendige Datenmanagement als beschwerlich und zeitraubend. Data Sharing gibt es in der Community allerdings kaum, Transparenz des Forschungsprozesses nur selten. Ein Zustand, den nicht nur die Gemeinsame Wissenschaftskommission von Bund und Ländern oder die DFG verändern möchten.
Vor diesem Hintergrund startet heute die Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft (ZBW) gemeinsam mit dem Institut für Informatik der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel ein Pilotprojekt zum Datenmanagement wirtschaftswissenschaftlicher Rohdaten. Dabei werden im Rahmen der Exzellenzinitiative der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel mehrere Dissertationsstellen eingerichtet. Während das Institut für Informatik seine IT-Kompetenz einbringt, trägt die ZBW neben ihrem technischen Know-how vor allem mit inhaltlichen Aspekten und Anforderungen ihrer Kundengruppen aus den Wirtschaftswissenschaften zum Erfolg bei.
„Ziel dieses interdisziplinären Kooperationsprojektes ist es nicht nur, die vorliegenden Forschungsprimärdaten aufzubereiten und zu archivieren“, so Universitätspräsident Prof. Dr. Gerhard Fouquet. „Wir wollen vor allem Anreizsysteme für die Forschenden schaffen, ihre Daten öffentlich bereitzustellen. Dies gelingt nur, wenn Datenbeschaffung als eigenständige wissenschaftliche Leistung anerkannt wird“, sagte Fouquet weiter.
Wie dies gelingen soll, erklärte ZBW-Direktor Prof. Dr. Klaus Tochtermann: „Wir setzen semantische Technologien ein, um die Forschungsprimärdaten mit Veröffentlichungen in einen Bedeutungszusammenhang zu bringen. Damit kann zum einen verfolgt werden, welche Korpora von der Community akzeptiert und für eigene Projekte verwendet werden. Zum anderen können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anhand der veröffentlichten Datensätze die Relevanz einer empirischen Studie einschätzen. Zum dritten ermöglichen wir auf diesem Wege das Benchmarking theoretischer Modelle über einen Datensatz.“